Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
knapp und freudlos.
"Eine angeborene Fähigkeit, Hoca, perfektioniert durch jahrelange Übung."
Einige Minuten später kam der Mechaniker. Er hatte den Fehler gefunden, es war ein Masseschluss im Motorkabelbaum, aber die Reparatur würde einen Tag dauern. Drei Minuten später verließen Kepler und Budi die Werkstatt.
4 1. Alle Dinge konnten tatsächlich von mindestens zwei Seiten betrachtet werden. Das galt auch für das, was Oma Kepler über das Leben beigebracht hatte. Einerseits war dieses Vermächtnis für ihn dasselbe wie für einen Computer das BIOS, es ließ ihn menschlich denken. Andererseits verursachte es einen Schmerz, der sich irgendwie niemals vollständig unterdrücken ließ.
An der Stelle fand Kepler seine Indolenz recht nützlich. Der Stumpfsinn bewahrte ihn davor, vor dem seelischen Kummer durchzudrehen. Gleichzeitig störte die Indolenz seine Empfindung des eigenen Körpers manchmal so stark, dass es ihm mehr schadete als nutzte.
Kepler spürte die Zerrung überhaupt nicht mehr, und nach so vielen Tagen dachte er, sie wäre verheilt. Der erste richtige Lauf über acht Meilen stellte die Dinge richtig. Die Indolenz hatte Kepler die Zerrung nicht mehr spüren lassen, aber gesund war sein Knöchel noch lange nicht. Auf dem letzten Kilometer humpelte Kepler so dermaßen stark, dass Budi ihn stützen musste.
Zu Hause verfrachtete der Sudanese ihn rigoros in einen Sessel, legte seine Füße in einen anderen, befahl ihm, sich nicht zu bewegen, und ging. Zehn Minuten später kehrte er mit zwei Tassen frischen Kaffees zurück, und mit seinem Laptop. Während Kepler den Kaffee trank, forschte Budi im Netz nach einem guten Arzt, um die Zerrung behandeln zu lassen. Kepler hatte nicht vor, ihn davon abzubringen, er war lieber gesund als krank. Als Budi nach einer halben Stunde verkündete, einen Arzt gefunden zu haben und dass er nun einen Termin bei ihm ausmachen würde, dankte Kepler ihm. Budi bedachte ihn trotzdem mit einem warnenden Blick und ging ins Haus, um sein Handy zu holen.
Kepler nahm den Laptop auf die Knie, um zu sehen, was für einen Arzt Budi für ihn gefunden hatte. Es war ein renommierter Mediziner, der in Kapstadt eine Privatklinik betrieb. Die Behandlung schien sehr teuer zu sein, aber die auf der Homepage abgebildeten Geräte stellten den neuesten Stand der Technik dar und es wurde mehrmals nachdrücklich hingewiesen, dass sie aus Deutschland stammen. Kepler fragte sich, ob das für Budi womöglich das entscheidende Kriterium gewesen war, und blätterte zurück, um mehr über den Arzt zu erfahren.
Die Suchmaschine präsentierte ihm etliche Einträge, darunter auch einige B ewertungen ehemaliger Patienten, aber die las Kepler nicht. Weil ein Blogbeitrag seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Einen Bezug zu dem Arzt hatte die Website nicht, die Suchmaschine hatte sie nur deshalb aufgeführt, weil der Nachname des Arztes der gleiche wie der eines Vergewaltigers war.
Den Beitrag hatte die Schwester einer Frau verfasst, die angeblich von Doyle Shine vergewaltigt worden war. Beweise gab es dafür keine. Der ermittelnde Polizist hatte keinen Tatbestand einer Vergewaltigung gesehen, weil der Sex im Büro stattgefunden hatte und Shine ein angesehenes Vorstandmitglied eines großen Unternehmens war. Der Polizist, Shine selbst und dessen Anwalt behaupteten, dass die Frau sich durch Sex Vorteile hatte verschaffen wollen.
Jede zweite Frau in Südafrika lief Gefahr, mindestens einmal in i hrem Leben vergewaltigt zu werden. Die meisten Opfer waren arm, bedeutungslos, Ausländerinnen oder alles zusammen. Die Bewohnerinnen der Townships erstatten meistens erst gar keine Anzeige. Die Schwester der Schreiberin hatte den Mut gehabt, genau das zu tun. Und war gescheitert.
Kepler glaubte der Behauptung. Nicht, weil die Antworten auf den Beitrag entsetzlich viele Schilderungen gleicher Schicksale waren, sogar von Männern und Kindern. Sondern, weil die Frau vier Fotos gepostet hatte.
Auf dem ersten blickte eine junge Frau fröhlich in die Kamera. Ihre Gesichtszüge zeigten deutlich, dass sie eine Tuareg war, und viele Marokkaner versuchten ihr Glück in Südafrika. Die meisten Immigranten hatten es hier schwer, aber die Frau auf dem Foto lächelte, ihr Kopf war graziös erhoben und ihre Augen blickten im tief empfundenen Stolz, eine Imazighen zu sein, eine Freie , wie sich die Berber eines nordafrikanischen Nomadenstammes nannten.
Das zweite Foto bewies, dass die junge Tuareg kein perfides Spiel gespielt
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