Oh Happy Dates
zwischen seinen Beinen ein Hallo.
»Alles in Ordnung mit dir, Sare, was hast du da drunter?«
»Nichts.« Es kommt mir etwas schrill über die Lippen.
»Haben Sie denn Schmerzen?«, erkundigt sich der Mann aus Apartment drei. Er klingt besorgt.
»Du hast dir für dein großes Date Haarentfernungscreme auf deine kleine Lady geschmiert«, witzelt Simon.
»Mir geht es gut, danke.« Ich nicke dem fremden Mann zu. Dann sage ich im Flüsterton zu Simon: »Eigentlich
wollte ich in aller Ruhe meine Bikinizone enthaaren, aber das kann ich nicht, weil deine Freundin seit einer Ewigkeit auf dem Klo sitzt.«
»Aha, also das ist der feuchte Fleck, nicht wahr?«, sagt der Mann und zeigt auf die feuchte Stelle.
»Sie kann nichts dafür, Yoga und Massage stimulieren die Verdauungsorgane«, keucht Simon defensiv. »Sie weiß doch nicht, dass du Enthaarungscreme aufgetragen hast.«
Der Mann aus Apartment drei flüstert verlegen: »Ich gehe dann besser wieder. Keine Umstände, Sarah, ich finde schon selbst hinaus. Machen Sie nur Ihr, äh, Ding.«
Ich warte weitere zwölf Minuten, bis Ruth endlich aus dem Badezimmer kommt. Ich halte die Luft an und gehe hinein. Mannomann, für ein hübsches Mädchen, das sich gesund ernährt, schafft sie es tatsächlich, binnen zwanzig Minuten eine Kriegszone zu schaffen. Ich wische die Creme ab. Zwei Büschel bleiben übrig. Mein Schambereich sieht jetzt aus, als wären zwei kleine Spinnen auf dem Rücken liegend darauf verendet. Blöder verrückter Kanadier. Oh, aber ich habe eine neue SMS. Von Paul. Der Gedanke an dich in der Badewanne macht ALLES angenehm xxx. Wow. Wir sind jetzt bei drei Küssen und erotischen Textnachrichten angelangt. Danke, Gott.
19
Heute Morgen befiel mich Panik. Mir wurde nämlich plötzlich klar, dass es möglicherweise geisteskrank war, einen Mann beim dritten Treffen zum Kennenlernen der gesamten Familie einzuladen. Die Panik hätte ich mir sparen können! Es war einfach alles rundum gelungen und wunderbar. Alle lieben ihn. Abgesehen von meiner Mutter. Sie hat ihn noch nicht kennengelernt, weil sie fünf Stunden lang gelaufen ist. Wir haben uns alle an der Pall Mall versammelt, um Mum auf dem letzten Stück der Strecke anzufeuern. Ich kann es gar nicht erwarten, sie zu sehen. Wir werden das Banner entrollen und die Musik von Die Stunde des Siegers summen.
Ich kann es nicht ändern, ich muss ständig grinsen. Als hätte mir jemand eine CD in den Mund geschoben. Und jedes Mal, wenn Paul etwas Wunderbares sagt oder tut, was permanent der Fall ist, fühlt mein Magen sich an wie im Schnellschleudergang einer Zanussi. Warum habe ich so viel Zeit damit vergeudet, keinen Mann zu wollen? Warum bin ich ständig darauf herumgeritten, wie blöd Beziehungen sind? Ich habe mich nicht nur im Negativsumpf gesuhlt, sondern darauf ein riesengroßes Schloss errichtet.
Apropos Planerfüllung: Ich sollte vielleicht öfter Pläne schmieden. Fünfzig Wege, eine Rolle in der neuen Staffel von 24 zu bekommen. Fünfzig Wege zu einem festen Hintern. Aber wenn ich mich wieder mit Zukunftsplänen befasse,
sollte ich darauf verzichten, an einem heißen Tag enge Jeans zu tragen, wenn ich vierundzwanzig Stunden zuvor die Haare in meinem Intimbereich komplett entfernt habe. Die einzige Möglichkeit, das Jucken zu lindern, sind kleine Hüftbewegungen. Ich hoffe nur, er denkt nicht, ich hätte irgendeine ansteckende Krankheit.
Pauls Telefon vibriert in seiner Tasche. Wenn ich mich jetzt herumdrehen würde, könnte ich meinen Schambereich ein wenig daran kratzen. Lieber nicht. Sein Telefon hat fast den ganzen Tag vibriert.
»Mein Gott, du bist aber gefragt.«
»Ich wünschte, ich wär’s.« Er schaltet es in seiner Tasche ab, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen. »Arbeit.«
»Geh doch dran. Mir macht das nichts.«
»Nein. Ich bin mit dir hier. Und mit deiner Familie.«
Ein lächerlich ekstatisches Schluckaufgeräusch entfährt mir, ehe ich es stoppen kann.
»Ich muss mich mal nach einem Klo oder einem Busch in einer kinderfreien Zone umsehen, bevor deine Mum hier durchkommt«, sagt er und haucht mir einen Kuss auf die Wange. Ich hätte mich am liebsten an ihn gedrückt und sein Gesicht abgeknutscht. Die Sonne scheint, und ich habe bei Tageslicht Champagner getrunken. Allein das macht mich schon heiß. Dazu kommen aber noch Pauls warmer Körper an meiner Seite und seine Hand, die den ganzen Tag auf meinem Rücken geruht hatte, die mein Verlangen unerträglich machen. Er trägt ein
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