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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Stein mit einem seltsamen eingravierten »R« heraus.
    »Ah«, sagt Balder und sein Gesicht leuchtet auf. »Raido. Die Rune der Reisenden. Sie bedeutet, dass jemand eine Reise unternimmt. Es ist eine wichtige Reise und man wird nicht um sie herumkommen.« Er steckt den Beutel wiederein. »Du könntest die Dienste eines Kriegers benötigen. Ich würde mich glücklich schätzen, mit dir in die Schlacht zu ziehen, falls du dich entscheidest, mich auf deine Reise mitzunehmen.« Er wirft mir einen hoffnungsvollen Blick zu.
    Wie zum Teufel soll ich das Gonzo erklären? Mein Taxi fährt am Gehsteig vor. Der Fahrer hupt einmal. Ich stehe auf und streife mir das Gras von der Jeans. »Okay, machen wir’s so: Ich reise mit einem Freund, Gonzo. Du musst auch mit ihm sprechen, weil er mich allein schon für wahnsinnig hält und ich das nicht unbedingt weiter forcieren will. Verstehst du?«
    »Gewiss.«
    »Wir sind auf dem Weg nach Florida. Dort gibt es einen Strand. Ich weiß nicht, ob dein Schiff dort auf dich wartet oder nicht – ich mein damit, dass ich nichts versprechen kann, aber es ist ein Versuch.«
    Dieses Mal verbeugt er sich tiefer. »Die Götter haben mir wahrlich einen klugen Mann gesandt. Ich werde deine Wünsche in Ehren halten, und ich werde eine Bedingung stellen, die mich betrifft.«
    »Und die wäre?«
    »Dass du und dein Freund keinerlei Fotografien von mir macht, die ich nicht genehmigt habe. Ich möchte nicht auf deiner Internetseite zur Schau gestellt werden. Weder vor irgendeinem nationalen Monument noch in der Nähe einer dubiosen Werbetafel mit einer widerwärtigen Bildunterschrift. Ich hab die Nase voll davon.« Sein Gesichtsausdruck lässt keinen Zweifel daran.
    »Alles klar«, sage ich.
    Ich nehme ihn wie ein Baby in die Arme. Auf dem Weg zum Taxi wirft Balder einen letzten Blick zurück – auf dasunkrautüberwucherte Anwesen, auf den mit Zigarettenkippen vermüllten Steingarten, auf die schrottreifen Autos. Er winkt einmal kurz, und ich denke, vielleicht wird er diesen Ort am Ende doch vermissen, aber dann krümmt er seine Finger langsam, bis nur noch der mittlere in die Höhe ragt.

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG
    In welchem ich erfahre, dass sich zwei sehr kleine Menschen zu einer großen Plage summieren können und wir das Problem im
Preakfast Pretzel
nahezu in den Griff kriegen
     
    Gonzo ist schlecht gelaunt aufgestanden. Er ist nicht glücklich darüber, dass ich ohne ihn zu einer Party gegangen bin. Er ist nicht glücklich darüber, dass ich kein Kleingeld für den Getränkeautomaten habe. Er ist nicht glücklich darüber, dass er seinen faulen Arsch vor der Mittagszeit hochhieven muss. Aber ich habe nicht die Absicht, noch eine Tagesrate zu blechen, und im Gegensatz zu Mister Motels Desinteresse an den Idioten, die seine Zimmer mieten, hat er ein großes Interesse daran, dass diese Idioten pünktlich um elf auschecken. Und als ich ihm Balder vorstelle, den sprechenden Wikingergartenzwerg, ist Gonzo wegen einer ganzen Reihe weiterer Gründe unglücklich.
    »Lass mich das noch einmal auf seine Richtigkeit überprüfen, Alter: Ich frühstücke also mit einem Gartenzwerg«, sagt er, als wir uns in einer Sitzecke des
Preakfast Pretzel
, gleich rechter Hand vom
Mister Motel
, niedergelassen haben. Gonzo hat sein Frühstück noch nicht angerührt.
    »Ich bin Balder, der Gott des Lichtes, der Güte, der Reinheit, der Schönheit und zweiter Sohn des Odin«, erklärt Balder, während er seinen Tee schlürft. Er sitzt eingezwängt in der Ecke, wo ihn außer uns keiner essen sehen kann.
    »Okay, du bist ein Gartenzwerg mit
Wahnvorstellungen
«, sagt Gonzo.
    »Reden wir nicht über Wahnvorstellungen«, warne ich und schaue mich um. Ich bin mir sicher, dass uns alle beobachten – den nervösen Teenager, den spleenigen Knirps und den sprechenden Gartenzwerg   –, aber nein, die Leute sind einfach nur mit ihren eigenen Dingen beschäftigt und ihrem Corned Beef mit Eiern. Irgendwie ist es lustig und traurig zugleich, dass Menschen nie wirklich bemerken, was um sie herum vorgeht, genau wie Dulcie es einmal gesagt hat. Ich frage mich, ob ich sie jemals wiedersehen werde.
    Balders Augen verengen sich zu Schlitzen. »Du glaubst mir nicht.«
    Gonzo spießt schließlich ein glibberiges Stück Ei auf die Gabel. »Äh, lass mich mal überlegen. Hmmm   … nein. Nenn mich behämmert, wenn du willst, aber nein, ich glaube nicht daran, dass ein Gartenzwerg ein Wikingergott ist.«
    »Gonzo«, beginne ich, aber er gibt

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