Ohne Gewaehr
Danke und
auf der Rückseite die Zahl 14,000,000,000 . Seitdem kämpfe ich darum, den
Kaufvertrag rückgängig zu machen. Ich bin mir sicher, er hat schon vor dem Kauf
Probebohrungen durchführen lassen, nur beweisen kann ich es nicht.«
Es erstaunte mich, wie freimütig mein Vater mir von
seinen Geschäften erzählte. Das hatte er früher nie getan. Vielleicht nahm er
ja an, Daniel hätte mich längst eingeweiht. Aber für mich kam seine Erklärung überraschend.
»Das ist noch lange kein Grund, eine Schmutzkampagne zu
starten!«, hielt ich ihm vor. »Warum lasst ihr euern Streit nicht von einem
Gericht klären?«
Ich bog in eine Querstraße und schwieg eine Weile,
während ich an zwei älteren Frauen vorbeiging.
Angestrengt lauschte ich ins Telefon und folgte dabei der
schnurgeraden Straße, die genau parrallel zwischen Triumph Tower und dem
Flussufer entlangführte. In dieser Wohngegend war ich bisher noch nie gewesen,
wohl aber hatte ich die roten, mehrstöckigen Backsteinhäuser von meinem
Appartment aus gesehen. Einige Male hielt ich an und sah mich suchend um.
Niemand schien mich zu verfolgen und doch hatte ich ein ungutes Gefühl, je näher
ich dem Triumph Tower und dem reichen Geschäftsviertel kam.
»Juliet, ich erwarte von dir kein Verständnis für meine
Vorgehensweise. Du hast dich mit Stone verbündet und damit gegen unsere Familie
gestellt. Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig. Betrachte es als ein
Entgegenkommen, dass ich überhaupt mit dir gesprochen habe.«
Ich schnappte wütend nach Luft. »Ich habe mich nie
gegen euch gestellt! Ihr macht aus meiner Entscheidung, Daniel zu heiraten,
etwas völlig anderes. Dabei geht es doch nicht um Geld oder irgendwelche Geschäfte,
sondern um Liebe!«
Um diese Tageszeit wagten sich nur wenige Fußgänger
nach draußen in die brütende Sommerhitze. Die Häuser auf beiden Seiten der Straße
wurden nur selten von Geschäften unterbrochen. Hier residierte die obere
Bostoner Mittelschicht in alten, teilweise mit Efeu umrankten Gebäuden. Ich
wischte mir den Schweiß aus der Stirn und ging weiter. Ein weißer Lieferwagen
fuhr hinter mir in gemächlichem Tempo die Straße entlang.
Mein Vater schnaufte verächtlich. »Dann hoffst du wohl
besser darauf, dass eure Liebe auch weiter anhält, wenn Stone den Prozess
verloren hat und mittellos in einem Hochsicherheitsgefängnis hockt. Dann wird
sich schon herausstellten, wie viel du ihm wert bist, und wie viel er dir.« Mit
diesen Worten legte er einfach auf.
Enttäuscht steckte ich mein Telefon ein und
beschleunigte meine Schritte. In meinem Kopf pochte es, mein Schädel dröhnte
bei jedem Schritt. Dieser Anruf hatte nichts bewirkt, aber immerhin wusste ich
jetzt, warum Daniel und mein Vater so verfeindet waren. Vierzehn Milliarden
Dollar war eine Menge Geld. Genug Geld, um einen Gegner dafür in aller Öffentlichkeit
bloßzustellen oder mit falschen Anschuldigungen zu überhäufen. Genug Geld, um
andere Menschen zu hintergehen, auszutricksen und anzulügen. Genug Geld, um
einen Prozess anzuzetteln und eine Gefängnisstrafe zu riskieren. Genug Geld, um
dafür die eigene Tochter zu verstoßen. Genug Geld, um dafür zu töten?
Im Nachhinein konnte ich nicht sagen, was mir an dem
Fahrzeug auffiel, doch ich hatte plötzlich das unbestimmte Gefühl, beobachtet
oder verfolgt zu werden. Ich zog meine Handtasche fester an meinen Körper, ging
schneller und bog an der nächsten Straßenecke nach links ab, um endlich zum
Triumph Tower zu gelangen. Auf dem vor mir liegenden Fußweg war niemand zu
sehen, nur ein einzelner Fahrradfahrer kam mir entgegen.
Dann blieb ich stehen und wartete angespannt darauf,
was der weiße Lieferwagen tat. Im selben Moment, als das Fahrzeug um die Ecke
bog, drehte ich mich um und rannte denselben Weg zurück, den ich gekommen war.
Das Auto fuhr an mir vorbei, beschleunigte und verschwand.
Mit rasendem Puls zog ich mein Handy aus der Tasche. Unablässig
sah ich mich nach dem weißen Lieferwagen um, ging mit schnellen Schritten bis
zu einer Kreuzung und blieb dort stehen.
Endlich leuchtete die Kontaktliste auf und ich wählte
sofort Daniels Nummer. Als er nach einem einzigen Klingelton abnahm, ließ ich
ihn gar nicht erst zu Wort kommen. »Lässt du mich etwa verfolgen?«
Seine Reaktion war anders als erwartet. Ich hörte, wie
er Smith Anweisungen gab, langsamer zu fahren. Dann sagte er ruhig: »Ich habe
keinen meiner Leute auf dich angesetzt. Wo bist du? Ich dachte, Burton hätte
dich
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