Ohne Gewaehr
ihm
hinterherspioniert habe. Wenn er mir Vorwürfe macht, gebe ich vielleicht klein
bei. Ich kann mir selbst nicht trauen, wenn ich in seiner Nähe bin.«
»Hör auf, so etwas überhaupt zu denken!«, fuhr mich
meine Schwester hitzig an. »Dein Verlobter ist einfach ein Riesenarschloch,
wenn er dich so bevormundet. Wenn du dir nicht sicher bist, wie er reagiert,
wieso ziehst du nicht mit Katie um die Häuser und feierst euren Durchbruch?
Ignorier ihn einfach, das tut ihm gut. Dann denkt er vielleicht gründlicher darüber
nach, wie er dich in Zukunft behandelt.«
»Das kann ich doch nicht machen«, widersprach ich.
»Wenn er nach Hause kommt und ich bin nicht da, macht er sich sofort wieder
Sorgen um meine Sicherheit. Ich will ihn doch nicht absichtlich beunruhigen.«
»Dann hinterlass ihm eben eine Nachricht. Ihr seid
beide erwachsen, du musst nicht um seine Erlaubnis bitten.«
Unser Gespräch wurde unterbrochen, denn Corinne stand
vor dem Fahrstuhl zur Wohnung eines Klienten.
»Danke für deine Aufmunterung«, sagte ich.
»Versprich mir, dass du dich heute amüsierst. Und falls
Daniel auch nur ein schlechtes Wort zu dir sagt, dann lass ihn einfach stehen,
bis er sich entschuldigt.«
Als ich schwieg, setzte sie leise hinzu: »Und falls er
wieder durchdreht, musst du ihn auf der Stelle verlassen. Wenn es das ist,
wovor du dich in Wirklichkeit fürchtest, dann seid ihr beide eindeutig auf dem
falschen Weg. Keine Ehe kann auf Dauer funktionieren, wenn einer der Partner
vor lauter Angst keine eigenständigen Entscheidungen mehr trifft.«
»Du hättest Eheberaterin werden sollen«, erklärte ich,
als mir keine gute Antwort auf ihre Feststellungen einfiel. Es hatte witzig
klingen sollen, doch meine Stimme zitterte ein wenig.
»Halte mich in jedem Fall auf dem Laufenden. Dein Leben
ist im Moment weitaus spannender als mein tägliches Einerlei«, erklärte sie
lachend zum Abschied und tat dabei so, als bemerke sie meine wachsende
Verzweiflung gar nicht.
Um sechs Uhr klingelte das Haustelefon. Sofort begann
mein Herz zu rasen. Wollte Daniel mich etwa überraschen? Kam er eher zurück?
»Juliet, ich muss dich unbedingt sprechen. Kann ich zu
dir kommen? Hast du Zeit?«, tönte Katies verzerrte Stimme aus dem Hörer.
Was war denn passiert? Meine Freundin hörte sich
verzweifelt an, richtig aufgebracht.
»Ja, natürlich habe ich Zeit. Komm einfach rauf, ich
warte auf dich.«
Zwei Minuten später kochte ich Tee für meine völlig aufgelöste
und fast handlungsunfähige Freundin. Sie saß auf dem Sofa im Wohnzimmer und sah
mir stumm dabei zu. Noch nie hatte ich Katie für so lange Zeit schweigend
erlebt.
»Hast du dich mit Steve gestritten, oder was ist
passiert?«, versuchte ich behutsam, ihr Einzelheiten zu entlocken.
Sie schüttelte nur den Kopf und wartete darauf, dass
ich mich zu ihr setzte.
»Hat es mit der Tournee zu tun?«, riet ich auf gut
Glück, als sie mich noch immer anstarrte.
»Juliet, ich bin schwanger!«, entfuhr es ihr plötzlich.
Erschrocken sah ich sie an. Sie starrte mir mit weit
aufgerissenen Augen entgegen. »Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich hatte
schon so ein komisches Gefühl, normalerweise ist Steve immer total vorsichtig,
aber gestern haben wir beide nicht richtig aufgepasst. Verdammt, ich will doch
kein Kind von ihm! Wir kennen uns kaum und außerdem muss ich tanzen.«
Ich griff nach ihrer Hand und merkte, wie sie zitterte.
»Weiß er schon davon? Hast du mit ihm gesprochen?«
»Nein!«, schnaufte sie entsetzt und entzog mir ihre
Finger.
Meine Gedanken rasten. Was sollte ich ihr sagen? Was würde
ich an ihrer Stelle tun? Wie konnte ich sie beruhigen?
»Entspann dich erst mal. Woher willst du eigentlich
wissen, dass du schwanger bist? Hast du einen Test gemacht?«
Sie nickte wortlos und kramte in ihrer Tasche, zog
schließlich ein kleines, längliches Gerät hervor und hielt es mir vorsichtig
hin. Das Ding sah aus wie ein Fieberthermometer, statt der Temperaturanzeige
gab es jedoch ein rundes Sichtfenster. An der Seite war die Erklärung
verzeichnet, ein Balken hieß nicht schwanger und zwei Balken bedeuteten schwanger .
Das Ergebnis im Sichtfenster war eindeutig. Zwei rosa Balken prangten darauf,
daran gab es nichts zu interpretieren.
Für eine Weile schwiegen wir beide.
»Wann willst du es Steve erzählen? Soll ich ihn hierher
kommen lassen?«, fragte ich sie leise.
Doch sie schüttelte abwehrend den Kopf. »Ich will kein
Kind! Darüber brauche ich mit ihm
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