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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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der Straße in eine abgeschiedene enge Gasse, die an einem kunstvollen Doppeltor endet, das exakt dem gleicht, das wir auf dem Wagen des Morpheus gesehen haben. Eine Seite ist ganz und gar weiß und auf der anderen sind die Umrisse einer Trompete eingraviert. Direkt hinter dem Tor befindet sich eine rote Tür.
    »Die Tore des
Golden Trumpet
«, sagt Miss D.   Sie öffnet sie und klopft dreimal kurz an die rote Tür, hält inne und klopft dann ein viertes Mal. In der Tür öffnet sich ein kleines Fenster. Ein Augenpaar erscheint.
    »Du kennst mich?«, sagt sie.
    Die Augen bewegen sich rauf und runter. Ja.
    »Also weißt du, dass ich ein Stammgast war.«
    Die Augen wippen noch einmal auf und ab.
    »Ich bräuchte eine kleine Gefälligkeit. Meine Neffen hier kommen den langen Weg von   …« Sie blickt zu uns herab. »Backwater. Sie möchten gern das
Golden Trumpet
besuchen.«
    Die Augen huschen in unsere Richtung und saugen sich eine ziemlich lange Zeit an uns fest. Dann bewegen sie sich wieder zurück zu Miss Demeanor.
    Sie seufzt und wirft ihre Arme himmelwärts. »Ich weiß. Gott segne sie, es sind die Kinder meiner hässlichen Schwester.«
    Die Augen blinzeln nicht einmal.
    »Für den Kleinen ist’s so was wie sein letzter Wunsch. Der Krebs hat zwölf seiner Organe erwischt. Wir sind einfach nur tief erschüttert.«
    Sie presst ihre Hochglanzlippen zusammen. Das Fenster schweigt.
    Miss D hebt einen Finger. »Okay. Okay. Aber wenn du ihm seinen letzten Wunsch verwehrst, kommt der Kleine als Geist zurück und poliert dir den Arsch.« Die Tür bewegt sich nicht. Schließlich hält Miss D die Streichhölzer hoch. »Diese Jungs hatten geschäftlich mit Junior zu tun, Liebling.«
    Das Fenster wird geschlossen und die Tür öffnet sich.
    »Danke, mein Kleiner«, sagt Miss D und geht voran.
    Ich weiß nicht, wer uns reingelassen hat, weil niemand an der Tür steht, als wir eintreten. Als ob sich die Tür ganz von selbst geöffnet hat.
    »Miss D«, beginne ich. »Wie kommen Sie dazu zu behaupten, dass wir mit Junior Geschäfte machen?«
    »Macht ihr etwa keine, Liebling?«
    »Aber ist denn Junior Webster nicht   … tot?«
    Sie lächelt. »Nicht, als ich ihn das letzte Mal sah. Klar, schwer zu sagen, wann genau das war. Nun kommt schon. Erwischen wir ihn, solange wir ihn erwischen können.«
    Ich bin völlig durcheinander, aber uns bleibt nichts anderes übrig, als Miss D zu folgen, wohin immer sie uns führt.Wir gehen einen Gang entlang, der von roten Glühlampen beleuchtet wird. Miss D öffnet eine Tür, die zu einer weiteren, kleineren Tür führt, und hinter der beginnt ein schmaler Tunnel, durch den wir auf Händen und Knien kriechen müssen. Er endet in einer Küche. Miss D schlendert an Köchen in fleckigen Schürzen vorüber, die keine Notiz von uns nehmen. Sie drückt einen Knopf, und wir steigen in einen engen Aufzug, der sich ruckelnd und zuckelnd nach oben bewegt. Dieses Mal öffnet sich die Tür zu einem großen, verrauchten Nachtclub. Menschen in schrillen Kleidern und Harlekinmasken drängen sich um kleine Tische, die von roten chinesischen Laternen illuminiert werden. Die Tanzfläche ist vollgestopft mit Menschen, die wiegen und wogen, herumwirbeln und hin und her schwingen. Das pure Leben. Eine Jukebox in der Ecke schmettert wilde Rhythmen in den Raum. Alles daran ist schnell und unberechenbar – das Klavier hetzt, das Schlagzeug und die Gitarre folgen, und über allem schießt plötzlich eine Trompete hoch und stürzt wieder ab und steigt wieder hoch wie ein riesiger Vogel am Himmelszelt und lässt mein Herz im gleichen Takt pochen wie die Rhythmen. Ich möchte nichts mehr anderes tun, als zu laufen und zu schreien und Mädchen zu küssen und auf dem Motorrad durch die Wüste zu brettern. Ich fühle mich wirklich lebendig. Genau das, sagt Eubie immer, sollte Musik mit uns machen.
    »Jetzt fühlst du Junior in dir«, sagt Miss D, als ob sie meine Gedanken lesen kann. Sie führt uns hinter die Bühne. Ein Schrank von einem Türsteher mit Sonnenbrille und Headset versperrt eine vorhangverhangene Tür.
    »Hier wartest du mit mir, Kindchen«, sagt Miss D zu Gonzo.
    »Warum kann ich nicht rein?« Gonzo klingt angepisst.
    »Er empfängt immer nur einen Besucher«, sagt sie und legt die Hände an die Hüften. »Ich nehm dich mit nach vorn und bring dir ein bisschen Studentenfutter. Sie haben prima Studentenfutter.«
    »Ich könnte eine Nussallergie haben«, höre ich Gonzo sagen, als ihn Miss D

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