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Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Titel: Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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wohl der Grund, warum viele Frauen Kepler anziehend fanden. Diese Mischung war auch das Ziel von Budis Anstrengungen. Nicht der äußere Schein, sich passend geben konnte er mittlerweile ziemlich gut, er wollte es genauso wie Kepler empfinden.
    Der Tag war sehr heiß, deswegen hatte Budi ein Muscleshirt an. Er ve rschränkte die Hände hinter dem Kopf und streckte sich. Seine Muskeln zeichneten sich deutlich ab, was auf die Frau Eindruck zu machen schien. Aber als Budi ohne weitere Überlegungen zu ihr ging, sah sie ihn abweisend an. Anscheinend hatte sie nichts dagegen, seinen Körper anzusehen, aber darüberhinaus ging ihr Interesse nicht. Budi straffte sich und sah die Frau sachlich an. Sie war kleiner als er und blickte ihn von unten nach oben an, aber ihm kam es vor, dass es genau andersherum war. Er kannte die Sorte, das waren weibliche Keplers. Budi zuckte trotzdem mit keinem Muskel und nahm die Sonnenbrille ab.
    "Entschuldig ung, Miss, Sie sind nicht zufällig Lehrerin?", erkundigte er sich.
    Eigentlich zu schnell, bevo r er richtig nachgedacht hatte. Kepler tat es so. Der Typ war eiskalt, er konnte im Gefecht, bei dem ganzen Lärm, Stress und unter Beschuss völlig ruhig und rational die Parameter für einen Schuss auf zwölfhundert Meter Entfernung durchrechnen. Bei Frauen verließ er sich dagegen fast nur auf seine Intuition. Die war bei ihm sehr gut entwickelt, obwohl es eigentlich die weibliche Domäne war. Aber Kepler war völlig durchgeknallt und alles andere als gewöhnlich oder normal. Oder auch nur zurechnungsfähig.
    Die Frau sah Budi mehr als erstaunt an, aber ihr Blick war nicht mehr hinterli stig, sondern angenehm überrascht.
    "Woher wissen Sie das?" , fragte sie.
    "Was unterrichten Sie?", ging Budi auf ihre Frage nicht ei n.
    "Geschichte."
    "An einer höheren Schule", wagte Budi noch eine Prognose.
    "Uni", bestätigte die Frau noch mehr erstaunt.
    Budi bedachte sie mit einem anerkennenden Blick, sie war noch sehr jung.
    "Danke für die Auskunft."
    Er setzte die Brille auf, als ob er wieder gehen wollte. Sein Bluff ging auf.
    "Was ist das denn für eine Anmache?", hielt die Frau ihn perplex zurück.
    "Keine Anmache. Ich beobachte gern Menschen", erfand Budi umgehend eine Ausrede. "Wollte mich nur vergewissern, ob ich Sie richtig eingeschätzt habe."
    " Nun warten Sie doch", wies die Frau an. "Wie heißen Sie?"
    "Hoca Nasreddin", stellte Budi sich prompt vor und streckte die Hand aus.
    Die Frau hielt inne und sah ihn misstrauisch an.
    "Das ist doch nicht wahr", sagte sie, aber nicht völlig überzeugt.
    "Aber doch. Ich kann Ihnen meinen Pass zeigen. Sagen wir, beim Dinner?"
    "Das ist jetzt eine Anmache", behauptete die Frau.
    "Logisch", stimmte Budi ihr sofort zu. "Also?"
    Sie lächelte amüsiert.
    "Okay."
    In diesem Moment öffneten sich die Türen des Flughafeneingangs und eine Menschenmenge strömte heraus. Die Frau richtete sich auf, Budi ebenso.
    "Haben Sie ein Telefon?", fragte er schnell.
    Sie nannte ihm ihre Nummer. Budi wiederholte sie, um sie sich einzuprägen, dann reichte er der Frau die Hand, während er nach Kepler Ausschau hielt.
    "Okay, ich melde mich bei Ihnen", sagte er.
    "Wen erwarten Sie?", fragte die Frau überrascht darüber, dass seine Aufmerksamkeit nicht mehr ausschließlich ihr galt.
    "Meinen Bruder" , antwortete Budi.
    Er sah in Richtung des Einganges, während die Frau ihn an blickte. Plötzlich löste Kepler sich aus dem Menschenschwall, der aus dem Gebäude kam. In seinem Gesicht lag der übliche undurchdringlich ruhige Ausdruck, aber als er Budi sah, lächelte er knapp. Budi machte einen Schritt vor. In diesem Moment hielt ihn eine Hand zurück. Er drehte den Kopf. Die Lehrerin sah ihn perplex an.
    "Das da ist Ihr Bruder?"
    "Ja", antwortete Budi und ging los.
    Er konnte Keplers Augen wegen der Sonnenbrille nicht sehen, als er ihm wortlos die Hand reichte, aber er sah, dass sein Freund sich auch freute, und zog unwillkürlich an seiner Hand. Kepler stockte, dann klopfte seine linke Hand leicht auf Budis Rücken. Es war keine Umarmung, sie berührten sich nur knapp mit ihren rechten Schultern. Dann gingen sie wortlos weiter. Kepler warf einen Blick auf die Lehrerin und lächelte leicht. Budi nickte ihr zu, dann machte er den Kofferraum auf. Kepler warf seinen Rucksack hinein, dann stieg er ein.
    Sie fuhren schweigend. Kepler blickte aus dem Fenster. Budi warf einen Blick auf ihn. Dieser kalte Weiße war wieder da, nur das zählte.
    "Joe."
    Budi reichte ihm die Hand.

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