Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
hatte. Sie krümmte sich, ihre Schultern waren nach vorn gezogen, als ob sie sich ihres Busens schämen würde, und dessen, eine attraktive Frau zu sein. Von ihrem Selbstbewusstsein war nichts mehr da, ihr Blick war nicht mehr weich und sanft, sondern verängstigt und verloren. Jede Hoffnung darin war erloschen.
Auf dem nächsten Foto lag die junge Frau in einem Sarg, sie hatte sich umg ebracht. Sogar im Tod hatte sie keine Erlösung gefunden, ihr Gesicht war verkrampft. Ganz im Gegensatz zu dem des mutmaßlichen Täters auf dem letzten Foto. Shine sah gut aus, war durchtrainiert und gebräunt, so jemandem pfiffen die Frauen nach. Nur sein Blick war maßlos selbstgefällig und einschüchternd.
Im letzten Satz des Beitrags bettelte die Schwester. Nicht um Hilfe, sondern um Gerechtigkeit, verzweifelt und in Gewissheit, niemals Sühne zu erfahren.
Kepler sah sich nochmal die Fotos der Frau an. Er wusste wie es war, missbraucht und verraten zu werden. Aber seinen Glauben hatte Abudi nicht vernichten können. Der Frau hatte ihr Peiniger sogar den Lebenswillen genommen.
Ein Geräusch holte Kepler zurück in die Realität. Er drehte sich um und sah Budi, der hinter ihm stand. Das Gesicht des Sudanesen war grimmig.
"Wie lange stehst du schon da?" , fragte Kepler.
"Lange genug", antwortete Budi. Er reichte ihm eine Tasse und setzte sich neben ihn. "Und", erkundigte er sich, "was jetzt?"
Er fragte nicht, was Kepler beschäftigte. Oder warum es das tat. Er wusste es.
Kepler zeigte auf das Bild des Vergewaltigers.
"Ihm dafür das Gehirn wegzublasen, wäre zwar im Sinne von präventivem Schutz wirkungsvoll, aber viel zu einfach", gab er langsam zurück. "Ihm dasselbe anzutun was er getan hatte, das wäre viel perfider."
"Das ist es nicht wert", erwiderte Budi sichtlich unwillig, aber fest. "Das wird der Frau auch nicht mehr helfen."
"Aber ihrer Schwester schon – wenn sie es erfährt", sagte Kepler. "Und es würde andere vor dem Typen schützen. Und der hätte nichts mehr im L eben."
" Dieser Shine ist zu einflussreich, und derselbe Polyp, der ihn laufenlassen hatte, würde uns jagen." Budi schnaubte. "Für die Galemas ein neues Leben anzufangen, damit habe ich kein Problem. Aber wegen so einem? Denn irgendwie mag ich Durban. Sehr sogar. Wenn wir es tun, sollten wir es nicht an die große Glocke hängen", meinte er. "Nicht mal an die kleine", korrigierte er sich. "Und im Grunde an gar keine."
"Was schwebt dir vor?", wollte Kepler wissen.
"Wir haben viele schmutzige Dinge gemacht, Colonel", sagte Budi leise, "und das hätte etwas bewirkt, wenn man uns nur gelassen hätte." Er sah Kepler in die Augen. "Ich dachte früher, du wärst jemand, der hart genug ist, die Welt nach eigenen Vorstellungen passend zu biegen, egal, was es für andere um dich herum bedeutet. Manchmal käme etwas Gutes dabei heraus, aber nur wenn es dir passt", sagte er brutal ehrlich. "Es ist aber nicht ganz so, du bist extremer. Weil du genau weißt, dass du die Welt nicht verändern kannst. Und trotzdem versuchst du, wenigstens ein kleines Stück davon besser zu machen, egal was es dich kostet und wie weh es dir tut. Du rennst immer wieder dagegen an, obwohl du weißt, dass es eigentlich sinnlos ist." Er atmete durch. "Aber diesmal, dieses eine Mal lass bitte den Abschaum die Drecksarbeit erledigen."
"Und zwar wie?", verlangte Kepler zu wissen.
"Fahr nach Cape Town und lass deinen Knöchel reparieren", schlug Budi im Ton einer Anweisung vor. "Ich werde in der Zeit den Polizisten fi nden. Und wenn du zurück bist, hetzen wir ihn auf Shine."
4 2. Hoca Nasreddin Aburni, früher Abdula ibn Hassim, ehemaliger Milize, nun südafrikanischer Millionär sudanesischer Herkunft mit nubitischen Wurzeln und deutscher Prägung, lehnte sich unweit des Flughafengebäudes an den Mietwagen und wartete auf den Flug 1T650 aus Kapstadt.
Budi war froh, dass er seinen seltsamen Colonel dazu gezwungen hatte, die Klinik zu besuchen. Denn die Zerrung hatte eine fünftägige Behandlung zur Folge gehabt. Mit seinem sonderbaren Gehirn und dem schmerzunempfindlichen Körper hätte Kepler es noch zu einer Amputation gebracht. Das hätte Budi sich niemals verziehen. Weil Freunde aufeinander aufzupassen hatten.
Kepler hatte ihn sofort beeindruckt, als er sich angesichts von dreißig Bewaffneten völlig kalt mit Sobi angelegt hatte. Und an Keplers ersten Einsatz erinnerte Budi sich ebenfalls noch ganz genau. Er war neben Sobi gelaufen, als sich ein gegnerischer Milize
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