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Ohne Gnade

Ohne Gnade

Titel: Ohne Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Mann geworden, Ben. Ein
    großer Mann. Er hat so ungefähr überall die Hand im Spiel, wo etwas zu verdienen ist, und von Skrupeln wird er nicht geplagt. Er und Bella wohnen in einem Palast draußen in St. Martin's Wood, wo sich die vornehmen Leute niedergelassen haben.«
    »Ist Fred Manton noch hier?«
      »Ja. Er arbeitet für Harry und leitet am Gascoigne Square einen Nachtklub namens ›Flamingo‹. Ich spiele Klavier bei ihm, wenn ich mal zu mir komme.« Er stöhnte plötzlich und wurde wieder von Schauern geschüttelt. »Menschenskind, hab' ich die Ladung nötig.« Er rang nach Atem. Seine Zähne schlugen aufeinander. »Wie spät ist es?«
    »Viertel nach zehn.«
    Lazers Gesicht verzerrte sich.
      »Zu spät für die Abendsprechstunde. Bis morgen früh kann ich also kein Rezept bekommen.«
    »Du bist als Süchtiger registriert?«
    Lazer nickte.
      »Der einzige Grund, warum ich nicht schon vor Jahren in die Staaten zurückgegangen bin. Drüben würden sie mich einsperren. Hier kann ich wenigstens existieren, dank des Staatlichen Gesundheitsdienstes.«
      »Wie lange nimmst du das Zeug schon?« fragte Garvald mit einem Blick auf die leeren Fläschchen.
    Lazer bleckte die Zähne.
      »Zu lange, um eine ganze Nacht ohne Spritze überstehen zu können, Benny.«
    »Weißt du, wo du etwas bekommen kannst?«
      »Klar, von der Apotheke am City Square, die auch nachts geöffnet ist. Da gibt es genug Süchtige, die mit ihren Rezepten anrücken, aber das kostet Geld, und ich bin pleite.«
    Garvald zog die Brieftasche und zählte zehn Ein-Pfund-Noten
    auf den Nachttisch.
    »Genug?«
      »Und ob.« Lazers Augen begannen zu glänzen, als er nach den Geldscheinen griff.
    Garvald bedeckte sie mit der Hand.
    »Sammy Rosco, Chuck. Wo kann ich ihn finden?«
      »Sammy?« sagte Lazer überrascht. »Er arbeitet für Manton in den Lokalen.«
    »Im ›Flamingo‹?«
      »Mit seiner Visage?« Lazer schüttelte den Kopf. »Fred führt für Faulkner noch ein paar andere Lokale, richtige Spelunken. Mieser Schnaps und noch miesere Weiber. Du kennst das. Sammy springt da ein, wo man ihn gerade braucht. Barmixer und Rausschmeißer, das sind so seine Posten. Ich glaube, daß er diese Woche im ›Club Eleven‹ ist.«
    »Lebt er noch mit Wilma zusammen?«
      »Ohne sie käme er nicht aus. Übrigens ist es nicht mehr wie früher, seit sie nicht mehr auf den Straßen sein dürfen. Sie ›arbeitet‹ jetzt meist vom Haus aus.« Er runzelte die Stirn, um sich konzentrieren zu können. »Carver Street. Ja, stimmt, Carver Street. Die Hausnummer weiß ich nicht, aber es ist ungefähr in der Mitte, neben einem Laden, wo das Schaufenster mit Brettern vernagelt ist. Die Häuser sollen bald abgerissen werden.«
      Garvald raffte die Geldscheine zusammen und drückte sie Lazer in die Hand.
    »Danke, Chuck. Wir sehen uns noch.«
    »Bei welchem Begräbnis?«
    Ben Garvald drehte sich an der Tür um und lächelte.
      »Da bin ich mir noch nicht ganz sicher. Ich sage dir aber Bescheid. Du wärst ein guter Leichengänger.«
    Die Tür fiel hinter ihm zu. Lazer kauerte eine Weile auf dem
    Bett, die Decke fest um sich gewickelt, die Geldscheine in der rechten Hand. Plötzlich schnellte er hoch und begann sich mit fieberhafter Eile anzukleiden.

    6

    Die Carver Street bestand aus baufälligen Reihenhäusern nahe dem Fluß, in einer Slumgegend, die nach Chuck Lazers Worten bald abgerissen werden sollte.
      Garvald entdeckte den Laden mit dem vernagelten Schaufenster ungefähr in der Mitte der Straße. Das Haus daneben schien jeden Augenblick zusammenstürzen zu wollen. Er benützte einen schmalen Durchgang und erreichte einen Hinterhof, der mit Abfall und leeren Konservendosen übersät war.
      Er stolperte vier Stufen hinauf und klopfte. Nach einer Weile näherten sich Schritte, die Tür öffnete sich wenige Zentimeter, und eine Frauenstimme fragte: »Wer ist da?«
      »Ich suche Sam«, erwiderte Garvald. »Sammy Rosco. Ich bin ein alter Freund von ihm.«
    »Er ist nicht da.«
    Er trat näher an die Tür.
    »Ich bin's, Wilma. Ben Garvald.«
      Sie gab einen überraschten Laut von sich, die Kette rasselte, und die Tür ging auf. Als er in den dunklen Korridor trat, griff eine Hand nach seinem Gesicht, Arme zogen ihn näher heran.
      »Ben, Liebling. Ich kann es gar nicht glauben. Bist du es wirklich?«
    Sie zog ihn durch den Gang in ein Zimmer, das verhältnismäßig sauber war und über einen Teppich verfügte. An der Rückwand

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