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Ohne Beweis (German Edition)

Ohne Beweis (German Edition)

Titel: Ohne Beweis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mehnert
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konzentrieren. Wieder lugte sie vorsichtig um die Ecke und sah auch gleich den Wachposten vor Kamils Zimmer. Sie hatte zwar keine Ahnung gehabt, in welchem Zimmer er lag, doch Kinga war so lange durch alle Krankenhausflure gelaufen, bis sie diesen Wachposten entdeckt hatte. Obwohl sie noch nicht alle Stockwerke durch hatte, ging sie davon aus, dass es nicht noch mehr Verbrecher, die bewacht werden mussten, hier in diesem Krankenhaus geben würde. Es widerstrebte ihr zwar zutiefst, Kamil als Verbrecher zu bezeichnen, aber momentan wurde er jedenfalls als solcher behandelt.  
    Kinga straffte die Schultern, zog ihr Top am Ausschnitt noch etwas tiefer, sodass die Ansätze ihrer üppigen Brüste besser zur Geltung kamen und steuerte zielstrebig ihr Opfer an.  
    „Hey!“, sagte sie in ihrer tiefsten Tonlage, die sie zustande bekam. „Ganz schön heiß hier drin, findest du nicht?“ Dabei fächelte sie sich mit einem Prospekt, den sie im Wartezimmer mitgenommen hatte, etwas Luft zu.  
    „Ja, hier im Flur ist es besonders schlimm. In den Krankenzimmern kann man wenigstens noch ein Fenster aufmachen. Bist du auch hier Patientin oder nur Besucher?“, fragte der junge Beamte freundlich, denn er war froh, ein bisschen Unterhaltung, noch dazu mit so einer hübschen jungen Dame, zu haben. Er musste noch eine halbe Stunde ausharren, dann kam endlich die Ablösung.  
    „Ich bin auch Patientin, wenn es vielleicht auch nicht so aussieht. Ich habe immer wieder so unkontrollierbare Schwindelanfälle und noch weiß niemand, woher die kommen. Ich weiß auch gar nicht, wie ich hier her gekommen bin. Auf welchem Stockwerk sind wir hier eigentlich?“, fragte Kinga und versuchte, einen möglichst verwirrten und hilflosen Eindruck zu machen. Dabei kam sie näher an den Polizisten heran und kurz vor Kamils Zimmertüre deutete sie einen Schwindelanfall an und taumelte gegen die Türe. Das war für Kamil das vereinbarte Zeichen, dass sie da war und nun versuchen würde, den Polizisten wegzulocken.  
    „Um Himmels Willen, Mädchen!“, rief der junge Mann entsetzt. „Was ist los mit dir? Soll ich einen Arzt rufen?“ Er fasste ihr unter die Arme und setzte sie auf seinen Stuhl. Kinga spielte die Kranke wirklich sehr überzeugend, sie war sogar ein bisschen blass geworden, denn jetzt kam der schwierigste Teil ihrer Aufgabe. Sie musste den Wachhabenden von Kamils Türe weglocken. 
    „Nein, nein! Ich brauche keinen Arzt. Die wissen doch sowieso nicht, was mit mir los ist. Wenn Sie mich vielleicht nur bis zu den Aufzügen begleiten könnten? Den Rest schaff ich dann schon alleine. Das wäre wirklich zu freundlich von Ihnen“, schnurrte Kinga und ihr hilfesuchender Augenaufschlag war beinahe filmreif. Ihr Blick verfehlte jedenfalls nicht seine Wirkung, denn der junge Mann half ihr sofort auf die Beine, legte beschützend einen Arm um ihre Schulter und ging mit ihr um die Ecke zu den Aufzügen. An seine Wachaufgabe dachte er dabei in keiner Sekunde. Kinga war ihr Ablenkungsmanöver zu hundert Prozent gelungen.  
    Als er Kinga in den Aufzug schob, kam auch schon sein Kollege, der ihn nachher ablösen sollte, heraus und die zwei schlenderten dann, sich über den Dienstplan aufregend, zurück zu ihrem Wachposten. Keiner der beiden kam auf die Idee, nach Kamil Rodzinsky zu sehen.  

67 
     
    Endlich! Das musste Kinga gewesen sein, die da draußen gegen die Türe gerumpelt war. Braves Mädchen! So schnell es mir meine Verletzungen erlaubten, kroch ich aus dem Bett und lauschte an der Türe. Kinga machte ihre Sache wirklich hervorragend, aber das war mir ja von vornherein klar gewesen. Diesem wundervollen Geschöpf konnte doch kein Mann widerstehen und dies bewahrheitete sich auch jetzt wieder. Sobald sich die beiden außer Hörweite befanden, öffnete ich vorsichtig die Türe. Der Flur war zwar nicht ganz verlassen, ein paar Pfleger und Patienten bevölkerten ihn, aber niemand schien von mir Notiz zu nehmen. Also huschte ich hinaus und ging möglichst unauffällig den Gang hinunter – weg von den Aufzügen. Mein Plan war, mich zunächst irgendwo zu verstecken. Es war bereits nach zwanzig Uhr und ich hatte die Schwester um eine Schlaftablette gebeten und vorgegeben, heute schon früh schlafen zu wollen. So hoffte ich, dass sie heute Nacht nicht bald wieder nach mir sehen würden. Ich hatte unter die Bettdecke eine andere Decke gerollt, sodass es aussah, als würde jemand darin liegen. Erst wenn dann hier die Nachtruhe einkehren würde,

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