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Ohne dich kein Sommer - Roman

Ohne dich kein Sommer - Roman

Titel: Ohne dich kein Sommer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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vermutlich nicht mal einholen!«
    Conrad drehte sich noch einmal nach mir um. »Ich komm dir nicht hinterher.«
    »Ach ja? Wirklich nicht?« Ich machte einen großen Schritt, dann noch einen. Das Wasser reichte mir nun schon bis zu den Knien. Wir hatten Ebbe, und ich zitterte. Es war blödsinnig, ehrlich. Ich wollte überhaupt nicht mehr schwimmen. Was machte ich da eigentlich? Keine Ahnung. Weit hinten, am anderen Ende vom Strand, schoss jemand einen Feuerwerkskörper ab. Es hörte sich wie eine echte Rakete an und sah aus wie eine silberne Trauerweide. Ich sah zu, wie die Funken im Meer versanken.
    Aber als sich gerade Enttäuschung in mir breitmachte, als ich mich gerade damit abfinden wollte, dass ich ihm völlig egal war, da kam er auf mich zu. Er hob mich hoch und warf mich über die Schulter. Die Flasche fiel mir aus der Hand und geradewegs ins Meer.
    »Lass mich runter«, kreischte ich und trommelte mit den Fäusten auf seinen Rücken.
    »Belly, du bist betrunken!«
    »Lass mich sofort runter!«
    Ausnahmsweise hörte er mal auf mich. Er ließ mich fallen, und ich landete auf dem Strand, mit dem Hintern zuerst. »Au! Das tut weh!«
    In Wirklichkeit war es gar nicht so schlimm, aber ich war wütend, und vor allem fand ich es furchtbar peinlich. Ich stampfte ein paarmal heftig auf, der Sand sollte auffliegen und Conrad im Rücken treffen, doch der Wind blies ihn zurück, mir ins Gesicht. »Verdammte Kacke!«, brüllte ich und versuchte, den Sand auszuspucken.
    Conrad schüttelte nur den Kopf und drehte sich weg. Seine Jeans waren nass. Er ging. Wieder einmal hatte ich alles vermasselt.
    Als ich aufstehen wollte, drehte sich alles in meinem Kopf, meine Knie waren weich, und ich fiel gleich wieder um.
    »Warte!«, rief ich. Ich strich mir die sandigen Haare aus dem Gesicht und holte tief Luft. Es half nichts, ich musste es ihm sagen. Es war meine letzte Chance.
    Er drehte sich um. Sein Gesicht war wie eine verschlossene Tür.
    »Warte einen Moment, bitte. Ich muss dir was sagen. Es tut mir wirklich leid, wie ich mich damals benommen habe.« Meine Stimme klang dünn und verzweifelt, ich weinte. Ich fand es furchtbar, dass ich weinte, aber ich konnte nichts daran ändern. Ich musste reden, jetzt oder nie, noch eine Chance würde ich nicht haben. »Bei … bei der Beerdigung … ich war so mies zu dir. Ich hab mich einfach nur schrecklich aufgeführt, und ich schäme mich so dafür. Ich wollte das nicht. In Wirklichkeit wollte ich für dich da sein, ganz ehrlich. Deswegen bin ich auch mitgekommen, um dich zu suchen.«
    Conrad zwinkerte einmal und dann noch einmal. »Schon gut.«
    Ich wischte mir über die Wangen und fuhr mit den Fingern ein paarmal unter der laufenden Nase her. »Ist das dein Ernst? Du verzeihst mir?«
    »Ja«, sagte er. »Verziehen. Und jetzt hör auf zu weinen, ja?«
    Ich trat auf ihn zu, immer noch einen Schritt näher heran, und er wich nicht aus. Wir waren nah genug für einen Kuss. Ich hielt die Luft an. So sehr wünschte ich mir, dass alles wieder gut wäre.
    Ich tat noch einen Schritt auf ihn zu, und im selben Moment sagte er: »Komm, gehen wir zurück, ja?«
    Er wartete meine Antwort nicht ab. Er ging einfach los und ich hinterher. Mir war, als würde mir gleich schlecht werden.
    Der Moment war vorüber, einfach so. Es war ein Beinahe-Moment gewesen, einer, in dem beinahe alles möglich war. Aber er hatte dafür gesorgt, dass er vorüber war.
    Inzwischen schwammen einige der Gäste im Pool, in ihren Kleidern. Einige Mädels schwangen Wunderkerzen. Clay Bertolet, unser Nachbar, ließ sich in einem seiner typischen Feinrippunterhemden am Beckenrand treiben. Als ich bei ihm vorbeikam, hielt er mich an den Fußgelenken fest. »Hey, Belly, komm, schwimm mit mir«, sagte er.
    »Lass mich los!«, zischte ich und befreite mich mit einem Tritt. Wasser spritzte ihm ins Gesicht.
    Ich zwängte mich zwischen all den Leuten auf der Veranda hindurch und ging ins Haus zurück. Aus Versehen trat ich einem der Mädchen auf den Fuß, und sie schrie laut auf. »’tschuldigung«, sagte ich, aber meine Stimme hörte sich an, als käme sie von weit her. Mir war so schwindlig, ich wollte nur noch in mein Bett.
    Auf Händen und Füßen kletterte ich die Treppe hoch, wie eine Krabbe. Als kleines Mädchen hatte ich das oft so gemacht. Dann fiel ich ins Bett, und es war wirklich so, wie man es aus Filmen kennt: Das ganze Zimmer drehte sich um mich. Das Bett drehte sich, und plötzlich fiel mir all das dumme Zeug

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