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Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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summieren.«
    »Zum Beispiel?«
    Ich weihte ihn ein, erzählte ihm von dem braunen Wagen, der Cynthia in Angst und Schrecken versetzt hatte. Von dem anonymen Anruf, den sie aber versehentlich aus dem Anrufprotokoll gelöscht hatte. Dem Mann im Einkaufszentrum, den sie für ihren Bruder gehalten hatte. Dem Hut, der abends plötzlich auf dem Küchentisch gelegen hatte.
    »Was?«, sagte Rolly. »Claytons Hut ?«
    »Ja«, sagte ich. »Sieht so aus. Gut, es wäre möglich, dass sie ihn all die Jahre irgendwo aufbewahrt hat. Aber der Hut ist echt, wenn du mich fragst. Unter dem Innenband steht seine Initiale. Ein C.«
    Rolly überlegte. »Das könnte sie auch selbst hineingeschrieben haben.«
    So weit hatte ich noch gar nicht gedacht. Aber er hatte recht.
    »Außerdem könnte sie den Hut ebenso gut in irgendeinem Secondhandladen gekauft haben.«
    »Cyn hat an dem Hut gerochen«, sagte ich. »Sie war ganz sicher, dass er ihrem Vater gehört.«
    Rolly musterte mich, als sei ich ein bisschen schwer von Begriff. »Da hättest du auch selbst dran riechen können. Das beweist doch gar nichts.«
    »Stimmt, sie könnte sich all das tatsächlich ausgedacht haben«, sagte ich. »Trotzdem, wie komme ich überhaupt dazu, sie derart zu verdächtigen?«
    »Als psychisch instabil habe ich Cynthia noch nie wahrgenommen«, sagte Rolly. »Klar, unter Stress ist jeder mal durch den Wind. Aber dass sie plötzlich Wahnvorstellungen hat, scheint mir doch ein bisschen weit hergeholt.«
    »Ja«, sagte ich. »Das passt absolut nicht zu ihr.«
    »Und warum sollte sie sich diese Dinge ausdenken? Warum sollte sie vortäuschen, sie hätte einen anonymen Anruf erhalten? Dafür müsste es ja einen Grund geben.«
    »Ich weiß es nicht.« Ich überlegte. »Vielleicht um Aufmerksamkeit zu erregen? Damit die Polizei sich erneut mit dem Fall beschäftigt?«
    »Aber warum ausgerechnet jetzt?«, sagte Rolly. »Warum hätte sie all die Jahre warten sollen?«
    Darauf hatte ich überhaupt keine Antwort. »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich wünschte nur, es wäre endlich Schluss damit … auch wenn sich herausstellen sollte, dass sie alle tot sind.«
    »Du willst endlich deine Ruhe«, sagte Rolly.
    »So würde ich es nicht ausdrücken«, sagte ich. »Aber im Prinzip schon.«
    »Und vergiss eins nicht«, sagte Rolly. »Sollte dein Verdacht nicht zutreffen, dann war tatsächlich jemand in eurem Haus. Womit im Übrigen noch lange nicht gesagt ist, dass es Cynthias Vater war.«
    »Ja.« Vor meinem inneren Auge sah ich einen Fremden verstohlen durch unser Haus streifen. »Aber wir achten immer genau darauf, ob wir auch abgeschlossen haben, wenn wir das Haus verlassen. Und das haben wir definitiv getan, bevor wir uns mit dieser Null von Hellseherin getroffen haben.«
    Rolly neigte den Kopf zur Seite.
    »Was für ein Schwachsinn«, sagte ich. »Tja, wahrscheinlich ist es am besten, ich lasse überall Sicherheitsschlösser anbringen.«
    »Und lass die Kellerfenster vergittern«, sagte Rolly. »Da steigen die meisten ein, vor allem Kids.«
    Ich schwieg eine Weile. Das Wichtigste hatte ich noch nicht aufs Tapet gebracht. Schließlich sagte ich: »Da ist noch was.«
    »Was?«
    »Cyns Nervenkostüm ist momentan so dünn, dass ich ihr Dinge verschweige.«
    Rolly zog eine Augenbraue hoch.
    »Es geht um Tess«, sagte ich.
    Rolly nippte an seinem Bier. »Was ist mit ihr?«
    »Erstens geht es ihr nicht gut. Offenbar ist sie todkrank.«
    »Verdammt«, sagte Rolly. »Was hat sie denn?«
    »Das hat sie nicht genau gesagt. Wahrscheinlich Krebs. Dabei sieht sie gar nicht schlecht aus, nur ein bisschen abgespannt. Aber es besteht keine Aussicht auf Besserung, so wie ich sie verstanden habe.«
    »Das wird Cynthia schwer treffen. Tess ist ihre nächste Verwandte.«
    »Ich weiß. Und ich finde, Tess sollte es ihr selbst sagen. Ich kann es nicht und ich will es auch nicht. Außerdem wird sie ihren Zustand ohnehin nicht lange verheimlichen können.«
    »Und worum geht’s noch?«
    »Wieso?«
    »Du hast ›erstens‹ gesagt. Und zweitens?«
    Ich zögerte. Einerseits war ich nicht sicher, ob ich Rolly wirklich von den Umschlägen mit dem Geld erzählen sollte, andererseits benötigte ich aber einen Ratschlag, wie ich es Cynthia beibringen sollte.
    »Tess hat jahrelang Geld erhalten.«
    Rolly stellte das Bierglas auf den Tisch. »Was meinst du damit?«
    »Jemand hat ihr Briefumschläge mit Bargeld zugespielt. Einmal war eine Nachricht dabei, das Geld sei für Cynthias Ausbildung. Die

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