Oh, Mandy
hier?” Bei dem Wort „Halbblut”
zuckte Jesse zusammen. Er war häufig genug selbst mit solchen und schlimmeren Ausdrücken bedacht worden und fragte sich, wem diese rassistische Äußerung diesmal galt. Aufgebracht schloss er die Finger fester um den Riemen seiner Tasche.
„Nichts, ehrlich”, antwortete jemand leise.
Jaime? Die Angst in der Stimme des Jungen veranlasste Jesse, den Rest des Weges zu laufen. In der Scheune warf er seine Tasche beiseite.
„Was ist hier los?” fragte er wütend den Cowboy, der Jaime gegen die Wand drückte.
Der Cowboy schaute nicht einmal auf. „Kümmere dich um deinen eigenen Kram”, knurrte er und verstärkte den Griff um Jaimes Kragen. „Ich hab dir gesagt, du sollst von meinen Sachen wegbleiben, oder nicht?” fuhr er zornig fort. „Oder nicht?” wiederholte er noch lauter wurde, als Jaime nicht sofort antwortete.
Jaime schluckte. „Ja, Sir,”
„Nun, jetzt wirst du für deinen Ungehorsam büßen.” Der Cowboy ließ Jaime los und griff nach seiner Gürtelschnalle, öffnete sie und zog den Gürtel aus den Schlaufen. Er legte ihn einmal zusammen und ließ ihn zischend knallen.
Er hatte den Gürtel bereits über den Kopf gehoben, als Jesse seinen Arm abfing und festhielt.
Der Cowboy wirbelte herum und starrte Jesse wütend an. „Ich hab dir gesagt, du sollst dich um deine eigenen Angelegenheiten kümmern”, stieß er hervor.
Obwohl Jesse ihm am liebsten geantwortet hätte, er solle gefälligst die Finger von seinem Sohn lassen, konnte er das nicht. Stattdessen erklärte er: „Jaime ist meine Angelegenheit.”
Mit seiner freien Hand versuchte der Cowboy, Jesse einen Faustschlag zu verpassen, doch Jesse war schneller und stärker. Er packte die Hand des Mannes, bevor der sein Ziel erreichen konnte, und presste den Cowboy gegen die Wand.
„Das hätte ich mir denken können”, zischte der Cowboy. „Du bist ja auch so ein Halbblut, und ihr haltet doch immer zusammen.”
Die heiße Wut, die Jesse verspürte, ließ ihn seine Umgebung vergessen und nur noch das Gesicht des Mannes vor sich sehen. Er ballte eine Hand zur Faust und schlug ihm in den Magen. Einmal. Zweimal. Und ein drittes Mal. Der Cowboy stöhnte vor Schmerzen auf, bevor er sich nach Luft schnappend krümmte.
„Jesse! Du meine Güte ! Was machst du da?” Es war Mandy.
Sie packte seinen Arm, doch Jesse schüttelte sie ab und schlug noch einmal zu. Diesmal traf er das Kinn des Cowboys, so dass dieser rückwärts gegen die Wand geschleudert wurde.
Entsetzt drängte Mandy sich zwischen die Männer und presste die Hände gegen Jesses Brust. „Hör auf!” rief sie. „Hör sofort auf!”
Jesse ließ die Hand sinken, mit der er den Cowboy aufrecht gehalten hatte, und Mandy musste zur Seite springen, als er stöhnend zu Boden sackte.
Sie stemmte die Hände in die Hüften und wirbelte zu Jesse herum. „Was ist hier los?”, wollte sie wütend wissen.
Jesse bückte sich, um seinen Hut aufzuheben. „Er hat Jaime ,Halbblut’ genannt”, brummte er. „Und wollte ihn auspeitschen.”
„Ihn auspeitschen?” Mandy drehte sich zu Jaime herum. „Oh, Baby!” rief sie und zog ihn in die Arme. Dann schob sie ihn auf Armeslänge von sich fort, um ihn anzuschauen. „Hat er dir wehgetan?”
Jaime, noch immer blass und zitternd, lächelte zaghaft. „Nein, Jesse hat ihn sich geschnappt, bevor er eine Chance dazu hatte.”
Mandy ließ ihren Sohn los und wirbelte erneut herum, diesmal, um den Cowboy wütend anzustarren. „Sie sind entlassen”, sagte sie knapp. „Packen Sie Ihre Sachen und verschwinden Sie. Und wagen Sie es nicht, sich auf der Double-Cross-Heart-Ranch noch einmal blicken zu lassen. Haben Sie mich verstanden?”
Der Cowboy kam mühsam auf die Beine. Seine Augen funkelten bösartig. „Klar und deutlich.” Er fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und wischte sich dadurch das Blut über die Wange. „Ich mochte sowieso nie für eine Frau arbeiten.”
Die drei Pferde trotteten langsam über die Wiese und begannen einen kleinen Hügel hinaufzuklettern. Mandy und Jesse, deren Sohn zwischen ihnen ritt, waren sehr schweigsam aufgrund der hässlichen Szene, die sich in der Scheune abgespielt hatte.
Jaime schien ihre düstere Stimmung nicht zu teilen.
„Du warst klasse, Jesse!” Jaime machte eine Faust und schlug dreimal in die Luft. „Zack!
Zack! Zack!” Er warf den Kopf zurück und lachte. „Und hast du Rubes Gesicht gesehen? Er hatte echt keine Chance. Oh, Mann! Wenn ich
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