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Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)

Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)

Titel: Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hyun
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Dame mich plötzlich an und fügte hinzu: »Ich habe mich doch entschuldigt. Das muss doch ausreichen!«
    Um ein wenig Hektik in ihrem gemächlichen Beamtenleben zu entfachen und die Spannung zu halten, ließ ich diese Frage unbeantwortet. Einen Brief an den Chef des Bundesverwaltungsamtes habe ich nie verfasst.
    Seit dieser Erfahrung mit der Dame vom Bundesverwaltungsamt kann ich die Enttäuschung der rund 300.000 Bildungsausländer, deren Diplome in Deutschland nicht anerkannt werden, gut nachvollziehen. Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht, lautet ein deutsches Sprichwort, das in den Köpfen der Papiertiger fest verankert ist, obwohl die Bundesregierung doch eine Kampagne gestartet hatte unter dem Motto: »365 Orte im Land der Ideen«. Orte, die in den Worten der Bundesregierung inspirieren und Brutstätte von »herausragenden Ideen« sein sollten. Ich stellte fest, dass das Bundesverwaltungsamt jedenfalls nicht solch ein Ort ist, an dem »Ideenreichtum, die Leidenschaft und die Umsetzungsstärke der Menschen im Land sowie die Innovationskraft Deutschlands erlebbar« sind.
    Wie muss es den 300.000 zugewanderten Akademikern ergehen, die Behördengänge bewältigen müssen und vor Menschen sitzen, die über ihre Zukunft entscheiden und von der Materie nicht wirklich viel Ahnung haben. Wie will man den wachsenden Mangel an Fachkräften schnellstmöglich ausgleichen, wenn bis 2015 rund 1,3 Millionen Hochschulabsolventen benötigt werden? Wie lange mutet man diesen Bildungsausländern noch zu, einer Tätigkeit nachzugehen, die nicht ihrer Qualifikation entspricht? Wie lange müssen sie noch auf diese brillante Idee warten?

DAVE MATTHEWS BAND
    A ls Freshman am Liberal Arts College St. Michael’s in Vermont hatte man keine Rechte, was die Wahl des Mitbewohners im Studentenwohnheim anbelangte. Diese Rechte waren den Juniors und Seniors vorbehalten. Die Universität verpflichtete zudem jeden ihrer Studenten dazu, die ersten zwei Jahre im Wohnheim auf dem Campus zu leben. Damit erhoffte man sich eine schnellere Integration der neuen Studenten in die Gemeinschaft. Vielleicht wäre das auch eine Option für Deutschland, wo das Quartiersmanagement in vielen Kommunen hoffnungslos versagt.
    Bei den Erstsemestlern, den Freshmen , erfolgte die Zuteilung des Zimmernachbarn per Losverfahren. Dabei wurde mir ein Mannschaftskamerad vom Eishockey-Team, Woody mit dem germanischen Nachnamen Berno, zugelost. Woody, ein stets preppy gekleideter Yuppie in spe aus New York, war nicht sonderlich begeistert, und ich wusste nicht so recht, was mich mit ihm erwarten würde. Die Chancen standen 50:50, dass aus uns entweder Freunde oder Feinde würden. Bob Marley hat aber einmal gesagt: »Dein bester Freund kann dein schlimmster Feind sein, und dein schlimmster Feind dein bester Freund.«
    Unsere Begeisterung füreinander hielt sich in Grenzen. Männer haben das wohl so an sich. Sympathie zeigt man nicht mit Gefühlsausbrüchen. Wir redeten kaum miteinander, und wenn, spielte sich unser intellektueller Austausch im Oberflächlichen ab und beschränkte sich auf »Hallo« und »Gute Nacht«. Auch unser Musikgeschmack unterschied sich. Woody hörte Strangefolk, Guster und vor allem die Dave Matthews Band. Letztere erlebte zu dieser Zeit ihre Hochphase in Amerika. Fast jeder Amerikaner hörte ihre Lieder. Ich hingegen war Fan der Blues Traveler, der Rap Band Bone Thugs-N-Harmony und des Hardrock Ensembles Guns N’ Roses. Parallelwelten existieren auch an Universitäten. Wir waren gefangen in unser beider Beklemmnis, in den 15 Quadratmetern, die wir mit zwei Betten, zwei Schreibtischen und zwei Kleiderschränken teilten, aufeinander zuzugehen. Woody und ich hatten außer dem Eishockey nichts gemeinsam. Und auch dort gingen wir uns erfolgreich aus dem Weg. Den Puck passten wir uns nie zu. Nur am Abend, zum Schlafen im gemeinsamen Zimmer, kreuzten sich unsere Wege wieder.
    Als wäre es nicht schlimm genug gewesen, dass wir zwangsintegriert wurden, lebten Woody und ich auch noch im Untergeschoss des Wohnheimes. Ein Verlies, das gerade im Winter grausam und deprimierend war und unsere Gesprächsfreude nicht sonderlich förderte. Unser einziges Fenster war permanent zugeschneit. Die Sonne war nie stark genug, um die weiße Wand zu durchbohren. Immerhin lag das Büro für die Sicherheit des Campus direkt gegenüber. Doch diese Sicherheit hatte ihren Preis. Wir konnten nie wie die anderen Kommilitonen mit Feuerlöschern bewaffnet durch die Flure

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