Ohne Beweis (German Edition)
Frage lag sie jetzt hier und hatte höllische Schmerzen. Hatte sie deshalb nicht ein Recht, es zu erfahren? Genau diese Frage stellte sich Joska auch gerade und er haderte mit sich. Wenn Nora nichts wusste, konnte Kamil auch nichts aus ihr herauskriegen. Andererseits war Kamil momentan keine Gefahr – weder für Nora, noch für sonst jemanden. Er lag ebenfalls schwer verletzt und frisch operiert und unter Polizeibewachung hier im Krankenhaus. Aber was würde danach geschehen? Würde man ihn verurteilen? Für wie lange würde er ins Gefängnis gehen müssen?
Auf all diese Fragen gab es momentan noch keine Antwort und so beschlossen die drei, vorerst nichts von der Messerattacke zu erzählen. Vielleicht war Kamil durch diese ganze Aktion ja auch zur Vernunft gekommen und ließ von seinem Vater endlich ab?
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„Du musst mir helfen, Kinga! Bitte!“, jammerte ich in das geliehene Handy und versuchte, meine junge Freundin zu überzeugen, dass sie die Einzige war, die mir helfen konnte. Ich würde ja auch nichts Schlimmes von ihr verlangen – ich wollte doch nur, dass sie den Wachposten vor meiner Türe ablenken sollte, damit ich ungesehen aus meinem Zimmer und zu den drei Deutschen kam. Ich hatte auch schon einen Plan, wie ich wenigstens eine oder einen von ihnen dazu bringen konnte, mir endlich die Wahrheit zu sagen. Aber dazu musste Kinga erst mal zustimmen, mir zu helfen. Ich hatte ihr allerdings nur gesagt, dass ich meine Freundin Carmen sehen wollte, man mich aber bisher nicht zu ihr gelassen hatte. Ich hatte inzwischen immerhin heraus bekommen, dass die drei noch hier im Krankenhaus lagen. Doch leider war Kinga nicht blöd, denn sie wollte natürlich wissen, warum ich hier unter Bewachung stand. Und ich musste ihr erklären, dass ich von der netten Putzfrau ein Handy ausgeborgt hatte, was der Wachhabende allerdings nicht mitbekommen hatte.
„Das ist alles ein Missverständnis, Kinga! Die denken, ich hätte meine Freundin Carmen entführt, dabei hab ich sie doch nur ein paar Tage festgehalten, weil sie mir einfach nicht die Wahrheit über meinen Vater verraten wollte. Ich weiß auch nicht, was diese Deutschen – vor allem der junge Kommissar – unserer Polizei erzählt haben! Das wird sich alles noch aufklären, aber ich muss unbedingt vorher mit Carmen reden! Sonst sperren die mich ein und sie geht nach Deutschland zurück. Dann werde ich nie erfahren, was mit meinem Vater passiert ist“, jammerte ich eindringlich und hoffte inständig, dass Kinga, obwohl sie ja eigentlich noch ein Kind war, mich verstehen würde.
„Wenn es dir so viel bedeutet, Kamil, dann werde ich dir helfen. Was soll ich tun?“
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„Die beiden Damen brauchen jetzt aber ihre Ruhe, Herr Kiss. Wenn Sie jetzt bitte wieder in Ihr Zimmer zurückkehren würden?“, sagte Pfleger Adrian mit Nachdruck und schob Joska regelrecht aus dem Zimmer. Denn dieser verließ seine Freundin nur sehr widerwillig, obwohl Nora ziemlich wütend auf ihn war. Er hatte sich nicht dazu durchringen können, ihr von Kamils Vater zu erzählen. Nicht nur zu ihrem eigenen Schutz, auch weil er als pflichtbewusster Polizist zur Verschwiegenheit verpflichtet war. Immerhin hatte er die Informationen über Kamils Vater aus einer Vernehmung und somit durfte er diese nicht einfach ausplaudern. Wenn er sich doch nur selbst endlich im Klaren darüber werden würde, wie er sich Kamil gegenüber verhalten sollte. Was würde Kamil mehr schaden? Die Wahrheit oder weiterhin die Ungewissheit? Ob er vielleicht mal mit einem Psychologen darüber sprechen sollte? Wahrscheinlich war es für Kamil das Beste, sich einem Psychologen anzuvertrauen. Vielleicht konnte dieser ihn von seiner Besessenheit befreien?
Während Joska nun also widerwillig zurück in sein Zimmer humpelte, lugte die junge Kinga vorsichtig um die Ecke. Sie erkannte den jungen Deutschen, von dem sie inzwischen wusste, dass er Polizist war, und huschte sofort zurück. Das hätte ihr jetzt gerade noch gefehlt, dass dieser sie erkannt hätte! Dann wäre Kamils toller Plan sofort zum Scheitern verurteilt gewesen. Wenn sie sich doch nur irgendwie verkleidet hätte, aber auf diese Idee war sie gar nicht gekommen. Dass dieser Joska schon wieder auf den Beinen war, damit hatte sie nicht gerechnet. Obwohl sie immer noch wütend auf ihn war, hatte sie sich für ihn gefreut, dass er anscheinend doch nicht so schwer verletzt war.
Doch nun musste sie sich aber wieder auf ihre Mission
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