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Ohne Beweis (German Edition)

Ohne Beweis (German Edition)

Titel: Ohne Beweis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mehnert
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anderes übrig, als ihrer Spur weiter zu folgen.  
    Als ich dann aber über einen großen Baumstamm springen musste, der mitten im Weg lag, wäre ich beinahe auf sie draufgefallen! Sie lag zusammengekauert neben dem Baum und rührte sich nicht. 
    Mein Gott! Was war mit ihr passiert?  
    Ich warf mich neben sie und fühlte als erstes ihren Puls. Zum Glück! Ich konnte ihn deutlich spüren und so tätschelte ich vorsichtig ihre Wange. Ich traute mich nicht, sie zu bewegen, da ich nicht wusste, ob sie verletzt war. Doch dann sah ich eine kleine Wunde an ihrem Kopf – das Blut war allerdings schon angetrocknet. Das sah nicht allzu schlimm aus, doch als mein Blick ihren gesamten Körper abgescannt hatte, blieb er an ihrem Knöchel hängen. Der war dick geschwollen und mir war klar, dass sie mit diesem Fuß würde nicht mehr auftreten können. Doch warum war sie bewusstlos? Hatte sie noch irgendwelche inneren Verletzungen? In diese Grübeleien hinein öffnete sie plötzlich die Augen und fragte kaum hörbar: 
    „Wo bin ich? Wer sind Sie?“ Dabei versuchte sie sich aufzurichten, was ihr allerdings nicht gelang, denn sie stöhnte bei der ersten kleinen Bewegung laut auf.  
    Wer sind Sie? , hatte sie gefragt! Wusste sie denn nicht mehr, wer ich war? Bevor ich genauer darüber nachdenken konnte, sagte ich zu meinem eigenen Erstaunen: 
    „Aber Liebling! Ich bin es … Ka … rsten … deine Mann! Erkennen du mich nicht?“ Achduliebezeit! Was war nur in mich gefahren? 
    „Karsten?“, stammelte meine Frau. „Mein Mann? Ich … ich … kann mich nicht erinnern“, jammerte sie nun und sie tat mir plötzlich leid – irgendwie. Doch konnte ich jetzt noch zurück?  
    NEIN!  
    Ich musste das Spiel weiterspielen und warten, was passieren würde. Entweder konnte sie sich irgendwann doch wieder an ihr altes Leben erinnern und ich musste zugeben, dass ich mit ihrer Verletzung gespielt hatte oder sie würde ihr Gedächtnis nicht mehr zurückbekommen, dann konnte ich für immer ihr Mann sein. Welch aberwitziger Gedanke! Aber dennoch – sehr verlockend! Ich würde dann zwar wahrscheinlich auch das Geheimnis um meinen Vater nicht mehr lüften können, aber dafür Carmen zu bekommen, war ein Preis, den ich bereit war zu bezahlen. Was das jetzt noch alles nach sich ziehen würde, war mir zu diesem frühen Zeitpunkt nicht bewusst – ich wusste nur, ich wollte diese Frau an meiner Seite haben und ich musste ihr helfen. Denn in diesem Zustand konnte ich sie ja schließlich nicht alleine lassen. Gut, ich hätte nur ihren Ausweis aus meiner Wohnung holen brauchen und sie in die nächste Klinik bringen – aber … wollte ich das? NEIN! Dann wäre sie sicher zurück nach Deutschland geschickt worden und ich hätte sie nie wieder gesehen. Das durfte nicht passieren und so redete ich vorsichtig auf sie ein und streichelte sie, bis sie sich etwas beruhigt hatte. 
    „Ich bringen dich zu Sommerhaus, Darling. Das du hast doch immer so geliebt und du dich dort erholen. Dir tut Kopf und Fuß weh, oder? Noch andere Schmerzen?“, fragte ich und verfluchte zum wiederholten Male mein schlechtes Deutsch.  
    „Nein, ich glaube nicht. Aber das reicht mir auch … oh … mein Kopf!“, jammerte sie und hielt ihren Kopf mit beiden Händen fest, als könne er zerspringen. „Warum kann ich mich an nichts erinnern? Was ist nur mit mir passiert?“ Sie schaute mich immer noch an, als wäre ich ein völlig Fremder.  
    „Komm … Eva … wir gehen. Ich dir helfen – du kannst dich auf mich stützen … komm!“, versuchte ich sie zu locken, doch sie wollte sich immer noch nicht rühren. „Steh auf!“, befahl ich ihr dann und zog sie einfach auf die Füße, was ihr einen weiteren Schmerzensschrei entlockte.  
    „Lass mich hier … bitte! Ich kann nicht.“ Mit diesen Worten wollte sie sich wieder auf den Waldboden sinken lassen, doch ich fing sie auf und stützte sie.  
    „Nein! Du mitkommen. Ich helfen. Hier!“, sagte ich und reichte ihr einen dicken Ast, auf den sie sich zusätzlich stützen konnte. Endlich schien sie sich in ihr Schicksal zu fügen und so stolperten wir das kurze Stück durchs Dickicht bis zur nächsten Lichtung, von der aus man bereits die riesigen Felder und in der Ferne das kleine Dörfchen sehen konnte. Ich setzte Carmen oder Eva, wie ich sie einfach spontan genannt hatte, auf einen großen Stein und sagte eindringlich: 
    „Du hier warten. Ich holen Moped und bringen dich dann nach Hause, okay?“ 
    „Ja“,

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