Ohne Chef ist auch keine Loesung
Zeit, Ärger und Frust.
Sagen Sie dem Mitarbeiter, bis wann, in welchem Umfang und auf welche Art und Weise Sie die Arbeit gern erledigt hätten. Verwechseln
Sie Ihren Mitarbeiter nicht mit dem Kandidaten bei der Millionenfrage einer Quizshow, der erst mühsam herausfinden soll, welche
von vier Möglichkeiten gemeint sind. Wenn Sie ihm einen eigenen Entscheidungsspielraum einräumen wollen, dann ist das prima
und wird seine Motivation erhöhen – aber nicht in Punkten, in denen Sie in Wahrheit die Entscheidung schon selbst getroffen
haben: Wenn Sie schon wissen, dass Sie die Kundenbroschüre in schwarz-weiß haben wollen, dann gaukeln Sie ihrem Mitarbeiter
nicht vor, er hätte einen Entscheidungsspielraum und sollte erst einmal wertvolle Zeit damit verbringen, mit Farbentwürfen
zu experimentieren. Um ihn dann dadurch zu enttäuschen, dass Sie sein mühsam erarbeitetes Farbkonzept mit knappen Worten vom
Tisch fegen.
Lassen Sie Ihren Mitarbeiter den Arbeitsauftrag in seinen eigenen Worten kurz wiederholen. Das behebt Missverständnisse, solange
sie noch zu beheben sind. Ermutigen Sie ihn zu fragen, auch wenn Sie das kurzfristig Zeit kostet. Langfristig wird es Zeit
und Nerven schonen.
|67| Was machen wir nun, damit diese Regeln im Alltagstrubel nicht sofort wieder in Vergessenheit geraten? Das Problem ist ja nicht,
dass sie so schwer zu verstehen wären. Sondern dass wir sie so leicht wieder aus den Augen verlieren.
Ganz einfach: Bringen Sie kleine Erinnerungen im Büro an! Die Regeln selbst aufzuhängen wäre natürlich viel zu plump. Bringen
Sie stattdessen etwas griechische Mythologie in Ihre Büros, liebe Chefs! Das macht einen gebildeten Eindruck und erinnert
dezent an unsere drei Regeln. Das Orakel von Delphi war eine wichtige Weissagungsstätte im antiken Griechenland und galt damals
sogar lange Zeit als das Zentrum der Welt.
Bis dahin wird sich jeder Chef noch ganz gut mit dem Orakel identifizieren können. Was allerdings seine Informationspolitik |68| anging, bot das Orakel all das, was Chefs in modernen Betrieben tunlichst vermeiden sollen. Kopieren Sie die Orakeltafel von
Seite 67 (oder laden Sie sie auf www.wenn-der-chef-nervt.de herunter) und schreiben Sie mit der Hand oder im Geiste darüber:
Kein Vorbild für den Chef!
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|68| Wenn Sie in der Quizshow sitzen, benutzen Sie den Joker
Natürlich haben die Chefs hierzu auch eine Sichtweise, und wir wollen sie in einem offenen Brief an die Mitarbeiter zu Wort
kommen lassen.
Was Mitarbeiter tun können
Denken Sie, liebe Mitarbeiter, also daran, dass auch bei der Arbeit das Leben im Fluss ist, dass manche Dinge notgedrungen
vage starten und erst langsam klare Züge annehmen. Auch Ihr Chef kann Ihnen nicht immer gleich am Anfang den Bauplan des Lebens
und der Zukunft geben. Ein Reiz kann für Sie auch gerade |70| darin bestehen, diesen Prozess mitzugestalten. Wenn alles vorhersehbar wäre im Leben – wie langweilig wäre das?
Und wenn Sie sich tatsächlich wieder einmal vorkommen wie der Quizshow-Rategast bei der Millionenfrage: Dann raten Sie eben
nicht einfach und lassen das Schicksal wartend auf Sie zukommen, bis sich nach der Werbepause die Antwort aufklärt. Rufen
Sie Ihren Chef als Telefonjoker an und fragen Sie ihn!
Sonst arbeiten am Ende zwei Orakel zusammen und verpassen gegenseitig ihre spärlich bemessenen Sprechzeiten.
|71| Viertes Gebot Du sollst keine Lottozahl sein
Heute ist er, der große Tag! Wochenlang schon konnten Sie nicht mehr so richtig schlafen. Monatelang haben Sie diesem Moment
entgegengefiebert. Jahrelang haben Sie auf dieses Ereignis hingearbeitet. Und jetzt – endlich – ist es so weit: Frisch geföhnt
und fröhlich gestimmt begeben Sie sich auf den Weg in die Firma. In Gedanken machen Sie wahre Freudensprünge und jauchzen
vergnügt in sich hinein. Heute werden Sie befördert!
Zugegeben: Es war alles nicht so einfach und stand lange Zeit auf der Kippe. Denn: Die Konkurrenz schläft nicht und auch Bosse
sagen viel, wenn der Tag lang ist. Und eigentlich hätte das entscheidende Gespräch mit Ihrem lieben Vorgesetzten Schnappi
auch schon vor acht Wochen stattfinden sollen. Leider ließ der sich kurzfristig entschuldigen: Ein paar Kleinigkeiten in Ihrer
Bewertung sollten vorsichtshalber noch einmal geprüft werden. »Aufgeschoben ist nicht aufgehoben«, war Ihr Trost, den Sie
sich selbst spendeten, und »Vorfreude ist die schönste Freude«. Da ist was
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