Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
Gehweg entfernt, befahl Kepler dem Mann stehen zu bleiben und schlug ihm dann mit zwei schnellen Tritten in die Kniekehlen. Der Mann fiel auf die Knie. Er krümmte sich, als Kepler ihm die Glock in den Nacken drückte und seine halberhobenen Hände begannen zu zittern.
" Bist du Detective Urchi vom Sittendezernat?", fragte Kepler.
"Ja", brachte der Polizist kaum hörbar heraus.
" Sagt dir der Name Doyle Shine etwas?", wollte Kepler wissen.
" Nein...", keuchte Urchi.
" Wirklich? Dann erinnere dich", befahl Kepler. "Er wurde wegen Vergewaltigung angezeigt. Du hast es als einvernehmlichen Sex dargestellt und den Fall aus Mangel an Beweisen geschlossen. Die Frau hat sich deswegen umgebracht."
Die ruhig ausgesprochenen Worte versetzten Urchi mehr als die Glock in Angst. Er hob den Kopf und wollte über die Schulter blicken. Budi stand ruhig und schweigsam neben ihm. Urchi sah ihn kurz an, erzitterte trotz des Tuches vor dem Gesicht des Sudanesen, drehte den Kopf zurück und senkte ihn wieder.
"Aber es gab wirklich keine Beweise gegen Shine", winselte er fast panisch.
"Hast du sie überhaupt gesucht?", wollte Kepler wissen.
Er bekam keine Antwort, Urchi murmelte nur etwas. Kepler drückte ihm die Glock an den Hinterkopf.
"Überprüf den Fall nochmal – alle deine Fälle – und verschaffe den Frauen die Gerechtigkeit, die ihnen zusteht", befahl er langsam und deutlich. "Tue es um deiner Tochter Willen, damit sie in einer besseren Welt aufwächst."
"Mache ich, mache ich", versprach der Polizist hastig.
"Das wirst du. Sonst töte ich dich wenn nötig direkt vor den Augen deiner Familie, damit andere daraus lernen", versprach Kepler. "Jetzt leg dich mit dem Gesicht auf den Boden. In zehn Minuten darfst du zu deiner Familie zurück."
Urchi warf sich hin und deckte sein Gesicht mit den Händen ab. Kepler beugte sich und drückte ihm die Glock wieder an den Kopf.
" Denk an dein Versprechen und vergiss gründlich, dass dieses Gespräch stattgefunden hat", befahl er. "Sonst wirst du nicht sehen, wie dein Kind aufwächst."
Als er sich aufrichtete, zuckte Urchi unwillkürlich zusammen.
"Ich schlage niemanden, der am Boden liegt", sagte Kepler. "Ihn zu e rschießen habe ich überhaupt keine Hemmungen."
4 4. Vielleicht hatte der Appell an die Menschlichkeit etwas gebracht, die Drohungen hatten es bestimmt gemacht, auch nach Tagen fanden Kepler und Budi keine Anzeichen, dass die Polizei sich für sie interessierte. Sie fühlten sich zwar relativ sicher, aber sie beschlossen, eine Zeitlang durch die abgeschiedenen Gegenden von KwaZulu-Natal zu wandern. Sollte Urchi es sich anders überlegen und sie zu finden versuchen, würden sie es bei der Rückkehr feststellen und könnten dann wieder unauffällig verschwinden.
Kepler und Budi fuhren zum The Workshop , einem der größten Einkaufszentren Durbans, sie wollten Angelausrüstung und einen Kocher mitnehmen.
Auf dem Weg zur Kasse passierten sie die Spielzeugabteilung. Sie waren fast durch, als Kepler abrupt stehenblieb. Budi folgte seinem Blick in einen Seitengang. Dort schob ein Soldat einen Rollstuhl vor sich her. Darin saß ein Mädchen von etwa zehn Jahren. Die Kleine war an Schläuche angeschlossen, ihr Körper war unnatürlich verkrampft. In dem Moment, in dem Kepler und Budi hinsahen, passierten der Soldat und seine Tochter einen aus Verpackungskartons aufgebauten Turm. Die großen Kartons enthielten das, was das Herz jedes Mädchens höher schlagen ließ, die ganze Welt von Barbie. Die Kleine im Rollstuhl hielt einen viel kleineren Karton in den Händen und beim Anblick von Barbie wurde ihr Blick sehnsüchtig. Während ihr Vater sie am Stapel vorbeischob, sah sie unentwegt hin. Dann blickte sie mit einer Hoffnung auf ein Wunder zum Vater hoch. Die Kiefer des Soldaten waren zusammengepresst, als er den Kopf schüttelte. Die Hoffnung in den Augen des Mädchens erlosch, aber es lächelte seinem Vater aufmunternd zu. Zurück zu lächeln, kostete den Mann alles.
Budi ging wortlos zum Stapel mit den Barbies und nahm einen Karton. Der Soldat und seine Tochter waren wohl nur wegen des kleinen Spielzeuges hier gewesen, sie gingen nun zur Kasse. Kepler und Budi folgten ihnen zum Parkplatz. Dort öffnete der Soldat die Türen und den Kofferraum eines alten Citi .
"Hey, Soldat", rief Kepler.
Angehörige der South African National Defence Force, allesamt Berufssoldaten, hatten kein hohes Ansehen in der Bevölkerung. Seit dem Ende der Apartheid änderte sich das nur
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