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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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mir ein Auszeit-Zeichen und wendet sich Balder zu.
    »Hören wir auf, Scheiß zu reden, und seien wir ehrlich. Du bist ein
Zwerg
. Ich weiß das. Du weißt das. Akzeptier das einfach, Mann. Mach Schluss mit deinem Selbsthass.«
    »Wie du wünschst. Ich soll also beweisen, dass ich Balder bin.« Er nimmt ein Messer vom Tisch. »Bohr mir dieses kleine, aber ehrenwerte Schwert in den Leib.«
    Gonzo hört augenblicklich auf zu kauen. Sein mit Eiertoastbrei gefüllter Mund steht offen. »Du willst, dass ich dich mit einem stumpfen Buttermesser ersteche?«
    »Ich möchte, dass du versuchst, mich zu töten«, erklärt Balder. »Mein Blut soll fließen wie der Fluss Leiptr.«
    »Mann, ich bin gerade beim Essen«, nörgelt Gonzo.
    Balder lächelt. »Keine Sorge, mir kann nichts geschehen. Das ist die Macht von Balder dem Großen.«
    »Hör mal   –«, beginnt Gonzo. Ohne Warnung stürzt sich Balder in das Messer in Gonzos Hand. Die Klinge verschwindet in seinem drallen Bauch.
    »Aaahh!«, schreit Gonzo. Ein paar Köpfe drehen sich in unsere Richtung. Mit meinem Körper schütze ich Balder vor Blicken.
    »Würdet ihr euch bitte beruhigen«, zischle ich durch geschlossene Lippen.
    Balder zieht das Messer geschickt aus seiner Haut und legt es auf den Tisch. Es ist völlig sauber.
    Gonzo ist ganz blass. »Mann, du machst mich total wahnsinnig.«
    Ich lege die Hand auf Balders Bauch – keine Wunde. »Wie hast du das gemacht?«
    »Ich bin unsterblich.« Balder nimmt einen Schluck Tee. »Wisst ihr, als ich noch jung war, hatte ich einen fürchterlichen Traum: Ich würde ermordet. Also reiste meine Mutter Frigg in die Unterwelt und bat um Schutz für mich. Sie nahm jedem Wesen das Versprechen ab, mich nicht zu töten. Alle schworen einen Eid darauf, außer der winzige Mistelzweig, der zu jung war, um ein solches Versprechen zu geben. Auf diese Weise war ich geschützt.«
    Ich erinnere mich schwach daran, dass mir meine Mom diese Geschichte erzählt hat. Wie mir scheint, ging sie ein bisschen anders. Aber Einzelheiten habe ich vergessen – all diese Geschichten sind aus meinem Kopf verschwunden wie Dateien, die ich nicht mehr finden kann. Mom. Wenn sie jetzt hier wäre, würde sie wegen
Preakfast Pretzel
Zustände kriegen. Vermutlich würde sie der armen Kellnerinsagen, dass man Breakfast nicht mit »P« schreiben sollte und dass sie damit zur »Aushöhlung des Bildungssystems« beitragen. Dinge wie diese sind mir an meiner Mutter immer wieder peinlich. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich sie nicht anrufe. Wahrscheinlich dreht sie gerade durch. Ich schnappe mir einen Werbekuli und kritzle meine Serviette voll.
    »Die anderen haben sich einen Sport daraus gemacht zu versuchen, mich umzubringen – sie warfen Steine und Pfeile, sogar Speere«, kichert Balder. »Und ich blieb unverletzt.«
    Gonzo schmiert ein Pfund Butter auf seinen Toast. »Und ich dachte, Völkerball wäre sadistisch. Ich würde den Wikingersportunterricht hassen: ›Hey, Timmy, weich dem Speer aus und   … oh, ’tschuldigung, Timmy. Hör zu, eigentlich brauchst du nicht mehr als einen Arm.‹«
    »Darf ich meinen Gedanken zu Ende führen?«, sagt Balder, offensichtlich verärgert.
    Gonzo streckt den Arm über ihn, um sich die Marmelade zu greifen. »Ich dachte, du
bist
fertig.«
    »Wenn ein Wikingerkrieger stirbt, wird auf einem Schiff ein Scheiterhaufen in Brand gesetzt, auf dem der Tote aufgebahrt liegt. So wird er nach Walhall geschickt, in die Halle der Götter im Jenseits. Das ist ein sehr nobles Ende.«
    Gonzo verdreht die Augen. »In Brand gesetzt? Ja, das klingt sehr amüsant. Kannst du mir mal das Ketchup geben?«
    »Ich erwarte von dir nicht, dass du das verstehst«, sagt Balder. »Du bist nicht nobel.«
    »Ich mach diese Reise mit, oder? Aber ich muss mir das nicht antun. Cameron, sag ihm, dass ich mir das nicht antun muss.«
    »Du musst dir das nicht antun«, sage ich.
    Gonzo zeigt mit der Gabel auf mich, als ob er sagen will:
Siehst du, du Arschloch?
    Balder mustert Gonzo von Kopf bis Fuß. »Du bist recht klein, oder?«
    Gonzo kneift die Augen zusammen und presst seine Hand um den Griff der Gabel. »Ich glaube wirklich nicht, dass du in der Position bist, dich über die Größe von jemandem auszulassen, oder, Mann?«
    »Das ist keine Frage der Größe. Es ist eine Frage des Formats. Während meiner Reisen habe ich fünf Sprachen sprechen gelernt und ich bin bewandert in Wissenschaft, Kunst und Musik.«
    Gonzo starrt ihn an. »Du bist ein

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