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Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)

Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)

Titel: Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hyun
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Gastes, des Wasserträgers oder des Besuchers. Ich bin fest entschlossen zu bleiben, an jeder Tür im Bundestag zu rütteln und zu rufen: »Ich gehöre hier hin! Auch ich bin Bundestag!«

OLYMPISCHE SPIELE
    W ährend der Olympischen Sommerspiele in China wurde ich nur so mit Komplimenten überhäuft. Die Spiele in »meinem« Land seien so hervorragend organisiert, erzählten mir wildfremde Menschen auf der Straße und meine Kollegen im Bundestag. Beim ersten Mal stutzte ich kurz, bevor ich entgegnete: »Sie haben ein unglaubliches Erinnerungsvermögen. Unsere Spiele liegen doch schon rund vier Jahrzehnte zurück!« Anhand der grübelnden Gesichter war mir klar, dass keine der Personen wusste, was ich damit meinte.
    Im Bundestag herrschte immer große Vorfreude, wenn Staatsgäste aus Asien erwartet wurden. Als der chinesische Premierminister Wen Jiabao zu Besuch kam, waren meine Kollegen auf dem Flur ziemlich aufgeregt. »Martin, Martin!«, riefen sie, »der chinesische Premierminister ist da! Freust du dich denn nicht?« Erst war ich versucht zu erwidern, dass mein Präsident in Dahlem lebt, aber ich wollte kein Spielverderber sein. Deshalb sagte ich: »Und sollen wir den Premierminister zur Begrüßung nicht mit kontaminiertem Spielzeug und verseuchten Milchprodukten bewerfen?« Zum Wurf von Milchprodukten und Spielzeug kam es zwar nicht, dafür schmiss Tage später, während einer Rede Wen Jiabaos an der Universität Cambridge, ein deutscher Student seinen Turnschuh nach »meinem« Premierminister und verfehlte ihn nur um einige Zentimeter.
    Der chinesische Geheimdienst witterte eine PR-Inszenierung durch den in der Finanzkrise arg gebeutelten Schuhhersteller Adidas aus Herzogenaurach. Adidas wolle mit minimalem finanziellen Aufwand das Maximale an Profit rausholen. Als Vorbild diente augenscheinlich die türkische Schuhfirma Baydan. Ein irakischer Journalist, der den amerikanischen Präsidenten a.D. George W. Bush mit dem Schuhmodell 271 aus dem Hause Baydan beworfen hatte, machte den Schuhhersteller über Nacht weltbekannt. Seitdem verzeichnet Baydan Rekordprofite, ohne Millionen in Werbung investieren und ohne Berühmtheiten als Werbeträger gewinnen zu müssen. Dem irakischen Schuhwerfer wollte man sogar ein Denkmal widmen, und Familienväter boten ihm ihre Töchter an. Ein saudischer Geschäftsmann, der anonym bleiben wollte – wahrscheinlich Bin-Laden persönlich? – bot zehn Millionen Dollar für die beiden Schuhe.
    Die Marke mit den drei Streifen hatte es wohl satt, Millionengagen für erfolgreiche Sportler mit aufgeblähten Egos auszugeben. In der Finanzkrise wollte man sparen und in Paul-Potts-Modelle investieren. Deshalb, so lässt sich vermuten, beauftragte man den deutschen Studenten, Wen Jiabao mit einem Adidas-Schuh zu bewerfen. Der Schuh flog nur knapp am Premierminister vorbei, den man noch etwas auf Chinesisch sagen hörte. Dann setzte er zufrieden und sichtlich unbeeindruckt seine Rede fort. Die besten Lippenleser des Landes hatten vergeblich versucht, Wen Jiabaos Worte zu entschlüsseln, als der Schuh ihn nahezu streifte. Doch wie immer hatte der chinesische Premier das Glück auf seiner Seite, so wie an dem Tag, als während einer Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Merkel sein Übersetzungsgerät vom Ohr abfiel, als Merkel anfing, über geistiges Eigentum und Patentschutz zu sprechen. Aus sicherer Quelle hörte ich, dass seine Worte lauteten: »Ich kenne diese Schuhe! Made in China!«
    Die Werbekampagne von Adidas verfehlte ihre Wirkung. Denn nach erfolgreichem Schuhwurf hätte der Student noch ein Plakat hochhalten sollen mit der Botschaft: »Impossible is nothing.« Dazu kam es nicht. Statt Denkmälern, Millionen und Töchtern drohen dem deutschen Cambridge-Studenten Gefängnis, Bußgeld und der Ausschluss von der Elite-Universität. Als Racheakt hat der chinesische Geheimdienst seine Wanderarbeiter damit beauftragt, tonnenweise Adidas-Plagiate herzustellen und in Umlauf zu bringen.
    Das Schuhewerfen als Ausdruck von Protest ist zu einer Art olympischer Disziplin geworden. Als der damalige Verteidigungsminister Franz-Josef Jung im Paul-Löbe-Haus des Bundestages während einer Feierstunde vor Bundeswehrsoldaten eine Rede hielt, bewarfen ihn Anhänger der Linken mit rosa Badesandalen. Zurzeit handeln Lobbyisten berühmter Schuhfirmen lukrative Deals mit potenziellen Schuhwurf-Attentätern aus. Der Vater aller Schuh-Demonstrationen war der ehemalige Regierungsschef der UdSSR Nikita

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