Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)
Finanzamt oder im Außendienst der Bundesagentur für Arbeit tätig, würde sich eine Namensänderung sicherlich bezahlt machen. Wer würde nicht auf der Stelle seine Schulden begleichen wollen, wenn ein wütender Jet Li oder Bruce Lee an seiner Haustür zweimal klingelte. Eine Karriere in der Finanz- oder Inkassobranche strebe ich jedoch nicht an, weder im Innen- noch im Außendienst. In einer politischen Organisation hingegen wäre solch ein schlagkräftiger Name wohl eher von Nachteil.
Ausländisch klingende Namen bei Personen, die im gehobenen und in den höheren Diensten von Regierungsorganisationen wichtige Funktionen ausüben oder wichtige Posten innehaben, bleiben – trotz aller politischer Akzeptanz, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist – selbst in den Ministerien, die Referate mit dem Arbeitsbereich Integration unterhalten, eine Rarität. Im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)gibt es das Hauptreferat 3 Integration, dem 13 weitere Referate unterstellt und in dem rund 222 Personen beschäftigt sind. Die Gleichstellungsquote ist mit 120 Frauen, einschließlich der Hauptabteilungsleiterin, vorbildlich eingehalten. Gesetzlich werden Frauen und Schwerbehinderte bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung bevorzugt berücksichtigt. Unter den 222 Personen scheinen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte allerdings Fehlanzeige.
Das Innenministerium unterhält die Abteilung M, die für Migration, Integration, Flüchtlinge und Europäische Harmonisierung zuständig ist. Auch dort werden mit 15 Frauen und 15 Männern die Auflagen der Gleichstellungsquote erfüllt. Doch nach Mitarbeitern mit Migrationshintergrund sucht man ganz klar vergeblich.
Ein wenig verblüffte mich das siebenköpfige Referat MI5 des Innenministeriums, das sich mit Rückführung und Rückkehrförderung beschäftigt. In England ist der MI5 der Inlandsgeheimdienst, und im MI6 arbeitet Agent 007 James Bond. Einen Geheimagenten mag es hier vielleicht nicht geben. Doch vor einigen Jahren gab es dort einen Referenten mit türkischen Wurzeln, der im Bereich Ausländerterrorismus und Extremismus angesiedelt war. Getreu dem Motto »Halte deine Freunde nah bei dir, aber deine Feinde noch näher«.
Im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gibt es die Unterabteilung SW22(B) Soziale Stadt, ESF-Programme, Integration, die drei ethnisch homogene Frauen und Männer beschäftigt. Vielleicht, um das Fremde zu verdrängen und aus den Stadtmauern fernzuhalten, so lange es geht. Das Referat 113 Unterabteilung 11 Bund-Länder, Exportkreditgarantien, Migration, Reintegration, CIM des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beschäftigt sechs Frauen und drei Männer. Bis auf sehr wenige Ausnahmeerscheinungen klingen die Namen der Referenten, Mitarbeiter und Abteilungsleiter im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, im Innenministerium und anderen politischen Landschaften inländisch. Bei einer Veranstaltung kam ich kurz mit einer Referentin des Bundespräsidialamts ins Gespräch und fragte sie, ob es unter den rund 180 Mitarbeitern welche mit Migrationshintergrund gebe. Sie schüttelte den Kopf.
Inländisch klingen auch die Namen des Mitarbeiterstabes der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Maria Böhmer. Aber was will man erwarten, wenn von der Beauftragten selbst die Integration schon als gelungen betrachtet wird, wenn man als Migrant den Einheimischen bei McDonald’s Pommes und Burger serviert.
Als ich eines Abends den Fernseher anschaltete, lief gerade die neue Imagekampagne von McDonald’s. Im 21. Jahrhundert möchte der Fastfoodgigant weg von seinem Ruf als Hort für Arbeitnehmer aus der Unterschicht. Die mitleidigen Blicke der Mitmenschen sollen der Vergangenheit angehören. In Zukunft sollen die Arbeitnehmer stolz sein, für Ronald McDonald zu arbeiten. In der Werbung trat eine junge Auszubildende auf, gefolgt von einer älteren Crew-Mitarbeiterin. Daraufhin erschien Isa, der Restaurantmanager mit Migrationshintergrund. Er machte einen auf Donald Trump der Chickenburger und erzählte, wie er als Burgerflipper anfing und schnell die Leiter zur Führungskraft emporklomm. Dann folgte ein Szenenwechsel. Isa wurde mit einem Deutschen beim Squashspielen gezeigt. Spätestens jetzt war die Botschaft klar. Als erfolgreicher McDonald’s Storemanager mit Migrationshintergrund kriegt man endlich auch einheimische Freunde. Dann endete
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