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Ohne dich kein Sommer - Roman

Ohne dich kein Sommer - Roman

Titel: Ohne dich kein Sommer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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durch die Nacht, wahnsinnig vor Angst, dann komme ich hier an, und das Haus ist ein einziges Schlachtfeld. Bierdosen liegen herum, alles ist voller Müll. Was zum Teufel treibst du hier eigentlich, Isabel? Weißt du das überhaupt selbst?«
    Das Haus hatte ausgesprochen dünne Wände. Wahrscheinlich hörten die anderen jedes Wort.
    »Wir wollten ja aufräumen«, sagte ich. »Aber es war unser letzter Abend hier. Kapierst du nicht? Mr. Fisher verkauft das Haus. Ist dir das ganz egal?«
    Sie schüttelte den Kopf. Ihre Kiefermuskeln waren angespannt. »Und du glaubst im Ernst, irgendwem wäre damit geholfen, dass du dich einmischst? Die Sache geht uns nichts an. Wie oft soll ich dir das noch erklären?«
    »Und ob sie uns was angeht! Susannah hätte gewollt, dass wir dieses Haus retten!«
    »Erzähl du mir nicht, was Susannah gewollt hätte!«, fuhr meine Mutter mich an. »Und jetzt möchte ich, dass du dich anziehst und deine Sachen zusammensuchst. Wir fahren.«
    »Nein.« Ich zog mir die Decke bis über die Schultern hoch.
    »Wie bitte?«
    »Ich hab gesagt: Nein. Ich geh hier nicht weg!« Ich sah meine Mutter mit meinem trotzigsten Blick an, aber gleichzeitig spürte ich, wie mein Kinn zitterte.
    Mit wenigen Schritten stand sie neben meinem Bett und riss mir die Decke weg. Dann packte sie mich am Arm, zerrte mich aus dem Bett und schob mich zur Tür. Ich wand mich los.
    »Du kannst mich nicht zwingen«, schluchzte ich. »Du hast mir gar nichts zu sagen. Du hast kein Recht dazu.«
    Meine Mutter ließ sich von meinen Tränen nicht erweichen, sie wurde nur noch zorniger. »Wie ein verzogenes Gör benimmst du dich. Kannst du nicht ein einziges Mal über deinen eigenen Kummer hinausschauen und auch an andere denken? Es dreht sich nicht alles um dich. Wir alle haben Beck verloren. Dein Selbstmitleid ist alles andere als hilfreich.«
    Ihre Worte trafen mich so heftig, dass ich ihr ebenfalls wehtun wollte, und zwar tausendmal schlimmer. Also sagte ich das, wovon ich wusste, dass es sie mehr als alles andere verletzen würde. Ich sagte: »Ich wünschte, Susannah wäre meine Mutter und nicht du.«
    Wie oft hatte ich das gedacht, mir insgeheim gewünscht? Als ich klein war, bin ich mit allem immer zuerst zu Susannah gerannt, nicht zu meiner Mutter. Ich habe mich gefragt, wie es wohl wäre, eine Mom wie Susannah zu haben, die mich so liebte, wie ich war, und nicht enttäuscht von mir war, weil ich in so vielem ihren Erwartungen nicht entsprach.
    Ich atmete heftig, während ich auf die Reaktion meiner Mutter wartete. Dass sie weinte, dass sie mich anschrie.
    Sie tat nichts dergleichen. Stattdessen sagte sie: »Wie schade für dich.«
    Ich konnte mich noch so sehr anstrengen, nie bekam ich von meiner Mutter die Reaktion, die ich mir wünschte. An ihr prallte einfach alles ab.
    »Susannah wird dir das nie verzeihen. Dass du ihr Haus aufgibst. Dass du ihre Jungen enttäuschst.«
    Die Hand meiner Mutter schnellte vor und traf mich mit solcher Wucht, dass ich zurückfuhr. Das hatte ich nicht kommen sehen. Ich hielt mir das Gesicht und brach in Tränen aus, aber irgendwo tief in mir war ich auch erleichtert. Endlich hatte ich bekommen, was ich wollte. Den Beweis, dass sie überhaupt zu Gefühlen fähig war.
    Ihr Gesicht war weiß. Noch nie hatte sie mich geschlagen. In meinem ganzen Leben nicht, kein einziges Mal.
    Ich wartete darauf, dass sie sagte, es tue ihr leid. Dass sie sagte, sie habe mir nicht wehtun wollen, sie habe nichts von alldem so gemeint. Wenn sie das sagte, dann würde ich es auch tun. Denn es tat mir wirklich leid. Und ich hatte es ehrlich nicht so gemeint.
    Als sie aber gar nichts sagte, wich ich erst einen Schritt zurück, dann ging ich um sie herum, eine Hand immer noch an die Wange gepresst. Schließlich rannte ich aus dem Zimmer und fiel dabei fast über meine eigenen Füße.
    Jeremiah stand im Flur und starrte mich mit offenem Mund an, mit einem Blick, als würde er mich nicht erkennen, als kennte er diesen Menschen nicht, dieses Mädchen, das seine Mutter anbrüllte und schreckliche Dinge sagte. Er streckte einen Arm aus, um mich aufzuhalten. »Warte.«
    Doch ich drängte mich an ihm vorbei und lief die Treppe hinunter.
    Im Wohnzimmer war Conrad dabei, Bierflaschen einzusammeln und in einen blauen Müllsack zu schmeißen. Er sah mich nicht an. Klar, auch er hatte alles mit angehört.
    Ich rannte zum hinteren Ausgang hinaus, stolperte die Treppe hinunter, die zum Strand führte, und ließ mich in den Sand fallen.

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