Oh Happy Dates
T-Shirt und ich ein Hemdchen, was viel Hautkontakt ermöglicht. Prickelnde Berührungen. Ich lächele in mich hinein, als ich ihn weggehen sehe. Sobald er außer Sichtweite ist, rase ich zu meinem Dad, der auf einer Kiste voll leerer Champagnerflaschen sitzt.
»Hast du einen Stift, Dad«, bedränge ich ihn.
»Ich denke, ich habe noch einen Stift für die Zählkarten beim Golf in der Tasche. Da ist er ja«, sagt er und reicht mir den Stift, ohne seinen Blick von den Läufern abzuwenden. Ich krame in meiner Tasche nach Papier. Das Einzige, was mir in die Finger gerät, ist eine alte Kreditkartenquittung. Die muss reichen.
»George«, rufe ich meinem achtjährigen Neffen zu, »komm mal kurz her.«
George kommt in seinen kleinen Turnschuhen von Arsenal zu mir geschlurft. Ich drehe ihn so, dass er mit dem Rücken leicht vorgebeugt vor mir steht. Ich lege die Quittung auf die feuchte Schulterpartie seines Arsenal-T-Shirts und erstelle in kleiner Schrift eine Liste:
1. »Ich liebe deine Familie.« Das waren exakt seine Worte.
2. »Sarah hat einen fantastischen Hintern.« Gesagt zu George, als George anfing, mir den Hintern zu versohlen und dabei »Dicker Popo, dicker Popo« zu kreischen.
3. »Sie haben eine wunderbare Tochter.« Gesagt zu meinem Dad, als er diesem zum ersten Mal die Hand schüttelte.
4. »George, Sarah und ich werden dich mal am Samstag zu einem Spiel von Arsenal mitnehmen.« Gesagt, nachdem George ihm seine sämtlichen Arsenal-Fanartikel gezeigt hat, die er in seinem Rucksack mit sich herumschleppt.
Ich muss all die reizenden Dinge aufschreiben, die Paul mir heute gesagt hat, damit ich ja nichts davon vergesse, wenn ich später meinen Blog schreibe.
»Glaubst du, er geht wirklich mit uns zu einem Arsenal-Spiel?«, erkundigt sich George.
»Ja, wenn er das sagt, dann tut er das auch«, erwidere ich voller Stolz.
»Ehrlich?«, kreischt George aufgeregt und dreht sich herum.
»George! Halt still, ich versuche zu schreiben.«
»Was schreibst du denn?«, quengelt er.
»Nichts.«
»Es kitzelt«, beschwert er sich und zappelt herum. Meine Hand rutscht aus, und mein winziges Geschreibsel wird von einem langen Strich durchkreuzt.
»Halt doch bitte still, mein Schatz, ich bin ja gleich fertig.«
»Ihr Hintern ist noch größer als deiner«, schreit George und deutet auf das überladene Queen Victoria Memorial an der Pall Mall, das sich vor uns erhebt. Seine Schwester Rosie, meine sechsjährige Nichte, kichert, und dann fangen beide an zu singen: »Sarah und Paul sitzen im Baum und KÜSSEN sich.«
»Kümmere dich um deine Kinder!«, rufe ich meiner Schwester Gail zu. Gail sieht mir sehr ähnlich, hat aber viel mehr Busen und ist kleiner. Sie dreht sich achselzuckend zu mir um.
»Sie sind ungeduldig, was soll ich da tun?«
»Wann ist Oma endlich fertig? Ich habe Hunger«, jammert George.
»Bald, mein Schatz. Sehr bald«, sage ich ihm.
Eigentlich sollte sie jeden Moment hier sein. Simon kam schon vor über einer Stunde über die Zielgerade. Er hat sich am Rand aufs Gras gelegt, und Ruth massiert ihm seitdem den Rücken. Ich stecke die Quittung zurück in mein Portemonnaie und ziehe das selbst gemachte Banner aus meiner Tasche.
»Wie geht es dir denn, du Athlet?«, erkundige ich mich
schreiend bei Simon. Er hebt den Kopf aus seinen Händen.
»Beschissen.«
»Das darfst du nicht wiederholen, George«, sage ich. George kichert.
»Sie wird gleich hier sein. Gib uns das andere Ende des Banners«, sagt Simon, indem er aufsteht und zu mir herüberkommt. Beim Bewegen seiner Gliedmaßen verzieht er sein Gesicht.
»Okay. Nur bis Paul zurückkommt.« Wir drapieren das Banner über dem Geländer und recken unsere Hälse, damit wir die Strecke einsehen können. Ich fange leise an mit da da da di da .
»Da ist sie, da ist sie«, keucht mein Dad und erhebt sich. Seine Gleitsichtbrillengläser müssen unglaublich sein. Er deutet auf einen Punkt in der Ferne.
»Das ist sie!«, kreischt meine Schwester.
Wir beobachten sie alle einen Moment lang. Aber keiner sagt etwas. Ich glaube sogar, dass keiner mehr atmet. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie im Laufschritt ankommt. Aber ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass sie so aussehen würde. Mum bewegt sich unglaublich langsam. Sie humpelt und schwankt. Aber es ist nicht die Art von Schwanken, die man von den Leuten kennt, die mit einer Dose Spezialbräu an der U-Bahn-Station von Camden herumhängen.
»Ist mit Oma alles in Ordnung?«, fragt George
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