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Oh Happy Dates

Oh Happy Dates

Titel: Oh Happy Dates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holmes Lucy Anne
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unschuldig.
    Ich schaue meinen Dad an, weil man das so macht. Man wendet sich an seinen Dad, weil man von ihm erwartet, alles zu wissen. Aber er hat eine Träne im Augenwinkel. Mein Dad weint nicht. Vielleicht regnet es. Oder vielleicht habe ich ihn beim Sprechen ein wenig angespuckt.

    Ich drehe mich gerade rechtzeitig wieder zu Mum, um mitzubekommen, dass Simon sein Ende des Banners George in die Hand drückt. Dann macht er plötzlich einen Satz übers Geländer.
    »Was machst du denn da?«, schreie ich wie eine wütende Ehefrau hinter ihm her.
    »Ich werde deine Mum unterstützen. Sie führt dort den Blasentanz auf, und das ist nicht gut. Bin gleich wieder zurück.«
    Wir verfolgen, wie er gegen den Strom der erschöpften Endspurtler anrennt. Als er Mum erreicht, legt er ihr einen Arm um ihre Taille und schleppt sie weiter. Sie sieht aus, als kämen ihr gleich die Tränen vor Erleichterung, endlich vom Gewicht auf ihren Füßen befreit zu sein. Wir jubeln alle. Sie sind nun mit uns auf gleicher Höhe, und meine Mutter blickt hoch zu Simon und sagt: »Mein Held.« Wir brechen wieder alle in Jubelrufe aus. Ich spüre eine vertraute Hand in meinem Kreuz. Ich drehe mich um und lächele Paul an.
    »Das ist meine Mum«, sage ich und bin noch nie stolzer gewesen.

20
    Die Einzige, die im Moment nicht betrunken ist, ist meine Mutter. Aber sie hat den ganzen Tag nichts Alkoholisches getrunken. Sie ist zweiundvierzig Kilometer gelaufen. Sie hat sich dreimal in Medizinzelten verarzten lassen. Zweimal wegen Blasen an ihren Füßen, die jetzt wie blutige Stummel aussehen, und einmal, um die schmerzhaften Stellen zwischen ihren Beinen behandeln zu lassen, wo die Oberschenkel stundenlang aneinanderrieben.
    Simon sagte: »Val! Entlang der ganzen Route wird einem doch ständig Vaseline angeboten, damit man sich damit gegen das Wundscheuern einreiben kann.«
    »Oh! Ich dachte, das sei für meine Lippen! Ich fand es sehr nett«, quiekte sie. Dann wurde sie sehr rot.
    Jetzt sitzt sie auf ihrem sehr unbequemen Wirtshausstuhl, ihre eine Hand hält Dad, die andere immer das Familienmitglied, welches ihr gerade unsere Liebe versichert.
    Ich finde, der heutige Tag war bis jetzt der beste in meinem Leben. Aber etwas macht mir zu schaffen. Da spukt eine Frage durch meinen Kopf, die ich beantwortet haben möchte. Ist Paul nun mein fester Freund? Mit neunundzwanzig gibt es nichts, was unkompliziert wäre. Damals mit zwölf, nachdem mein Schlüsselbein geheilt war und Dave Barnes schon nicht mehr mit Michelle ging, ließ er durch seinen Freund James anfragen, ob ich mit ihm Eisessen
gehen wolle. Ich hatte Dave Barnes immer gemocht, also sagte ich leichthin: »Ja, gut«, und wir gingen zusammen Eisessen. Das war eine ganze einfache und klare Sache. Ich wusste sofort, dass wir jetzt Freund und Freundin waren. Und jetzt hege ich die Vermutung, dass Paul mein Freund ist. Ich spüre, dass wir uns in den Geburtswehen einer fantastischen Freundschaft befinden. Doch ich gebe mich in dieser Angelegenheit sehr unbekümmert. Zugegeben, diese unbekümmerte Haltung gelingt mir nicht gut, denn schließlich strahle ich ihn die ganze Zeit an wie die Röhren einer Sonnenbank. Doch ich habe sehr darauf geachtet, ihn nicht damit zu verschrecken, indem ich die Namen ausspreche, die ich mir für unsere vier Kinder ausgedacht habe, oder indem ich ihm versichere, er sei der lustigste und schönste Mann, den ich je kennengelernt habe, und ich grapsche ihn mir auch nicht, um ihn abzulecken. Für meine Verhältnisse bin ich also cool. Aber ich habe jede Menge Alkohol im Blut und verliere deshalb sehr rasch die Fähigkeit, cool zu sein.
    »Deine Mum ist reizend«, flüstert Paul mir zu, indem er sich über mich beugt und meine Knie berührt.
    »Ist sie, nicht wahr?« Ich lächele ihn an.
    »Ich habe mich heute sehr wohlgefühlt«, berichtet er mir ernst.
    »Ich auch. Ich denke, es war der beste Tag meines Lebens.« Sehen Sie, das war nun überhaupt nicht cool. Und ich wünschte, ich könnte diesem Grinsen Einhalt gebieten. Sicherlich sehe ich aus wie eine Schwachsinnige.
    »Sollen wir anschließend einen Spaziergang am Fluss entlang machen, um ein wenig von dem Essen abzuarbeiten?«, schlägt er vor.
    »Das wäre schön.«
    »Sarah und Paul sitzen in einem Baum und KÜSSEN
sich«, gluckst George. Ich dachte, es sei uns gelungen, George abzulenken, indem wir ihm mein Mobiltelefon zum Spielen gaben. Offenbar nicht.
    Paul wendet sich George zu, der neben ihm sitzt, und

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