Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ohne Beweis (German Edition)

Ohne Beweis (German Edition)

Titel: Ohne Beweis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mehnert
Vom Netzwerk:
sich aber äußerst schwierig, denn die gute Frau Müller-Harnisch lag immer noch zu seinen Füßen und rührte sich nicht mehr. Na prima! Wie sollte er eine nahezu bewusstlose Frau bis in den vierten Stock bugsieren? Er war zwar noch nie bei ihr in der Wohnung gewesen, aber nach den Klingelschildern zu urteilen, wohnte sie ganz oben. Ob es hier wohl einen Aufzug gab? Von hier draußen konnte er das nicht feststellen, also musste er irgendwie ins Haus gelangen. Wo war wohl ihr Hausschlüssel? In ihrer Handtasche oder womöglich in ihrer Hosentasche? Er konnte doch nicht … 
    … doch, er konnte, das heißt, er musste sogar beides tun, denn in der zuerst durchwühlten Handtasche hatte er nichts gefunden außer Unmengen von Dingen, die er nicht mal im Traum jeden Tag mit sich herumschleppen wollte. Also war ihm nichts anderes übrig geblieben, als seine leise schnarchende Chefin zu durchsuchen und abzutasten, bis er endlich in der hinteren Hosentasche, auf der sie lag, den Schlüssel gefunden hatte. Nachdem er dann unter gefühlten zwanzig Schlüsseln endlich den richtigen gefunden hatte, stand er nun im Flur und schaute sich ratlos um. Was jetzt? Gab es hier etwa keinen Aufzug? Es musste einfach einen geben, sonst hatte er nicht die geringste Chance!  
    „Schön liegenbleiben, Boss“, murmelte Joska und ging um die hinterste Ecke herum – na prima! Hier war ja der Aufzug, aber es war trotzdem ein ganz schönes Stück bis dorthin. Da fiel sein Blick auf einen kleinen Bollerwagen – vielleicht konnte er sie damit …? 
    Gesagt, getan. Joska zog den Wagen zu seiner immer noch selig schlummernden Chefin, fasste ihr beherzt unter die Achseln und hievte und zerrte sie auf den Wagen, der dann unter ihrem Gewicht zu ächzen schien. Doch es gelang ihrem Retter, sie mit herunterhängenden Armen und hinterherschleifenden Beinen bis zum Fahrstuhl zu ziehen. Der altersschwache Aufzug rumpelte langsam nach unten und scheppernd glitten die vergitterten Türen auf.  
    „So klein“, grummelte Joska und versuchte, den Bollerwagen so hineinzuschieben, dass sich die Türen wieder schließen konnten. Doch wenn er selbst mit hineinging, blieben Magdalenas Beine draußen und wenn er ihre Beine irgendwie zusammenfaltete, konnte er nicht mehr mitfahren! Dennoch entschied er sich für Letzteres und schickte seine Chefin alleine nach oben. Er hastete übers Treppenhaus hinauf und war sich sicher, diesen alten klapprigen Kasten locker einholen zu können. Doch gerade als er oben ankam, fuhr das elende Ding wieder nach unten. Das durfte doch nicht wahr sein! War das Mistding so programmiert, dass es immer wieder von selbst nach unten fuhr? 
    „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“ 
    Panisch drehte Joska sich um und schaute zunächst ins Nichts. Dann erst registrierte er, dass die Stimme von einem sehr kleinen Menschen kam und er neigte den Kopf etwas nach unten. Jetzt konnte er in zwei stahlblaue, freundlich dreinblickende Augen schauen, die zu einem runzligen, kleinen Männlein gehörten.  
    „Äh … ich … ich weiß nicht“, stammelte Joska und kam sich ziemlich blöd dabei vor. Was sollte er jetzt bloß tun? Er konnte seine Chefin doch nicht so bloßstellen und sie in ihrem Zustand (und in einem Bollerwagen liegend) diesen kleinen Mann sehen lassen. Doch hatte er eine andere Wahl? So langsam war es ihm egal, was man von seiner Chefin dachte, denn immerhin hatte sie sich selbst in diese unmögliche Situation manövriert. Doch er hätte sich gar nicht so viele Gedanken darüber machen brauchen, denn sein Gegenüber sagte mit wissendem Blick: 
    „Wo ist sie?“ 
    „Wer?“, fragte Joska dennoch dümmlich, obwohl er sich denken konnte, dass dieser nette kleine Mann von Frau Müller-Harnisch sprach. 
    „Magdalena – wo ist sie?“, fragte der Mann nochmals und diesmal schon etwas besorgter und drängender.  
    „Im Aufzug“, seufzte Joska resigniert. „Sie ist ziemlich k.o. und ich wollte sie nach Hause bringen, doch dieser blöde Aufzug fährt immer wieder runter“, jammerte Joska und merkte selbst, dass er sich wie ein verzweifeltes Kind anhörte. Aber er war müde und gereizt und er musste dringend seine tief verletzte Freundin anrufen. 
    „Wer geht runter?“, fragte der Kleine nun wieder ganz freundlich.  
    „Äh … ich natürlich“, stotterte Joska, denn dass er den kleinen Mann mit seinen kurzen Beinen die vielen Treppen nach unten schicken würde, kam natürlich gar nicht in Frage. „Nehmen Sie sie dann in

Weitere Kostenlose Bücher