Ohne Beweis (German Edition)
gleich morgen früh und kommst dann zum Frühstücken zu mir?“, fragte Nora wieder zuckersüß und Joska konnte natürlich nichts dagegensetzen und versprach, es genau so zu machen.
Am nächsten Vormittag saß Nora wie auf glühenden Kohlen an ihrer Werkbank. Sie schaffte es fast nicht, ruhig sitzen zu bleiben und heimste wegen ihrer Zappelei einige Rügen von ihrem Vater und ihrem Onkel ein. Sogar ihr siebzehnjähriger Bruder Felix störte sich an Noras Unruhe und so wurde sie früher als sonst in die Küche zum Kaffeekochen geschickt. Gerade als der Kaffee fertig durchgelaufen war und seinen verführerischen Duft bis zur Werkstatt hinüber schickte, läutete es an der Türe.
„Das ist Joska! Ich mach auf!“, rief Nora und stürmte zur Haustüre, gefolgt von Firmenhund Moritz, der sich auch sofort stürmisch an Joska drängte und ihn freundlich begrüßte. Als er den Hund vor zwei Jahren kennengelernt hatte, war er noch an jedem Besucher hochgesprungen, was manchen Kunden angesichts dieses großen Schäferhundes in Angst und Schrecken versetzt hatte.
„Mach mal langsam, mein Guter!“, rief Joska, dem beinahe die Brötchentüte aus der Hand gefallen war. Liebevoll wuschelte er dem alten Schäferhund über den Kopf und drängte sich dann an Nora, was über den zappelnden Hund hinweg gar nicht so einfach war. Doch Nora hatte gar keine Zeit für Zärtlichkeiten, zu aufgeregt war sie. Hatte Joska etwas herausfinden können? Doch dieser musste die junge Dame enttäuschen.
„Der war knallhart und wortkarg. Er hat sogar behauptet, dass niemand bei ihm auf dem Hof war und er somit auch nichts von einem Foto wüsste. Ich solle mich mit solchen Anschuldigungen vom Hof scheren, hat der gemeint und mich ziemlich rüde hinausgeschmissen!“ Joska war immer noch wütend über sich selbst, dass er sich das einfach so hatte gefallen lassen. Da er aber in zivil und sozusagen „undercover“ unterwegs gewesen war, hatte er nichts weiter unternehmen können. Doch dass sich dieser Bauer verdächtig benahm, konnte er nun bestätigen. Doch was genau hatte er zu verbergen? Dies galt es nun irgendwie herauszufinden und das sagte er dann auch beim zweiten Frühstück, das Nora heute ausnahmsweise mit Joska alleine in der Küche einnehmen durfte und nicht wie sonst am Arbeitsplatz.
„Ich hätte da schon eine Idee“, meinte Nora kauend und Joska hätte sich das eigentlich schon denken können.
„Dann schieß mal los und komm mir ja nicht wieder mit so krummen Dingern, die ich mit meinem Job nicht vereinbaren kann“, warnte Joska. Doch Nora setzte ihre unschuldigste Miene auf und erklärte ihm genau, was sie tun konnten.
Bevor dieser Plan jedoch in die Tat umgesetzt werden konnte, musste Joska nochmal aufs Revier zur täglichen Lagebesprechung. Seine Chefin wartete schon ungeduldig auf ihn und Lola hatte bereits ein neues Nutella-Glas mit einem langen Löffel an seinen Platz gestellt – die Gute. Sascha Clemens hatte sich nur widerwillig von seinem Lieblingsplatz im Archiv loseisen können, denn seine Recherchen über diese Couch Surving Seite waren sehr interessant gewesen. Dennoch hatte er für den aktuellen Fall keine neuen Erkenntnisse zu liefern und das wurmte ihn sehr. Er wollte diesem Joska doch endlich mal zeigen, dass er was drauf hatte! Aber nein – schon wieder konnte er nichts Produktives zu den Ermittlungen beisteuern und das bescherte ihm zusätzlich schlechte Laune. Lola entging das nicht und sie fragte honigsüß:
„Auch ein bisschen Schokolade, Sascha?“
„Nein danke! Kein Bedarf und außerdem achte ich auf meine Gesundheit – im Gegensatz zu manch anderem hier!“, sagte er spitz in Richtung Türe, zu der Herr Kiss gerade hereingestürmt kam.
„Sorry wegen der Verspätung … aber sie liegt ja noch im akademischen Viertel“, raunte er seinen Kollegen zu und stürzte sich augenblicklich auf seine tägliche Schokoladenration.
„Wenn ich dann endlich Ihre geschätzte Aufmerksamkeit bekommen könnte … ach, und Lola … bringen Sie uns bitte noch unseren Kaffee. Die Herren hier sehen so aus, als könnten sie ihn dringend gebrauchen – und ich auch!“, versetzte die Kripo-Chefin seufzend, was sonst gar nicht ihre Art war. Irgendwie schien sie in letzter Zeit etwas angespannt zu sein. Lola machte sich also ebenfalls seufzend auf den Weg zur kleinen Küche, um die diversen Kaffeevariationen zuzubereiten. Jeder wollte seinen Kaffee anders haben und inzwischen kam es
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