Ohne Beweis (German Edition)
Empfang? Und bitte nicht wundern – ich hab sie in einen Bollerwagen gepflanzt, weil ich mir einfach nicht anders zu helfen wusste. Ich hoffe, Sie verstehen das“, setzte Joska hinzu, denn inzwischen war ihm das doch recht peinlich.
„Es ist mein Bollerwagen. Eine Frau hab ich darin zwar noch nicht transportiert, aber geschickt ist so ein Wägelchen schon, nicht wahr?“, fragte der Kleine grinsend und schickte den verdutzt dreinblickenden jungen Mann augenzwinkernd nach unten.
Als Joska wenig später keuchend wieder im obersten Stockwerk ankam, zerrte der kleine Mann den Wagen mit der immer noch schlafenden Kripo-Chefin gerade aus dem Aufzug.
„Kommen Sie, ich helfe Ihnen. Sie ist doch ganz schön schwer“, sagte Joska und gemeinsam zogen sie den Wagen vor die Wohnungstüre von Magdalenas Appartement.
„Schlüssel?“, fragte der Kleine nur und Joska drückte ihm den großen Schlüsselbund in die winzige Hand. Darin sah dieser noch viel überdimensionaler aus, als er in Wirklichkeit war.
„Wie heißen Sie eigentlich?“, fragte Joska, während die Türe aufging und ihnen ein abgestandener Geruch in die Nase stieg. Hier war wohl schon länger nicht mehr gelüftet worden.
„Hochbein. Manuel Hochbein, mein Name. Ich wohne gegenüber von Magdalena. In letzter Zeit war sie aber nicht so oft hier. Hat wohl bei ihrem Lover übernachtet.“
Joska hatte sichtlich Mühe, sich bei diesem unpassenden Namen ein Grinsen zu verkneifen. Anscheinend kannte dieser Liliputaner seine Chefin recht gut.
„Ich glaube, dass sie ab heute wieder regelmäßig hier schlafen wird“, sagte er nur und Herr Hochbein ließ es dabei bewenden.
„Wer zieht sie aus und bringt sie ins Bett?“, wollte er ganz sachlich wissen und schaute Joska dabei verschmitzt an. Was dachte der denn? Dass er der neue Liebhaber von Magdalena war? Um Himmels Willen! Das musste er diesem Nachbarn sofort wieder ausreden, aber dass er ein Kollege von ihr war, das wollte er seiner Chefin auch nicht antun. So sagte er nur vage, er wäre nur ein guter Bekannter und dass er es begrüßen würde, wenn der liebe Herr Nachbar sich nun weiter um Magdalena kümmern könnte. Er müsse wirklich ganz dringend noch etwas erledigen.
„In Ordnung“, sagte Herr Hochbein zu Joskas großem Glück. „Ich kümmere mich um die arme Magda. Ist ja nicht das erste Mal“, setzte er noch seufzend hinzu und Joska wäre es lieber gewesen, wenn er diesen letzten Satz nicht gehört hätte. Was sollte er nun von seiner Chefin halten? Wie konnte er in Zukunft mit ihr umgehen, ohne sie ständig in diesem Zustand vor Augen zu haben?
Doch darüber würde er nachdenken, wenn er wieder im Dienst war. Nun musste er sich erst mal um seine Nora kümmern. Inzwischen war es jedoch wirklich zu spät, um noch anzurufen und so entschloss sich der arme Joska, doch noch nach Ottenbach rauszufahren. Er wusste, wo die Angerers ihren Zweitschlüssel versteckt hatten und der alte Hund war ja fast taub, der würde ihn auch nicht anbellen und somit das ganze Haus aufwecken.
Mit gemischten Gefühlen und darüber nachgrübelnd, wie er Nora diese verfängliche Situation in der Kneipe würde erklären können, raste er durch die Nacht, ohne sich um Geschwindigkeitsbegrenzungen zu kümmern. Er hatte Glück, dass keine mobilen Kontrollen unterwegs aufgebaut waren und um die stationären machte er zur Vorsicht einfach einen Bogen – es waren um diese Zeit ja nur wenige Autos unterwegs. So kam er kurz nach Mitternacht auf dem Hof an und wenn er es nicht so eilig gehabt hätte, zu seiner Nora zu kommen, hätte er den Anblick der vielen Sterne, die man nun, da die Straßenbeleuchtung weitestgehend aus war, wunderbar genießen können.
Doch dass Noras Bett leer und unberührt war und er sie auch sonst nirgends im Haus entdecken konnte, versetzte ihm dann einen solchen Schock, dass er sich in ihren Lieblingssessel fallen ließ und lautlos zu heulen anfing. Wo war Nora? Sie hatte sich doch nichts …
37
Erschöpft ließ ich mich neben Eva ins Gras fallen. Meine Güte. Wie dreckig es in meiner Hütte gewesen war. Alles war voller Spinnweben und dickem Staub. Dass ich beim letzten Besuch in meinem Sommerhäuschen so einen Saustall hinterlassen hatte, war mir gar nicht bewusst gewesen. Ich konnte mich nicht mal mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal hier gewesen war. In Ermangelung eines Besens oder Staubtuches hatte ich ein vergammeltes Bettlaken in Streifen
Weitere Kostenlose Bücher