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Ohne Beweis (German Edition)

Ohne Beweis (German Edition)

Titel: Ohne Beweis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mehnert
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und Nora dachte bei sich, dass sie eigentlich gar nicht wissen wollte, wie viele übernächtigte und todmüde Fahrer ihr tagtäglich entgegen kamen.  
    „Wir sind hier kurz nach Würzburg, aber den Namen der Raststätte weiß ich auch nicht“, antwortete er dann doch, wobei er sich mit der einen Hand die verstrubbelten langen Haare nach hinten strich und mit der anderen im Schritt kratzte.  
    Der Typ sieht eigentlich ganz interessant aus, dachte Nora . Wenn er nur nicht diesen Bierbauch vor sich hertragen und sich so flegelhaft benehmen würde! 
    „Wie der Rasthof heißt, kann man hier drüben ablesen, also vielen Dank auch. Gute Weiterfahrt!“, rief Nora bereits beim Ansteuern des Rasthauses, denn sie musste dringend zur Toilette. Außerdem wollte sie nicht, dass der Typ noch auf die Idee kam, mit ihr frühstücken zu wollen. Sie wollte lieber alleine darüber nachdenken, wie sie weiter vorgehen wollte.  
    Nach einem kläglichen Frühstück (sie hatte zu ihrem Ärger kaum etwas hinunterbekommen) und drei Tassen Cappuccino hatte Nora sich einen Plan zurecht gelegt. Sie würde zunächst weiterfahren und sich in Danzig ein Zimmer suchen. Von dort aus konnte sie übers Internet versuchen herauszufinden, wo Kamil wohnte. Wenn er nicht zu Hause sein sollte, würde sie sich in der Nachbarschaft nach ihm erkundigen. Irgendwer musste doch wissen, wo sich Kamil sonst noch aufhalten könnte.  
    Mit neuem Elan schwang sich Nora dann nach einer kurzen Dusche hinters Lenkrad ihres Käfers und fuhr, ohne einen einzigen Gedanken an ihren untreuen Freund zu verschwenden, in Richtung Polen. Auch auf die Idee, dass Joska sie suchen und eventuell sogar verfolgen könnte, kam sie nicht.  

39 
     
    „Ich glaube, Sie schulden mir einen Gefallen“, meinte Joska nur kurz angebunden, nachdem seine Chefin ihm nicht gestatten wollte, sofort ein paar Tage Urlaub einreichen zu dürfen. Magdalena war zwar heute wie immer pünktlich zum Dienst erschienen, dennoch konnte der aufmerksame und wissende Beobachter erkennen, dass sie in einem ziemlich desolaten Gefühlszustand war. Normalerweise hätte Joska dieses Wissen niemals gegen seine Chefin verwendet, doch die Sorge um Nora ließ ihn dies vergessen.  
    „Warum glauben Sie, dass ich Ihnen etwas schulde?“, fragte sein Gegenüber trotzdem und Joska schwante, dass seine Chefin über den gestrigen Abend nicht mehr viel wusste. Was sollte er ihr alles verraten? Wie viel wusste sie noch?  
    „Sagen wir einfach mal – ich habe mich darum gekümmert, dass Sie unbeschadet nach Hause gekommen sind. Reicht Ihnen das, oder soll ich noch mehr ins Detail gehen?“, fragte Joska mit eisigem Blick, was sonst wirklich nicht seine Art war. Doch heute lernte Frau Müller-Harnisch ihren Herrn Kiss von der etwas unangenehmeren Seite kennen und angesichts ihres Filmrisses über den gestrigen Abend, ging sie auf seine Forderung ein und gewährte ihm die paar Tage Urlaub, ohne nachzufragen, warum er diesen denn plötzlich so dringend brauchte. Oder sollte sie doch besser nachfragen, was er vorhatte? Nein, sie wollte und durfte sich nicht in die privaten Angelegenheiten ihrer Mitarbeiter einmischen. Und dass die Sache privater Natur war, daran zweifelte sie nicht einen Augenblick.  

40 
     
    Eva schlug, immer noch total schläfrig, die Augen auf und sah … nichts! Entsetzt rieb sie sich die Augen, doch das half auch nichts – sie konnte so gut wie nichts erkennen. Wo war sie? Wer hatte sie hierher gebracht? Ruckartig setzte sie sich auf und schlug sich den Kopf an einem schrägen Balken an. Stöhnend sank sie zurück auf ihr Lager und schlief wieder ein. Sie träumte von einer Frau, die genauso aussah wie sie selbst und die verzweifelt nach ihr suchte. Plötzlich tauchten auch noch ein Junge und ein Mädchen auf, die ihr irgendwie bekannt vorkamen, doch sie konnte sich nicht erinnern, wo sie die beiden und auch die Frau schon einmal gesehen hatte. Sie riefen immer wieder einen Namen: Carmen! Das war doch ihr Name, oder etwa nicht? Auf einmal tauchte das Gesicht eines Mannes auf und er lockte sie mit den Worten: „Steh auf, Eva – komm mit mir.“ Wer war dieser Mann, wie war sein Name und warum nannte er sie Eva? Er sah sehr gut aus – sollte sie mit ihm gehen? Noch zögerte sie, doch seine blauen Augen schauten sie mit so viel Nachdruck an, dass sie ihre Hand nach der seinen ausstreckte, doch gerade, als sich ihre Hände berührten, schrien die Kinder und die Frau auf:

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