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Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Titel: Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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hinter ihnen erhoben hatte. Weder Budi noch Sobi hätten das überlebt, hätte Kepler ihren Angriff nicht gesichert. Danach hatte er jedem Milizen in der Einheit mehr als nur einmal das Leben gerettet.
    Er hatte nie mit seinem Können geprotzt, aber vormachen konnte ihm nie j emand etwas. Kepler kam Budi wie ein durchgeknallter Roboter vor, völlig gefühlsatrophiert, kalt, berechnend und brutal. Sein immenses Wissen und seine Fähigkeiten machten ihn tödlich. Er war ein besserer Soldat als jeder andere, trotzdem lernte er von den Milizen den afrikanischen Krieg, um noch besser zu werden. Und gleichzeitig hatte er versucht, menschlich zu bleiben. Deswegen hatte niemand sich gerührt, als er Sobi erschossen hatte.
    Budi war in einem Land geboren, das ununterbrochen Krieg gegen sich selbst führte. Von seiner Kindheit in einem Dorf irgendwo in Darfur hatte Budi nur einige vernebelte Fetzen im Kopf, die mehr einem Traum denn einer Erinnerung glichen. An bewaffnete Männer, die ihn von dort gewaltsam weggebracht hatten, erinnerte er sich besser. Er wusste noch, dass es ein FN-FAL-Gewehr war, mit dessen Kolben seine Mutter geschlagen wurde, damit sie ihn losließ. Er erinnerte sich daran, dass sie geweint und geschrieen hatte, aber er wusste schon lange nicht mehr, wie sie aussah. Danach hatte man ihn, Abib und die anderen Jungen in ein Lager gebracht. Ihnen wurde gesagt, sie seien jetzt richtige Männer. Man gab ihnen Drogen, dann AKs, und schickte sie in den Kampf. Budi wusste nicht, wofür er kämpfte. Er hatte Angst und schoss, weil die Gegner es taten. Irgendwann überredete er Abib zur Flucht, weil er keine Bauern mehr töten konnte. Aber ihr Dorf gab es nicht mehr und so gingen sie weg aus Darfur nach Dschanub Kurdufan. Doch der Krieg war überall. Budi und Abib schlossen sich Abudis Miliz an. Eigentlich nur, um etwas zu essen zu haben. Sie blieben, weil sie nicht mehr sinnlos töten mussten, und weil die Bezahlung gut war.
    Dann war Kepler aufgetaucht und hatte Budi das Gefühl gegeben, ein Soldat zu sein. Er hatte ihn und die anderen gelehrt, dass der Krieg niemals ruhmreich oder heldenhaft war, aber dass eine Schlacht um ein namenloses Dorf bedeutungsvoll sein konnte. Und, dass auch wenn niemand später wissen würde, wessen Blut die Erde getränkt hatte, der Tod in einem solchen Kampf trotzdem nicht vergeblich war, weil er für jemand anderen vielleicht das Leben bedeutete.
    Kepler begegnete Prostituierten mit Respekt und Achtung, und obwohl er Mördern drohte, deren Familien umzubringen, er war nicht fähig, einem Unschuldigen auch nur ein Haar zu krümmen. Wenn er verletzte Feinde auf dem Schlachtfeld mit Kopfschüssen tötete, tat er es, um sie zu erlösen. Ihm war nicht mehr viel heilig, aber für diese elementaren Werte würde er fast alles tun. Deswegen hatte er Abibs Mörder getötet, und seinen Gönner Abudi, und Kobi, dem er im Kampf sein Leben anvertraut hatte.
    Und obwohl Kepler kaum Schmerz empfinden konnte, erinnerte Budi sich sehr gut an sein vor Kummer verzerrtes Gesicht, wenn Kameraden fielen, obwohl er alles in seiner Macht stehende getan hatte, damit sie überlebten. Seine Rache für Abib war bezeichnend dafür gewesen, doch erst in diesem Moment hatte Budi verstanden, wieviel er und die anderen Kepler bedeutet hatten. Als Kommandeur hatte er jedem in der Einheit das Gefühl gegeben, etwas wert zu sein. Nur für sich selbst hatte er das nie verlangt oder in Anspruch genommen.
    G enau das wollte Budi ihm geben, so wie er es von ihm bekommen hatte. Die Freundschaft mit Kepler und ein wenig Frieden für sie beide war so ziemlich alles, was er sich von seinem Leben erhoffte.
    Was dieser Frieden war, wusste Budi nicht genau . Vielleicht waren es das herrliche Wetter und die Freude über die Rückkehr seines Freundes. Und die Anwesenheit einer wunderschönen jungen Frau, die einige Meter entfernt neben ihrem Auto stand und anscheinend ebenfalls auf den Flug aus Kapstadt wartete.
    Plötzlich fühlte Budi sich gut und leicht. Er lächelte der jungen Frau zu und drehte den Kopf weg. Als er einige Momente später erneut zu ihr blickte, sah sie ihn verstohlen an. Budi lächelte in sich hinein. Keplers Art funktionierte meistens. Eigenartigerweise hatte dessen neutrale Kälte eine anziehende Wirkung auf Frauen. Wahrscheinlich, weil er in seinem tiefsten Innern eine ungeheuchelte Achtung und Respekt vor ihnen hatte. Sie spürten es, bewusst oder nicht, und diese Mischung aus Arroganz und Ehrbietung war

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