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Ohne Chef ist auch keine Loesung

Titel: Ohne Chef ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kitz , Manuel Tusch
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dass Sie das mit ins Wochenende nehmen wollten.
    |59|
Chef (seufzt):
Wann hatten
Sie
denn gedacht? Zu Weihnachten? Am Montagmorgen brauche ich es aber spätestens …
     
    Montag, 24. März:

    Dienstag, 25. März:
    Keine Ereignisse in dieser Angelegenheit
     
    Mittwoch, 26. März:
    Keine Ereignisse in dieser Angelegenheit
     
    Donnerstag, 27. März, gegen 19:00 Uhr, Büro Chef:
     
    Chef:
Ihr Entwurf ist völlig unbrauchbar. Der Schwerpunkt meiner Rede sollte auf unseren Auslandsumsätzen liegen. Die erwähnen Sie
     mit keinem Satz!
    von Bödefeld:
Dazu habe ich keine Zahlen bekommen. Ich wusste nicht, dass Sie sich auf den Punkt konzentrieren wollten …
    |60|
Chef:
Na, auf was denn sonst? Darüber reden wir doch die letzten Wochen nur noch in den Vorstandstelefonaten. Ist doch klar, dass
     wir dazu jetzt was sagen müssen. Ich brauche das bis morgen um zehn.
     
    Freitag, 28. März, 2:05 Uhr:

     
    Freitag, 28. März, 10:10 Uhr, Büro Chef:
     
    Chef (laut):
Wie soll ich denn bitte diese ellenlange Rede in zehn Minuten halten?
    von Bödefeld:
Ich habe noch den Teil zu den Auslandsumsätzen ergänzt, wie Sie es wollten …
    Chef:
Ja, aber doch nicht
so
! Da müssen Sie woanders was einkürzen. In 50 Minuten muss ich da raus, da will ich ein brauchbares Manuskript haben!
     
    |61| 10:48 Uhr:

    11:32 Uhr:
     
    Chef (nach 30 Minuten Ansprache):
… und natürlich gehört zu einem solchen Jubiläum immer auch ein Blick auf die Geschäftszahlen. Einer meiner Mitarbeiter hat mir dazu wunderbar etwas
     zusammengeschrieben, aber wissen Sie was? Ich habe gerade beschlossen, dass ich das gar nicht brauche! Ich erzähle Ihnen einfach
     mal frei von der Leber, wie sich unser Baby hier so entwickelt hat. Als wir vor 15 Jahren hier anfingen, da kannten wir das
     Ausland nur aus den Fernsehnachrichten. Ich habe damals gesagt …
    |62| Stille Post, lauter Knall
    Solche Dramen – oder Komödien, ganz wie Sie wollen – spielen sich täglich massenhaft in Betrieben ab. Wir Menschen reden pausenlos
     aneinander vorbei – nicht nur, aber auch und vor allem im Arbeitsleben. Wir wissen oder spüren zumindest, dass wir aneinander
     vorbeireden. Und machen trotzdem einfach weiter.
    Warum passiert es besonders häufig zwischen Chef und Mitarbeiter?
    Weil Chef und Mitarbeiter in vielerlei Hinsicht auf unterschiedlichen Ebenen stehen – auf unterschiedlichen Hierarchieebenen,
     auf unterschiedlichen Informationsebenen und auf unterschiedlichen Kommunikationsebenen. Dem Chef in unserem Beispiel war
     wegen seiner vielen Vorstandstelefonate in den letzten Wochen – in denen es offenbar stark um das Auslandsgeschäft ging –
     klar, dass das auch das Thema seiner Rede sein musste. Diese Perspektive übertrug er auf den armen Herrn von Bödefeld, der
     an den Telefonaten natürlich gar nicht teilgenommen hatte – ein Verhalten, das wir bereits im letzten Kapitel als Egozentrismus
     kennen gelernt haben: Wir betrachten uns selbst als Zentrum allen Geschehens und bewerten alle Ereignisse von unserem eigenen
     Standpunkt aus.
    Der Chef denkt: »Solange mein Mitarbeiter nicht nachfragt, hat er alle Informationen, die er braucht.« Der Chef meint also
     gar nichts Böses. Er denkt, es sei alles in Ordnung. In Ordnung ist aber deshalb nichts, weil Herr von Bödefeld ebenfalls
     egozentrisch handelt: Er ging davon aus, dass sein Informationsstand der allgemein gültige war. Und schloss aus, dass er sich
     vielleicht weiter hätte erkundigen müssen.
    Der Mitarbeiter denkt: »Informationen, die mir mein Chef nicht gibt, brauche ich auch nicht, um seinen Auftrag auszuführen.«
    |63| Dies sind die beiden verheerenden Glaubenssätze, die jeden Tag aufs Neue dazu führen, dass alle Arbeitenden munter stille
     Post vor sich hin spielen – per E-Mail, am Telefon, in Sitzungen. Immer stiller wird es, während sich der laute Knall für
     das Ende zusammen braut, der große Frustknall.
    Und es ist immer das gleiche Spiel: Am Anfang ist sehr viel Zeit. Plötzlich fällt Ihrem Chef ein, dass bald dies und das ist,
     zum Beispiel das 15-jährige Firmenjubiläum. Ein Ereignis, das seit 15 Jahren auf den Tag vorhersehbar war, aber plötzlich
     kommt es eben von heute auf morgen. Ähnlich verhält es sich mit dem Geschäftsbericht, mit der Vorstandssitzung, mit der Außendienstkonferenz,
     mit der Weihnachtsfeier. Jahr für Jahr. Und dem Chef fällt ein, dass er für dies und das schnell dies und jenes braucht. Hastig
     erteilt er eine unklare Anweisung. Sie

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