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Ohne dich kein Sommer - Roman

Ohne dich kein Sommer - Roman

Titel: Ohne dich kein Sommer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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, sonst gar nichts.« Sie klang so gehässig. Aber statt wie sonst ein schlechtes Gewissen zu haben, war ich einfach nur genervt.
    »Taylor«, sagte ich.
    »Kannst du mal aufhören, meinen Namen dauernd so zu sagen?«
    »Wie denn – so?«
    »So als wäre ich ein kleines Kind.«
    »Dann solltest du vielleicht aufhören, dich wie eins aufzuführen, bloß weil du einmal irgendwo nicht eingeladen bist.« Kaum war der Satz draußen, tat es mir auch schon leid.
    »Verdammt noch mal, Belly! Ich lass mir ja viel von dir gefallen, aber du bist wirklich eine beschissene beste Freundin, weißt du das?«
    Ich stieß einen tiefen Seufzer aus. »Taylor … halt den Mund.«
    Sie schnappte nach Luft. »Das muss ich mir von dir echt nicht sagen lassen. Immer hab ich dir beigestanden, Belly. Deinen ganzen Conrad-Scheiß habe ich mir angehört, und nie hab ich mich beschwert. Als ihr Schluss gemacht habt – wer hat dich da mit Eis gefüttert und dafür gesorgt, dass du aus dem Bett gekommen bist? Ich! Und du dankst es mir nicht mal. Es macht überhaupt keinen Spaß mehr mit dir!«
    Sarkastisch sagte ich: »Also wirklich, Taylor, das tut mir ja so leid, dass es keinen Spaß mehr macht mit mir. Aber so was kann passieren, wenn jemand stirbt, den man liebt.«
    »Hör auf damit. Schieb nicht alles darauf. Solange ich dich kenne, bist du hinter Conrad her. Langsam wird’s lächerlich! Bring das endlich hinter dich! Der mag dich nicht mal. Vielleicht hat er dich noch nie gemocht.«
    Das war vielleicht das Mieseste, was sie je zu mir gesagt hatte. Kann sein, dass sie sich sogar dafür entschuldigt hätte, wenn ich mich nicht sofort gerächt hätte. »Jedenfalls hab ich mich nicht von einem Typen entjungfern lassen, der sich die Beine rasiert!«
    Taylor schnappte nach Luft. Sie hatte mir einmal ganz im Vertrauen erzählt, dass Davis, der im Schwimmteam der Schule war, sich für die Wettkämpfe die Beine rasierte. Einen Moment lang war sie ganz still. Dann sagte sie: »Wehe, du ziehst heute Abend meine Plateausandalen an!«
    »Zu spät«, sagte ich. »Schon passiert.« Damit drückte ich sie weg.
    Ich konnte es nicht glauben. Wer von uns war denn hier die beschissene Freundin – doch wohl Taylor! Wenn jemand egoistisch war, dann ja wohl sie. Ich war so wütend, dass meine Hand zitterte, als ich Eyeliner auftragen wollte. Also musste ich alles abwischen und wieder von vorn anfangen. Ich trug Taylors Bluse und Schuhe und trug auch die Haare so wie sie – alle zu einer Seite gekämmt. Und nur, weil ich wusste, es würde ihr stinken.
    Zum Schluss zog ich noch Conrads Kette an. Den Anhänger schob ich in den Ausschnitt der Bluse, dann ging ich nach unten.

31
    »Schön, dass du da bist«, sagte ich zu einem Jungen im Led-Zeppelin-T-Shirt.
    »Coole Stiefel«, sagte ich zu einem Mädchen mit Cowboystiefeln.
    Ich ging im Wohnzimmer herum, verteilte Getränke und entsorgte leere Bierdosen. Conrad lehnte mit verschränkten Armen an einer Wand und sah mir zu. »Was gibt das?«, fragte er.
    »Ich möchte nur, dass sich alle zu Hause fühlen«, erklärte ich und rückte wieder einmal Taylors Top zurecht. Susannah war eine wunderbare Gastgeberin gewesen. Sie hatte die Gabe besessen, jedem das Gefühl zu geben, willkommen zu sein. Außerdem hingen mir noch immer Taylors Worte im Hinterkopf. Aber ich war nicht egoistisch. Ich war eine gute Freundin, eine gute Gastgeberin. Ich würde es ihr beweisen.
    Als Travis von der Video World die Füße auf den Kaffeetisch legte und dabei fast ein hohes Windlicht umwarf, blaffte ich ihn an: »Kannst du mal aufpassen? Und nimm die Füße vom Tisch.« Aber dann schob ich doch noch ein »Bitte!« hinterher.
    Ich wollte gerade mehr Bier aus der Küche holen, da sah ich sie: das Mädchen vom letzten Sommer. Nicole, auf die Conrad damals ein Auge geworfen hatte. Sie stand in der Küche und redete mit Jeremiah. Ihre Red-Sox-Kappe hatte sie zwar nicht auf, aber ihr Parfum würde ich überall wiedererkennen, diese Mischung aus Vanilleextrakt und verfaulenden Rosen.
    Conrad hatte sie anscheinend gleichzeitig mit mir entdeckt, denn er holte scharf Luft und murmelte: »Scheiße!«
    »Hast du ihr das Herz gebrochen?«, fragte ich in einem Tonfall, der lässig klingen sollte.
    Es war mir anscheinend geglückt, denn er nahm meine Hand, griff sich noch eine Flasche Tequila und sagte: »Komm, wir machen, dass wir hier wegkommen.«
    Ich folgte ihm wie in Trance, als würde ich schlafwandeln. Es war ja auch ein Traum – meine Hand in

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