Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)

Wochenzeitung Kyoposhinmun las ich, dass koreanische Frauen den Schrebergarten für sich entdeckt hätten. Das Sony Center in Berlin wurde an koreanische Investoren verkauft. Eine große Gruppe von sportbegeisterten Koreanern wird am Berlin Marathon teilnehmen. Besonders habe ich mich gefreut, als ich zwei glücklich strahlende koreanische Männer mit ihren koreanischen Frauen in der in Deutschland veröffentlichten koreanischen Zeitung Kyoposhinmun sah und darüber die Headline » Gae-ron Chuka (Zur Hochzeit alles Gute)«. Gott will, dass die Koreaner ihren Beitrag zum demographischen Wandel leisten. El-Hamdallah (So Gott will) würde mein arabischer Freund Lion Al-Fahadi jetzt wohl sagen.
    Im Leben kann man auf viele Dinge warten, auf die Deutsche Bahn, auf den Internetanschluss der Telekom, auf Steuerbescheinigungen, auf eine neue Niere, auf Antworten, auf den Durchbruch der erneuerbaren Energien, auf die Zulassung für einen Studienplatz, auf den richtigen Moment, die Geburt, auf Frauen, auf die Liebe, auf dass die Sonne auf- und untergeht, auf Gerechtigkeit, auf die Zukunft, auf die Wende, auf die Erleuchtung, auf den Regen, auf die Apokalypse, auf ein Zeichen, auf ein Wunder, auf einen Absprung, auf das Ende der Krise, auf Nationalspieler, auf die nächste iPhone-Generation, auf Veränderungen. Ich warte nur darauf, dass mich die erste Tierschutzaktivistin auf der Straße anspricht und um meine Mitgliedschaft kämpft.
    Beim Büchertisch in Kreuzberg habe ich Lena kennengelernt, eine Berlinerin, die lange Zeit in Baden-Württemberg lebte und dort ihre Berliner Schnauze verlor. Nach dem Studium hatte Lena lange Zeit in Burma gelebt, wo sie als Entwicklungshelferin arbeitete. Aus eigenen Mitteln und Sachspenden hatte sie dort eine Schule aufgebaut und besaß einen Elefanten als Haustier. Einen Burmesen zu ehelichen, kam für sie nicht in Frage, weil alle unter Generalverdacht standen, scharf auf ihren deutschen Pass zu sein.
    Als Jugendliche hatte Lena einen koreanischen Brieffreund, der ihr irgendwann einmal aus heiterem Himmel einen Heiratsantrag per Luftpost zuschickte. Das war ihr erster und letzter Kontakt zu koreanischen Männern. Lena erzählte mir auch von den chinesischen Männern, die burmesische Frauen entführen, nicht etwa, um sie zur Prostitution zu zwingen, sondern zur Heirat.
    Meine Bekannte Seung-hee aus Los Angeles meinte, die chinesischen Männer würden bei Frauen jeglicher Couleur immer begehrter, weil sie freiwillig den Abwasch machten, perfekt bügelten und exzellente Köche seien. Koreanische Männer seien Nieten in allen drei Bereichen, sagte Seung-hee und fügte hinzu, dass im Gegenteil zu den koreanischen Männern die Chinesen matriarchalisch unterwegs seien und nicht fest eingefahren in diesen konfuzianischen, hierarchischen Strukturen.
    Ich verstand plötzlich. Jetzt war mir klar, warum so viele chinesische Männer als Köche in China-Restaurants arbeiten. Und nun rasselten sie auch noch mit ihren Haushaltstalent-Säbeln und wollten uns unseren Beitrag zum demographischen Wandel streitig machen.
    Die koreanischen Männer sollten sich von ihren chinesischen Leidensgenossen eine Scheibe abschneiden! Mit höherer Bildung, Sprachkompetenz und deutschem Pass kommt man als Deutsch-Koreaner nicht sehr weit in Deutschland. Warum also nicht die Liebe zur Hauptsache machen und Experte im Staubsaugen, Bügeln, Kochen und beim Abwasch werden?
    Die Koreaner waren so nah dran, Menschen zu klonen. Leider hat sich das nie verwirklicht. Stattdessen haben sie erfolgreich Hunde geklont. Sonst hätten die koreanischen Männer leichtes Spiel in Sachen Liebe gehabt. Mein Bekannter In-ho, ein studierter Mathematiker, geht mit gutem Beispiel voran. Statt eine Karriere als Mathematiker anzustreben, hat In-ho einen Job bei einer Kuchenmanufaktur vorgezogen. Seine mathematischen Kenntnisse kommen ihm beim Herstellen von jeglicher Art von Gebäck zugute. Ein wahres Haushaltstalent also! Mehr Menschen vom Format In-ho braucht das Land!
    Ich verfüge über keinerlei Talente, was die Kunst des Backens anbelangt. Für mich schließt sich diese Möglichkeit deshalb aus. Seit einiger Zeit interessiere ich mich aber sehr für die Psychologie. Ganz besonders interessiert mich das Verhalten von Hunden. In Deutschland leben rund fünf Millionen Hunde. Der Markt ist enorm. Ich habe mich den Hunden schon immer nahe gefühlt. Den Hunden ihre Ängste zu nehmen und zu verstehen, wie sie ticken, hatte mich fast von Geburt an