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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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der mit einem Zahnstocher zwischen seinen Zähnen herumpickt. Kellnerinnen, die mit Tabletts hin und her rennen. Der Typ liefertdie Schachteln ab und eine Bedienung öffnet sie. Sie nimmt eine Schneekugel heraus und schüttelt sie kräftig, bevor sie sie auf ein Hochregal über der Kasse stellt.
    »Dulcie?«
    »Es ist nichts«, sagt sie mit dünner Stimme. »Ich seh dich unterwegs, Cowboy. Hier hast du die Zeitung. Und, Cameron, pass auf dich auf!« Und schon ist sie weg.
    »Hey, du hast deinen Player vergessen!«, rufe ich, aber sie hört es nicht mehr.
    Ich werfe einen schnellen Blick in Dulcies Zeitung – die üblichen Annoncen, ein Kuddelmuddel aus Unverständlichem und Lächerlichem. Aber mir fällt eine Werbeanzeige für billige Tickets nach Daytona Beach ins Auge. Ich verstehe das als Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, obwohl es, ehrlich gesagt, genauso richtig sein kann wie alles andere, dem ich eine Bedeutung zuschreiben könnte – Comics,
Great Tremolo
, die Art, wie Staci Johnson mit ihrem Pferdeschwanz wedelt. Ich streiche Junior Websters wegweisenden Zeitungsschnipsel glatt –
leben! –
, falte ihn ordentlich und verstaue ihn, zusammen mit dem MP 7-Player , in meiner Tasche.
    Als ich ins Restaurant zurückkehre, ist dort eine Art Kampf ausgebrochen. Die Leute stehen wie Zuschauer herum und feuern jemanden an.
    »Was ist da los?«, frage ich den Typen neben mir.
    »Ich glaub, irgend ne Art von Werbung für Wrestling, sehr unterhaltsam, so viel kann ich sagen. Diese kleinen Kerle ham ne Menge Feuer im Hintern, das sag ich dir.«
    »Kleine Kerle?«, krächze ich. Oh nein, doch nicht die! »’tschuldigung, ’tschuldigung!«, sage ich und drängle mich nach vorn. Balder steht auf dem Tisch, die Leute haben sich in einer Reihe aufgestellt und bewerfen ihn mit allem, wassie in die Finger kriegen – Messer, Gabeln, Kaffeetassen, Münzen. Ein kleines Mädchen schleudert seine Waffel.
    »Ein Wurf zwei Dollar! Jedermann kann mitmachen!«, schreit Gonzo. Er saust zwischen den Leuten hin und her und sammelt in Balders Wikingerhelm Geld ein.
    »Ich bin unverwundbar, weil ich Balder bin   …« Ein Messer steckt in seinem Arm, aber er redet weiter. »Sohn des Odin   …« Eine Gabel macht sich’s in seinem Schädel bequem. »Bruder des Thor«, sagt er und zieht beides aus sich heraus. »Unsterblich.«
    »Ja? Das werden wir ja gleich sehen.« Ein uniformierter Kerl vom Sicherheitsdienst zieht seine Knarre und schießt Balder in die Brust. Ein Raunen geht durch die Menge. Anstatt in die Knie zu gehen, veranstaltet Balder einen kleinen Tanz.
    »Boo-ya!«, sagt er, und ich bin mir ziemlich sicher, dass das original Altnordisch ist.
    »Mich tritt ein Pferd«, sagt der Wachmann. Alle applaudieren und jubeln.
    »Zwei Dollar!«, beharrt Gonzo und steckt die Scheine des Schützen ein.
    »Okay, die Show ist aus!«, rufe ich, laufe hin und ziehe Balder vom Tisch. »Du warst großartig. Kannst Gift drauf nehmen, dass du groß rauskommst und dass unsere Show am Wochenende in der
Monster Wrestling Truck Arena
zu sehen ist. Ich dank euch. Ich dank euch vielmals. Danke.« Als sich die übrigen Gäste wieder an ihren Tischen niederlassen, schaue ich Gonzo und Balder scharf an. »Das ist genau die Art, wie man unauffällig bleibt, Jungs.«
    »Er hat angefangen«, grummelt Gonzo.
    Balder verbeugt sich wieder mal vornehm. »Ich wollte keinen Ärger verursachen, edler Cameron.«
    »Mit ›Beziehung aufbauen‹ meinte ich solche Sachen wie Geschichten erzählen, ein paar Idiotenwitze austauschen oder ein Bild von der Kellnerin mit Schnurrbart malen. Nicht einen Aufstand provozieren.«
    »Schau trotzdem mal, wie viel wir kassiert haben.« Gonzo zeigt mir Balders mit grünen Scheinen gefüllten Helm. Beide sind so aufgeregt, dass es unmöglich ist, noch wütend auf sie zu sein.
    »In Ordnung. Okay. Aber macht das nicht noch mal. Zahlen wir einfach und   –« Ich rieche einen ätzenden Gestank, der mir die Tränen in die Augen treibt. Irgendetwas daran kommt mir bekannt vor. »Riecht ihr das?«, frage ich und kriege Gänsehaut an meinen Armen.
    »Was riechen?«, fragt Gonzo.
    Feiner schwarzer Rauch breitet sich über den Boden und schlängelt sich um meine Beine. Sie fangen an zu zittern. Mein Körper fühlt sich an, als ob er brennen würde. Irgendetwas schnürt meine Kehle zu.
    »Jungs   …«, krächze ich.
    »Cameron?«, fragt Gonzo mit sorgenvollen Augen.
    »Sie sind es.« Mehr bringe ich nicht raus. In diesem

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