Ohne Gewaehr
Appartment
gefunden haben? Es gibt tausend andere Erklärungen, die alle plausibler sind
als Ihre Wunschträume.«
»Und die wären?«, fragte Santoro und verschränkte die
Arme vor der Brust. Er lehnte sich zurück und blickte mich herausfordernd an. »Wollen
Sie uns etwa schon wieder erklären, wie wir unsere Arbeit zu machen haben?«
»Wir haben nicht nur das Klebeband sondern auch Seile
gefunden«, platzte Taylor heraus.
Ich zwang mich, meine Scham angesichts dieser
peinlichen Situation herunterzuschlucken, doch es gelang mir nur teilweise. Mein
Gesicht war feuerrot, als ich Santoros verdutzten Assistenten böse anfuhr: »Anstelle
von Gedankenspielen sollten Sie vielleicht endlich richtig ermitteln! Ihnen bei
der Arbeit zuzuschauen ist ungefähr so ermüdend, wie eine Schildkröte beim
Langstreckenlauf zu beobachten. Endlos langweilig und man muss ständig
aufpassen, dass sie nicht auf halber Strecke eine Abkürzung nehmen oder ganz
einschlafen!«
Anwalt Haynes stützte seinen Kopf in beide Hände und
schloss die Augen. Santoro funkelte mich böse an, erwiderte aber nichts. Es war
Taylor, der ungerührt fortfuhr: »Wenn Ihnen die Richtung nicht gefällt, in die
wir ermitteln, dann kommen Sie mit einer besseren Idee! Ich würde es jedenfalls
merkwürdig finden, wenn man in meiner Wohnung Utensilien findet, mit denen man
mich fesseln und knebeln kann.«
»Vielleicht verrennen Sie sich da wirklich in etwas«, unterbrach
Santoro seinen Assistenten nun doch grinsend. »Vergessen Sie die Seile und das
Klebeband. In Ihrem Alter habe ich das auch nicht geglaubt, aber es soll Leute
geben, die auf so etwas stehen! Miss Walles mag in anderer Hinsicht naiv und
unschuldig sein, aber irgendetwas muss Stone ja an ihr finden.«
Taylor blickte mich mit großen Augen an und ich wäre am
liebsten im Erdboden versunken. Als niemand etwas sagte, wandte ich mich an
Santoro: »Es wäre wünschenswert, wenn Sie Ihren Spürsinn einsetzten, um
Konstantins und Wallensteins Mörder zu finden, anstatt in meinem Privatleben
herumzuschnüffeln. Vielleicht sollten Sie doch nach einem Zeugen suchen, der
Konstantin im Gefängnis beobachtet hat. Dann haben Sie wenigstens einen
Anhaltspunkt.«
Aber Santoro winkte sofort ab. »Die Knastbrüder, mit
denen Kramer untergebracht war, würden alles tun, um auf freien Fuß zu
gelangen. Falsche Aussagen gehen denen mit Leichtigkeit über die Lippen,
solange für sie etwas dabei herausspringt.«
Er griff nach der Kaffeetasse vor sich auf dem Tisch
und trank das lauwarme Getränk mit einem einzigen Schluck aus. »Machen Sie hin,
Taylor! Wir haben noch einen Langstreckenlauf vor uns. Oder wollen Sie von Miss
Walles ans Bett gefesselt werden?«
Damit stand er auf und ging zur Tür. Davor blieb er
noch einmal stehen und sah sich zu mir um. »Ich möchte Sie am Montagnachmittag
um zwei Uhr auf dem Präsidium sehen. Bringen Sie Ihren Göttergatten auch mit,
bis dahin wird er sich wohl von seiner Reise erholt haben.«
Ich atmete auf, als ich mit dem Anwalt allein in der
Suite saß. Im Nachhinein war seine Anwesenheit gar nicht notwendig gewesen,
aber vielleicht hatte sie auch bewirkt, dass Santoro schneller aufgegeben
hatte, als ich es sonst von ihm gewohnt war.
»Möchten Sie noch etwas essen oder trinken?«, fragte
ich und bemühte mich darum, ihn zuvorkommend und höflich zu behandeln, schließlich
war er meinetwegen extra an einem Samstag hierher gekommen.
Ich goss uns etwas Kaffee nach, dann setzte ich mich zu
ihm an den Esstisch. »Entschuldigen Sie bitte, dass ich vorhin so wütend war.
Aber ich habe die Vermutung, dass Santoro und Taylor auch in diesem Fall nichts
herausfinden werden«, sagte ich leise.
Der Anwalt winkte ab. »Santoro ist ein guter Polizist,
Sie müssen nur Geduld haben. Ich denke, er hat eine ungefähre Vorstellung, wer
dahintersteckt, aber ihm fehlen die Beweise.«
»Geduld kann ich mir nicht leisten«, murmelte ich
unwillig. »Sie sehen ja selbst, wohin das führt.« Ich nahm meine halbvolle
Kaffeetasse und trank vorsichtig einen kleinen Schluck.
»Wo ich schon einmal hier bin, kann ich auch gleich die
Kopie des abgeänderten Vertrags für Mr. Stone dalassen. Bitte richten Sie ihm
aus, dass ich alle Zusätze entsprechend seiner Angaben eingefügt und die
Streichungen gekennzeichnet habe. Aber er sollte trotzdem noch einmal alles
durchgehen.« Mit diesen Worten zog Haynes einen braunen Umschlag aus seiner
Aktentasche hervor und legte ihn neben mich auf den
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