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Ohne Chef ist auch keine Loesung

Titel: Ohne Chef ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kitz , Manuel Tusch
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in Entscheidungsprozesse mit ein. Es ist in solchen Situationen
     unerlässlich, eine geeignete Informationspolitik zu betreiben und gegebenenfalls die Mitarbeiter durch Schulungen auf die
     neuen Bedingungen vorzubereiten.
    Das ist natürlich nicht immer ganz unaufwändig. Aber: Sie ersparen Ihren Angestellten und erst recht sich selbst enorm viel
     Frust und Ärger. Teilen Sie Ihre Verantwortung! Nur dann können Sie »herrschen«. Und nur dann können sich Ihre Leute mit ihrem
     Job, den entsprechenden Prozessen und Arbeitsergebnissen identifizieren. Steigert die Motivation und die Produktivität enorm.
     Das wiederum ist mit der oben besprochenen Dissonanztheorie erklärbar: Wenn Ihr Mitarbeiter weiß »Meine Meinung zählt hier«,
     »Ich habe Entscheidungsfreiheiten« oder »Ich habe hier Verantwortung mit zu tragen«, dann muss er sich zwangsläufig auch entsprechend
     verhalten – damit seine Gedanken im harmonischen Gleichgewicht bleiben. Resignation, Faulheit oder |52| Boykott passen einfach nicht dazu – also wird er sich engagieren, motiviert seine Arbeit erledigen und Einsatz zeigen. Genau
     das wird dann zu Ihrem eigenen Vorteil: Wenn Sie eine sinnvolle Beteiligung an Entscheidungen zulassen, dann entlastet Sie
     das selbst. Und am Ende haben beide Seiten gewonnen.
    Lena und der kleine Lukas jedenfalls haben inzwischen wunderbar begriffen, weshalb es so wichtig ist, mitzuspielen und Verantwortung
     zu teilen. Deshalb haben sie extra für Sie dieses kleine Liedchen komponiert (wobei ihre Mutter den beiden bei der Limonade
     in der Küche gerne ein wenig auf die Sprünge geholfen hat):

    Ja, die Leute lass entscheiden;
    du wirst seh’n, das könn’ sie leiden.
    Und zum Dank – du sollst’s erleben –
    wird mehr Umsatz es dann geben!
    |53| Was Mitarbeiter tun können
    Nun zu Ihnen, liebe Arbeitnehmer. Zunächst wollen wir Ihnen einen kleinen Trost spenden.
    Erstens:
Sie sind nicht allein! Ihre Klage über »mangelnden Entscheidungs- und Gestaltungsspielraum« ist ein Massenphänomen und zieht
     sich quer durch alle Schichten und Bereiche: Der Bauarbeiter kommt sich von seinem Vorarbeiter tyrannisiert vor, der Sachbearbeiter
     von seiner Chefin gegängelt. Chefin müsste man sein, ist man geneigt zu denken, dann könnte man alles entscheiden und wirklich
     gestalten! Aber wissen Sie was? Der Chefin geht es da nicht viel anders als allen anderen auch. Sie hat ihrerseits einen Vorgesetzten,
     der gewisse Regeln aufstellt, damit sich der Laden nicht im Chaos auflöst. Auch sie muss mit allen Sachzwängen leben. Auch
     sie muss irgendwie die Beschlüsse der Geschäftsleitung umsetzen. Chefs, über denen nur noch der blaue Himmel kommt, gibt es
     im Prinzip nur in inhabergeführten Unternehmen. Nicht zwingend ein Grund zum Neid: An diesem blauen Himmel ziehen auch regelmäßig
     schwere Unwetter auf – und je näher man an den Blitzen ist, desto zerstörerischer schlagen sie ein.
    Dass das Problem wirklich vor nichts und niemandem haltmacht, belegt ein letztes denkwürdiges Beispiel: Im Karriere-Coaching
     hatten wir unlängst ein Vorstandsmitglied, das überlegte, den Job zu wechseln. Die Dame hatte großen Ärger mit der Personalabteilung,
     die ihr vorschreiben wollte, mit welchem Verkehrsmittel (Dienstwagen oder Taxi) sie ihre Dienstfahrten zu unternehmen habe.
     Bei einer 70-Stunden-Woche und einem Jahresgehalt von über 440 000 Euro erschien ihr diese Form der Einmischung und Freiheitsberaubung
     schlicht nicht angemessen.
    Zweitens:
Eingeschränkter Gestaltungsspielraum ist zwar nicht immer schön. Er hat allerdings auch einen Vorteil: Er ist der Beweis |54| dafür, dass unsere Tätigkeit eine soziale Relevanz hat, weil sie Interessen anderer berührt. Sonst bliebe sie eine Selbstbeschäftigung,
     die gesellschaftlich unbedeutend ist. Aber dort stoßen wir eben schon an die Grenzen der Freiheit: Wo wir Menschen Interessen
     anderer berühren, müssen wir uns abstimmen, Kompromisse machen, Regeln beachten. Natürlich hindert Sie niemand daran, zu Hause
     am Küchentisch für sich selbst eine Kundenbroschüre völlig nach Ihrem Gutdünken zu entwerfen und sie sich dann an die Wand
     zu hängen. Diese Freiheit haben Sie. Aber eine solche Tätigkeit hat keine gesellschaftliche Relevanz. Freiheit und Relevanz
     sind Gegenspieler. Wollen wir Menschen eine Bedeutung haben, dann wird unser Gestaltungsspielraum immer eingeschränkt sein
     müssen.
    Wenn wir versuchen, Sie hier ein wenig zu trösten, dann

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