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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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verdammter Gartenzwerg, Mann.«
    »Knirps«, grummelt Balder.
    »Pisspfosten.«
    »Ignorant.«
    »Verflucht noch mal, können wir uns nicht einfach vertragen und in Frieden essen?«, seufze ich. Ich fühle mich nicht gerade großartig. Mein Kopf hämmert und mein Bauch tut weh. Ich glaube, dass das nur ein ganz normaler Kater ist und nicht mein Creutzfeldt-Jakob. Ich schaue auf die Serviette, auf der ich das »P« in Preakfast durchgestrichen und durch das korrekte »B« ersetzt habe.
    »Ich bin gleich zurück«, sage ich.
    »Wohin gehst du?« Gonzos Stimme klingt panisch.
    »Ich bin gleich zurück. Ihr Jungs solltet   … euch einfach mal kennenlernen. Eine Beziehung aufbauen«, sage ich.
    Balder reicht Gonzo das Buttermesser. »Vielleicht möchtest du mich noch einmal erstechen?«
    »Cameron, lass mich nicht mit diesem ausgeflippten Gartenzwerg allein!«, fleht Gonzo, aber ich bin schon weg.Am Hintereingang, direkt neben der Herrentoilette, ist ein Münztelefon. Ich werfe mein ganzes Kleingeld rein und wähle. Das Freizeichen ertönt viermal, und dann geht der Anrufbeantworter dran, mit der vertrauten Botschaft meiner Mutter – »Hi, hier spricht Mary Smith. Ich kann gerade nicht ans Telefon, weil ich wahrscheinlich vom Vogel Greif davongetragen wurde. Aber wenn ihr Namen und Telefonnummer hinterlasst, werde ich so schnell zurückrufen wie Hermes.« Es folgt eine Pause und dann sagt sie zu mir: »Cameron, hab ich das richtig gemacht? Oh! Das wird noch aufgenommen! Oh, meine Güte   …«, und dann wird ihr Lachen abgeschnitten. Normalerweise bringt mich diese Botschaft zur Weißglut. Aber ihre Stimme jetzt, in diesem Augenblick, zu hören, ist das Beste auf der Welt, wie frühmorgens aufzuwachen und festzustellen, dass keine Schule ist. Ein Piepston ertönt und mein Magen zieht sich zusammen.
    »Ähm, hi, Mom. Ich bin’s, Cameron. Das hast du dir wahrscheinlich schon gedacht«, sage ich und klinge wie der größte Trottel. »Jedenfalls bin ich okay. Das wollt ich dir zuerst sagen. Und, weißt du was? Du musst diese schwachsinnigen Englisch-Grundkurs-Arbeiten weiter benoten, sonst werden wir alle unser Benzin an K-W-I-K-S-E-R-V-I-C- E-Stationen kriegen und unsere E-S-P-R-E-S- S-Os im
Preakfast Pretzel
– mit zwei Ps. Ernsthaft, die Welt braucht dich. Du bist wichtig. Wirklich wichtig. Okay, ich werd jetzt Schluss machen, weil der Vogel Greif schon hier ist, und du weißt, wie sehr er es hasst zu warten. Ich lieb dich«, füge ich schnell hinzu und hänge auf.
    Ich drehe mich um und stoße mit jemandem zusammen, der eine Zeitung liest. »’tschuldigung«, murmle ich.
    »No problemo«, antwortet eine vertraute Stimme. Dulciesenkt ihre Zeitung. Das pinkfarbene Haar ist zu kurzen Korkenzieherlocken gedreht, die wackeln, wenn sie den Kopf schüttelt. »Nicht zu glauben, was Leute heutzutage alles in die Kontaktanzeigen schreiben.«
    »Dulcie! Wo bist du gewesen?«
    »Du wolltest allein gelassen werden.«
    »Ja.« Mit meinem Fuß spüre ich einem Riss in der Bodenfliese nach. »’tschuldigung. Von jetzt an bin ich kein Arschloch mehr, ich versprech’s dir.«
    »Mach keine Versprechungen, die du nicht halten kannst«, sagt Dulcie und lacht. Ihre Flügel werden munter wie zwei junge Hündchen und breiten sich aus, bis sie die Wände des schmalen Ganges berühren. Ich blicke ängstlich Richtung Restaurant. »Vielleicht solltest du jetzt lieber nicht deine Schwingen benützen.«
    »Was? Du meinst diese?« Sie schüttelt sie auf, sodass ich das aktuelle Kunstwerk sehen kann, einen Regenbogen. »Mach dir keine Sorgen, die Leute sehen nur das, was sie sehen wollen.«
    Genau aufs Stichwort rast eine Dame in den engen Flur und fragt, ob Dulcie vor der Toilette wartet. Dulcie schüttelt den Kopf, und die Dame geht hinein, ohne einen Augenblick zu zögern.
    »Ich bin nur neugierig: Was hat sie gesehen?«
    Dulcie zuckt mit den Schultern. »Wer weiß? Alles in Butter im Camland? Ist schon ne Weile her, dass wir uns gesehen haben.«
    »Ja, das waren schon ein paar merkwürdige Tage.« Ich erzähle ihr davon, wie wir den Bus verpasst haben, von der KIGSNAB, von der Party und von Balder.
    »Ich bin was ganz Besonderes, du bist was ganz Besonderes«, singt Dulcie.
    »Woher weißt du –?«
    »Das muss auf einer
Greatest Hits -CD
gewesen sein. Großartig und ganz besonders«, sagt sie schnell. »Jedenfalls habe ich nachgedacht – ich weiß, du wolltest allein gelassen werden, aber ich glaube nicht, dass das eine besonders gute

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