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Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Und dann sagte Cynthia etwas, was mein Herz einen Sekundenbruchteil aussetzen ließ.
    »Wir haben eine Schreibmaschine«, sagte sie.
    »Tatsächlich?«, sagte Detective Wedmore und hielt beim Eintippen der Nummer inne.
    »Terry besitzt eine. Für Notizen, Memos und so. Eine alte Royal, stimmt’s, Terry?« Cynthia wandte sich wieder an die Wedmore. »Die hat er schon seit Uni-Zeiten.«
    »Kann ich mal einen Blick draufwerfen?« Detective Wedmore steckte ihr Handy zurück in die Jacke.
    Ich stand auf und ging zur Tür. »Ich hole sie.«
    »Wo steht sie denn?«, fragte Detective Wedmore und erhob sich ebenfalls.
    »Sie ist oben in unserem Arbeitszimmer«, sagte Cynthia. »Kommen Sie.«
    »Cyn.« Ich baute mich vor der Treppe auf. »Den Saustall da oben kann man doch keinem zumuten.«
    »Kein Problem«, sagte Detective Wedmore, marschierte an mir vorbei und die Treppe hinauf.
    »Die erste Tür links«, sagte Cynthia. Mir flüsterte sie zu: »Wieso will sie unsere Schreibmaschine sehen?«
    Die Wedmore verschwand in unserem Arbeitszimmer. »Ich sehe keine Schreibmaschine«, sagte sie.
    Cynthia war schneller oben als ich und betrat das Zimmer. »Sonst steht sie da auf dem Tisch. Terry, wo ist sie denn?«
    Ich trat in den Türrahmen. Cynthia und Detective Wedmore blickten mich fragend an.
    »Die Schreibmaschine war mir im Weg«, sagte ich. »Ich habe sie in den Schrank geräumt.«
    Ich öffnete die Schranktür und kniete mich hin. Die Wedmore sah mir über die Schulter. »Ich sehe keine Schreibmaschine«, sagte sie.
    Ich räumte die alte Hose beiseite, hob meine alte Royal aus dem Schrank und stellte sie zurück auf den Tisch.
    »Wann hast du sie denn da reingestellt?«, fragte Cynthia.
    »Vorhin«, sagte ich.
    »Sieht aus, als hätten Sie das Gerät verstecken wollen«, sagte Detective Wedmore. »Wären Sie so freundlich, mir zu verraten, warum?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Mir fiel schlicht nichts zu meiner Verteidigung ein.
    Cynthia musterte mich mit verwirrter Miene. »Terry, was soll das? Was ist hier eigentlich los?«
    Dasselbe hätte ich sie auch fragen können.

SIEBENUNDZWANZIG
    Detective Wedmore führte eine Reihe von Telefonaten auf ihrem Handy – allerdings vor unserer Haustür, sodass wir nichts mitbekamen.
    Inzwischen war Cynthia kurz zur Schule gefahren, um Grace abzuholen, und nun saßen wir zusammen in der Küche. Während Grace sich einen Toast mit Erdnussbutter machte, fragte sie, wer die dicke Frau sei, die draußen telefonierte.
    »Sie ist von der Polizei«, sagte ich. »Und sie steht bestimmt nicht drauf, wenn jemand sie dick nennt.«
    »Ich würde es ihr ja auch nicht ins Gesicht sagen«, gab Grace zurück. »Und was macht sie bei uns?«
    »Später«, sagte Cynthia. »Nimm jetzt den Toast und geh auf dein Zimmer.«
    Nachdem Grace murrend die Küche verlassen hatte, fragte Cynthia: »Warum hast du die Schreibmaschine versteckt? Der Brief ist auf ihr geschrieben worden, oder etwa nicht?«
    »Ja«, sagte ich.
    Einen Augenblick lang sah sie mich prüfend an. »Hast du den Brief geschrieben? Hast du die Schreibmaschine deshalb versteckt?«
    »Herrgott noch mal, Cyn«, sagte ich. »Ich habe sieversteckt, weil ich dachte, du hättest den Brief geschrieben.«
    Ihre Augen weiteten sich erschrocken. »Ich?«
    »Schockiert dich das mehr als die Vorstellung, ich hätte ihn geschrieben?«
    »Ich habe jedenfalls nicht versucht, die Schreibmaschine zu verstecken. Sondern du.«
    »Weil ich dich schützen wollte.«
    »Was?«
    »Weil ich dachte, du hättest ihn womöglich geschrieben. Und ich wollte nicht, dass die Polizei es herauskriegt.«
    Cynthia schwieg einen Moment. »Was willst du damit sagen, Terry? Dass du allen Ernstes glaubst, ich würde anonyme Nachrichten verfassen? Dass ich schon immer wusste, was mit meiner Familie geschehen ist? Dass ihre Leichen auf dem Grund eines Sees liegen?«
    »Nicht … wirklich«, sagte ich.
    »Nicht wirklich? Und was denkst du sonst noch über mich?«
    »Ehrlich, Cyn, ich weiß es nicht. Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Aber in dem Moment, als ich den Brief in Händen hielt, wusste ich, dass er auf meiner Schreibmaschine geschrieben worden war. Und ich hatte ihn definitiv nicht geschrieben. Womit nur eine Person übrig blieb. Nämlich du, es sei denn, jemand hätte sich Zutritt zu unserem Haus verschafft und den Brief auf meiner Schreibmaschine getippt, um den Verdacht auf einen von uns beiden zu lenken.«
    »Du weißt genauso gut wie ich, dass jemand hier

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