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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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gegeben. Trotzdem gibt es noch
einige Lücken in seinem Bericht, die wir gern mit Ihrer Hilfe füllen würden.«
    Ich nickte zustimmend und wartete auf seine Fragen.
    »Zunächst einmal zum Zeitablauf. Sie haben Ihr Büro
hier im Ritzman Hotel gegen fünfzehn Uhr verlassen und sich mit einer von Mr.
Stones Limousinen nach Hause fahren lassen. Aber auf halber Strecke sind Sie
ausgestiegen und haben den Rest zu Fuß zurückgelegt, ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Mr. Stone und Mr. Smith haben Sie unterwegs wieder
abgeholt und Sie sind alle gemeinsam zum Triumph Tower gefahren«, setzte Taylor
seine Beschreibung fort. »Zusammen mit Mr. Stone sind Sie zu seinem Appartment
gefahren, haben festgestellt, dass seine Schlüsselkarte nicht funktioniert und
die Tür dann mit Ihrer Karte geöffnet?«
    Wieder nickte ich.
    »Wieso sind Sie und Mr. Stone nicht gemeinsam vom
Ritzman Hotel nach Hause gefahren? Sie sind im Abstand von weniger als einer halben
Stunde dort losgefahren.«
    »Eigentlich wollte Daniel länger arbeiten, aber er hat
sich anders entschieden«, erläuterte ich. »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Wer wusste davon, dass Sie ursprünglich geplant
hatten, früher als Mr. Stone nach Hause zu fahren?«
    Ich überlegte einen Moment. »Daniels Assistentin war im
Büro als ich aufgebrochen bin, seine beiden Sekretärinnen haben sicher auch
mitbekommen, dass ich den Wagen bestellt habe. Und dann natürlich die Türsteher
im Ritzman, Mr. Burton und Smith. Vielleicht auch noch ein paar andere Leute, Hotelgäste,
meine Kollegen an der Rezeption. Wieso fragen Sie?«
    Taylor hatte eifrig mitgeschrieben und sah mir nun
bedeutungsvoll entgegen. »Nach unseren bisherigen Erkenntnissen ist der Täter
möglicherweise nicht in das Appartment eingebrochen, um nur eine Nachricht zu
hinterlassen.«
    Santoro rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her,
wollte auch etwas sagen. »Denken Sie noch einmal ganz genau nach, Miss Walles.
Warum wollten Sie gestern früher nach Hause als üblich. Hat Ihnen jemand
vielleicht dazu geraten?«
    Doch nun schüttelte ich überzeugt den Kopf. »Nein, ich
hatte furchtbare Kopfschmerzen, schon seit dem Morgen. Niemand hätte mir
einzureden brauchen, mich hinzulegen.«
    Enttäuscht zuckte Santoro mit den Schultern. »Schade.
Das hätte unsere Ermittlungen enorm erleichtert. Andererseits, wenn der Täter
im Voraus nichts davon ahnte, bedeutet das auch, dass er äußerst flexibel ist.«
    »Wovon sprechen Sie eigentlich?«, versuchte ich hinter
den Sinn seiner Andeutungen zu kommen. »Was wollte der Einbrecher denn sonst
noch? Was genau haben Sie herausgefunden?«
    »Wir haben in der Wohnung gleich hinter dem Nachttisch eine
Rolle Klebeband gefunden«, erklärte Taylor und sah mich bedeutungsvoll an.
    »Und?« Ich konnte mir beim besten Willen keinen Reim
auf seine Hinweise machen. »Wollte er den Zettel vielleicht irgendwo
festkleben?«
    Ein lautes Geräusch ertönte. Verwirrt sah ich zu
Santoro, der begeistert in beide Hände klatschte. »Herzlichen Glückwunsch, Miss
Walles! Sie haben hiermit gewonnen! Mit dieser Bemerkung haben Sie sich den
ersten Preis in der Kategorie Einfältigste Zeugin der Woche wirklich
verdient.«
    Verständnislos blickte ich den Kommissar an, der noch
immer applaudierte. Bevor ich zu einer Erwiderung ansetzen konnte, klopfte es
an der Tür. Dankbar für diese Unterbrechung erhob ich mich rasch und öffnete.
Anwalt Haynes und ein blonder Mann in der Uniform der Zimmerkellner standen
davor.
    Während Anwalt Haynes die beiden Polizisten mit einem
Handschlag begrüßte, verteilte der Kellner schweigend die Getränke und sammelte
das herumstehende Geschirr auf dem Esstisch zusammen.
    Santoro wartete, bis er wieder verschwunden war und die
Tür hinter sich verschlossen hatte.
    »Wir waren gerade dabei, mittels eines Gedankenspiels die
Identität des gestrigen Einbrechers zu ermitteln. Und wir versuchen unser
Bestes, um dieser naiven Unschuld vom Lande den Ernst der Lage klarzumachen«, erklärte
er danach dem Anwalt.
    »Sie verrennen sich erneut in eine völlig abstruse Theorie«,
korrigierte ich seine Version. »Nachdem Sie Smith nichts anhängen konnten,
suchen Sie jetzt nach neuen Deutungen, um mich zu erschrecken?«
    Santoro warf mir einen missbilligenden Blick zu. »Wir gehen
davon aus, dass das eigentliche Ziel des Einbruchs Ihre Entführung war.«
    Verblüfft sah ich den Kommissar an. Dann musste ich
lachen. »Das vermuten Sie, weil Sie eine Rolle Klebeband in Daniels

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