Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
Vom Netzwerk:
sage ich. Ich küsse sie heftig auf den Mund. Ich will alles auslöschen.
    Staci kichert. »Ich wusste nicht, dass du so scharf bist, Cam.« Sie schließt die Augen halb und öffnet den Mund. Ich küsse sie noch einmal und noch einmal. Ich küsse und küsse sie und jage einem Gefühl nach, das so eben nicht erreichbar ist.
    Staci fummelt an den Knöpfen meiner
Levi’s
. Ihre warme Hand schlüpft in meine Shorts, und ich wünsche mir, ihre Hand würde dort für immer bleiben.
    »Äh, ich hab nichts zum Drüberziehen   …«
    »Ist schon okay«, sagt Staci und küsst mich weiter.
    Was wir tun, widerspricht sämtlichen verantwortungsvollen Programmen, die ich mir in der Schulaula über Jahre von »ganz besonderen Experten« habe anhören müssen: »Du kannst beim ersten Mal schwanger werden.«   / »Am Steuer immer ohne Alkohol.«   / »Es ist dein Hirn, das du mit Drogen betäubst.«   / »Geschlechtskrankheiten sind nicht wählerisch.« Aber dann erinnere ich mich daran, dass ichbald sterben werde, und es wirklich nicht die Zeit ist, sich mit so was aufzuhalten.
    »Bist du sicher?«, stöhne ich.
    Als Antwort stößt mich Staci zurück aufs Bett. Wir werfen unsere Kleidung ab, als wollten wir einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellen. Ihr Körper fühlt sich an meinem weich an, aber irgendwie ist es, als ob wir nicht ganz zusammenpassen. Dann bin ich in ihr und denke an gar nichts mehr. Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht. Ich versuche Staci etwas zu sagen, aber sie hat ihre Augen geschlossen. Wo immer sie auch sein mag, ich glaube nicht, dass sie wirklich bei mir ist. Vielleicht denkt sie an Tommy. Es ist, als ob wir zu zweit und doch allein sind, und so sollte es doch eigentlich nicht sein. Und dann explodiert etwas in mir.
    »Oh, Scheiße«, sage ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    Die Nebel lichten sich. Ich kehre in meinen Körper zurück. Die Digitaluhr springt auf 23:23.   Die ganze Sache hat drei Minuten gedauert. Aber ich werde nicht als Jungfrau sterben.
    Ich rolle auf den Rücken und schnappe nach Luft. Staci rutscht aus dem Bett und sucht ihre Kleidungsstücke zusammen. Ich stütze mich auf die Ellbogen. »Hey, wo willst du hin?«
    »Ich muss die Mädels in der Bar treffen«, erklärt sie und zieht ihre Shorts an.
    »Musst du wirklich schon gehen?« Ich berühre ihre Wirbelsäule, die sich anfühlt wie ein knöchernes Xylofon. Sie rückt von mir weg.
    »Ich muss mich duschen.«
    Ich ziehe mir das Bettlaken bis zum Hals und beobachte sie beim Ankleiden. »Vielleicht seh ich dich später«, sagtsie auf eine Art, wie wenn du jemandem ins Freundschaftsbuch schreibst:
Man sieht sich diesen Sommer
.
    »Ja, vielleicht«, sage ich.
    Sie öffnet die Tür. Vom Flur her flutet ein Schwall Licht ins Zimmer. Dann ist Staci verschwunden und der Raum ist dunkel und leer.
     
    Es ist bereits nach Mitternacht, aber ich kann nicht schlafen. Ich habe Schweißausbrüche.
    Dulcie beugt sich über mich. Ihr Gesicht ist wie ein glimmendes kleines Nachtlicht in der Dunkelheit. »Hey, Cowboy. Du siehst nicht besonders gut aus.«
    »Ich kann nicht atmen.«
    »Doch, du kannst. Du hattest nur einen Albtraum. Entspann dich.«
    Ich versuche tief durchzuatmen, aber mir ist, als ob ein gottverdammter Elefant auf meiner Brust sitzt, und meine Muskeln befinden sich noch im spastischen Discozuckmodus. Plötzlich höre ich Glory sagen: »Entspann dich, Baby. Ich muss nur deinen Blutdruck messen.«
    »Ich kann nicht schlafen«, sage ich.
    Ich höre Geräusche. Piepsen. Surren. Gedämpfte Stimmen. Gonzo ist nicht zu sehen. Das Bett neben mir ist leer. Glory hält mein Handgelenk, misst meinen Puls, eine Sorgenfalte mehr in ihrem Gesicht. Dann wischt sie mir mit einem Waschlappen über die Stirn.
    »Mein süßer Junge. Ruh dich ein bisschen aus.« Sie spritzt mir eine Dosis Morphium.
    »Glory, ich darf nicht einschlafen. Ich hab Angst, ich sterbe.«
    Eine weitere Dosis Morphium und mein Körper fühlt sich leicht wie eine Gänsefeder.
    »Cameron, wach auf. Ich bin’s, Dulcie.«
    »Hä?«
    Ich bin wieder im Hotelzimmer, den Träumen fern. Dulcie streichelt mein Gesicht. »Was meintest du damit, als du sagtest, du hättest Angst zu sterben, wenn du einschläfst?«
    »Ich hab Glory gesehen. Im Krankenhaus.«
    »Cam, du bist bei mir, okay?«
    Ich schaue mich um und sehe, dass sie recht hat. Das kalte Licht der Parkplatzlampen bricht in grellen Strahlen durch die dünnen Vorhänge.
    »Ich darf nicht einschlafen, Dulcie. Jetzt, wo

Weitere Kostenlose Bücher