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Ohne Beweis (German Edition)

Ohne Beweis (German Edition)

Titel: Ohne Beweis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mehnert
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überlagert. Stöhnend kauerte die Frau nun auf ihren Knien und Tränen liefen ihr übers Gesicht. Wie sollte sie es nur schaffen, mit diesem kaputten Knöchel zu laufen? Sie konnte nicht auftreten, aber sie musste hier weg! Sie konnte doch nicht einfach liegen bleiben und warten, dass sie jemand finden würde. Sie war so müde … vielleicht sollte sie doch noch ein kleines bisschen ausruhen?  

31 
     
    „Wir haben den erfolgreichen Abschluss unseres letzten Falls noch gar nicht gefeiert“, stellte Kommissarin Müller-Harnisch am nächsten Abend fest. „Möchten Sie nicht mitkommen, lieber Herr Kiss und mir Gesellschaft leisten? Lola und Sascha kommen auch. Wir treffen uns drüben im Irish Pub um acht“. Dabei schaute sie Joska mit so flehendem Blick an, als wäre es das Schlimmste auf der Welt, mit Lola und Sascha alleine ausgehen zu müssen.  
    „Ich würde ja gerne, aber ich muss vorher noch Nora fragen, ob es ihr recht ist, wenn ich dann heute gar nicht mehr zu ihr komme“, antwortete Joska und war sich selbst unschlüssig, was er lieber tun wollte. Sicher – er hatte sich schon richtig daran gewöhnt, fast jede freie Minute mit Nora zu verbringen, doch andererseits war es schon auch wichtig, den Kontakt mit seinen Kollegen und vor allem mit seiner Chefin auch privat zu intensivieren. Bisher waren die Feierabend-Bierchen noch nicht so oft vorgekommen. Also rang der verliebte Jungkommissar mit sich, ob er Nora nicht gleich vor vollendete Tatsachen stellen sollte, und sein männliches Ego schimpfte ihn aus, warum er nicht gleich auf diese Idee gekommen war. Was musste seine Chefin nur von ihm denken? Dass er total unter dem Pantoffel seiner Freundin stand?  
    „Ich komme mit, Chefin. Nora wird das sicher verstehen und soweit ich weiß, hat sie nach dieser Messerausstellung auch sehr viel zu tun. Vielleicht ist es ihr gar nicht so unrecht, wenn ich heute nicht schon wieder auf der Matte stehe. Also dann … um acht!“, sagte Joska bestimmt und schnappte sich seinen Rucksack. Er hatte bereits Feierabend und noch genügend Zeit, sich frisch zu machen und Nora anzurufen. Das erleichterte Seufzen und der lüsterne Blick seiner Chefin entgingen ihm, sonst hätte er sich vielleicht doch noch umentschieden und alles wäre anders gekommen.  

32 
     
    Langsam wurde es hell und ich schälte mich aus meiner Decke, die uns am Abend noch so gemütlich als Unterlage gedient hatte. Wo Carmen wohl war? Nach ihrem Verschwinden war ich zuerst so wütend gewesen, dass ich gar nicht daran gedachte hatte, ihr nachzulaufen. Sollte sie doch machen, was sie wollte. Doch heute früh sah die Sache schon wieder anders aus. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie sehr weit gekommen war. Es war stockdunkel gewesen und der Wald war hier sehr dicht bewachsen. Ob ich in die gleiche Richtung loslaufen sollte, um sie zu suchen? Hatte ich überhaupt eine Chance, sie zu finden? Doch ich wollte sie nicht so leicht aufgeben und vielleicht lief sie ja immer noch irgendwo herum. Sie hatte nichts bei sich, weder Geldbörse noch Handy und so würde sie nicht weit kommen. Irgendjemand musste sie gesehen oder ihr geholfen haben. Ich musste sie wieder zurückhaben und ich wollte auch nicht, dass ihr etwas zustieß. Nicht auszudenken, was einer Frau, die der Sprache dieses Landes nicht mächtig war, die sich nicht ausweisen konnte und die kein Geld bei sich hatte, alles passieren konnte! Ich musste sie finden, etwas anderes kam für mich nicht in Frage. Dass ich zu solchen Empfindungen fähig war, ließ abermals eine winzige Hoffnung für mein Gefühlsleben in mir aufkeimen. Vielleicht war ich ja doch noch nicht ganz verloren? 
    Also packte ich alles zusammen, schulterte meinen Rucksack und machte mich auf in Richtung Dickicht. Die Sonne kam zwar langsam hinter den Hügeln hervor, doch hier im Wald war es noch empfindlich kühl. Carmen musste doch frieren in ihrem dünnen Kleidchen. Vor mir konnte ich manchmal ihre Spuren in dem sandigen Waldboden erkennen und ab und zu sah ich abgeknickte Zweige – man musste kein indianischer Spurenleser sein, um sie verfolgen zu können. Ich wusste, dass der Wald hier ziemlich groß war und wenn sie weiter in diese Richtung gelaufen war, hatte es bestimmt ziemlich lange gedauert, um aus dem Wald herauszukommen und zum nächsten Dorf zu laufen. Sie war jetzt seit ungefähr fünf Stunden weg – ob ich da überhaupt eine Chance hatte, sie in dem Ort noch anzutreffen? Aber mir blieb ja momentan nichts

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