Ohne Beweis (German Edition)
wieder eintrüben. Scheiß Aprilwetter und das im Juni!“, grummelte die Kommissarin und winkte die Bedienung heran. „Einen doppelten Espresso bitte und Sie wissen ja – mir pressiert`s – wie immer!“, setzte sie lächelnd hinzu.
„Tschüssikovski, ihr beiden. Man sieht sich“, sagte Milosch und war jetzt schon gespannt, mit welchen Aufträgen er sich bald herumschlagen durfte.
„So!“, sagte Magdalena plötzlich geschäftig und setzte sich kerzengerade vor Rainer, wobei sie ihn streng anschaute.
„Wer gibt ihm jetzt den Auftrag?“
„Welchen Auftrag?“, fragte Rainer scheinheilig, doch natürlich wusste er genau, wovon sie sprach.
„Sie wissen ganz genau, was ich meine und es wäre mir ehrlich gesagt sehr angenehm, wenn wir zusammenarbeiten könnten. Das würde mir einen Gang zur Staatsanwaltschaft ersparen und wir wären schneller bei der Suche nach Ihrer Schwester!“
„Ich soll für Sie arbeiten?“, fragte Rainer vorsichtig.
„Natürlich nicht offiziell, aber da ich Sie sowieso nicht davon abhalten kann, selbst aktiv zu werden und da wir ganz offensichtlich die gleiche Idee haben, wäre es doch sinnvoll, wenn Sie mir Ihre Erfolge bei den Recherchen mitteilen würden. Mir sind ja die Hände gebunden, das wissen Sie doch!“, sagte sie mit Nachdruck, obwohl sie natürlich wusste, dass er ihr das nicht ganz abnahm.
„In Ordnung. Ich helfe Ihnen. Aber nur, weil es um meine Schwester geht. Ist das klar?“
„Selbstverständlich, Herr Riegele. Wir sind uns also einig?“
„Selbstverständlich, Frau Müller-Harnisch. Ich schicke Ihnen die Nachricht an Ihre private Adresse, in Ordnung?“, fragte Rainer verschmitzt lächelnd.
„Woher wissen Sie meine Privatadresse?“, fragte sie ehrlich entsetzt, denn Ihre Daten standen weder im Telefonbuch noch auf irgendwelchen Internetseiten.
„Bin ich nun Privatdetektiv oder nicht?“, wollte Rainer grinsend wissen und lehnte sich genüsslich zurück. Es machte ihm Spaß, diese Frau ein bisschen zu schockieren.
„Wie mir scheint, immer noch ein sehr guter, mein lieber Herr Riegele. Und Ihre Pfeife, die übrigens zumindest hier draußen, sehr angenehm riecht, passt einfach zum Bild eines Ermittlers. Klischee hin oder her“, sagte Magdalena und sog vorsichtig den nach Vanille duftenden Geruch ein. Zuviel wollte sie davon nicht abbekommen, denn dann würde sie sicher husten müssen und das wollte sie nicht riskieren. Wäre ja auch zu peinlich gewesen. „Dann kann ich mich ja auf eine schnelle und hoffentlich positive Nachricht von Ihnen freuen?“
„Selbstverständlich, Frau Kommissarin. Sie hören von mir. Einen schönen Tag noch und der Espresso geht auf mich!“ Damit nickte er ihr höflich zu und verschwand im Innern des Cafés, um die Getränke zu bezahlen. Beim Zurücklaufen konnte er noch einen Blick auf das äußerst zufriedene Gesicht der hübschen Kommissarin erhaschen und er musste lächeln. Mit so einem unkomplizierten Team würde er seine Schwester sicher schnell finden!
18
Ich wusste, dass ich mich nicht korrekt verhalten hatte, als ich abends, als die Mutter von Nora kurz zum Nachbarn gegangen war, einfach abgehauen war. Ich hätte eine Nachricht hinterlassen sollen. Andererseits war ich schließlich kein Gefangener und auch niemandem Rechenschaft darüber schuldig, was ich machte. Ich hatte einfach nicht mehr warten können, ich musste endlich Gewissheit über den Verbleib meines Vaters haben und außerdem ging es mir gehörig gegen den Strich, wenn mich jemand anlog. Und dass dieser Johann nicht die Wahrheit gesagt hatte, war mir hundertprozentig klar. Dass die Angerers so nahe am Mühlenhof wohnten, war mir gar nicht bewusst gewesen, doch nach kaum fünf Minuten Fußmarsch stand ich nun hinter einer riesigen Eiche und schaute hinüber auf den Hof. Es war bereits fast ganz dunkel und der Hof unbeleuchtet. Nur aus einem der Fenster drang bläuliches Licht – der Bauer saß anscheinend vor dem Fernseher. Dieses Gerät war wirklich in jedem Haushalt zu finden! Ich selbst schaute schon seit geraumer Zeit gar nicht mehr fern, denn die ständige Werbeunterbrechung, die einen Spielfilm um mindestens eine halbe Stunde, verlängerte, kotzte mich richtig an. Musste man wie ich am nächsten Tag früh raus, war es einfach zu spät, wenn der Film erst nach zehn Uhr aus war. Dem Bauer musste das doch auch so gehen und sicherlich würde er bald zu Bett gehen. So lange musste ich mich noch gedulden,
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