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Ohne Gnade

Ohne Gnade

Titel: Ohne Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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hast du mir gestern die beiden Kerle auf den Hals gehetzt?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    Garvald packte die Ginflasche und schlug ihr mit einer
    knappen Bewegung den Hals ab. Er beugte sich vor und. hielt die mörderische, gezackte Waffe unter Roscos Kinn.
      »Vielleicht hast du's vergessen, Sammy, aber auf solche Spielchen laß' ich mich nicht ein.«
      Auf Roscos niederer Stirn bildeten sich kleine Schweißtröpfchen. Seine Augen weiteten sich.
      »Es war Fred, Ben. Fred Manton. Er gab mir den Auftrag, dich abzuservieren. Er wollte nicht haben, daß du zurückkommst.«
      Garvald zog die Brauen zusammen. Das Funkeln in seinen Augen erlosch.
      »Warum, Sammy? Warum sollte Manton so etwas tun? Das ergibt keinen Sinn.«
    Er stieß die Flasche brutal nach vorn, und Sammy schrie auf.
    »Das ist alles, was ich weiß. Ich schwör's, Ben!«
      Garvald warf die Flasche in den Kamin und zerrte Rosco hoch. Er knöpfte seine Jacke auf, zog Sammys Brieftasche heraus und öffnete sie. Fünfzig Pfund in Fünf-Pfund-Noten, alle neu. Er zählte sie schnell ab und stieß Rosco verächtlich zur Tür.
    »Hau ab und komm nicht wieder.«
      Rosco drehte sich unter der Tür um, schien noch etwas sagen zu wollen, besann sich aber eines Besseren. Er stolperte im Dunkeln durch den Korridor, dann fiel die Tür hinter ihm zu.
    Garvald warf die fünfzig Pfund auf den Tisch.
      »Mehr als genug für die Heimfahrt, Wilma. Wenn sich nicht alles geändert hat, gibt es Nachtschnellzüge nach London.«
      Sie warf sich in seine Arme und preßte sich an ihn. Als sie den Kopf hob, glitzerten Tränen in ihren Augen.
    »Ich vergess' dich nie, Ben Garvald. Nie.«
    Er küßte sie kurz, preßte sie an sich und verließ das Zimmer. Sie hörte ihn am Haus vorbeigehen, dann verklangen seine Schritte.
      Sie schaute sich im Zimmer um, plötzlich von Haß erfüllt gegen diese Umgebung, gegen Sammy Rosco, gegen die vergeudeten Jahre und das, was sie ihr angetan hatten. Hastig begann sie zu packen.
      Es war beinahe Mitternacht, als sie fertig war. Sie zog den Regenmantel an, hob den Koffer auf, schaute sich zum letztenmal im Zimmer um und trat in den Korridor hinaus.
    Als sie die Haustür erreichte, klopfte jemand.
      »O Gott, nein! O lieber Gott, nein!« Der Schrei quoll in ihrer Kehle empor, sie fuhr herum, taumelte durch den dunklen Gang zurück ins Zimmer, während hinter ihr die Tür aufging.
      Sie fiel vor dem Kamin auf die Knie und suchte in verzweifelter Hast in den Scherben. Ihre Finger umkrallten ein großes Stück Glas, gebogen wie ein Dolch und ebenso scharf. Sie bog den Kopf zurück und stieß ihn hoch, aber plötzlich schoß unerträglicher Schmerz durch ihren Arm. Aufschreiend ließ sie die Scherbe fallen. Eine Hand riß sie hoch und herum, stieß sie durchs Zimmer aufs Bett.
    Sie hob den Arm, um ihr Gesicht vor dem Schlag zu schützen, der niemals ausblieb, ließ ihn aber wimmernd sinken, denn am Tisch stand nicht Sammy Rosco. Es war ein viel jüngerer Mann, den sie noch nie gesehen hatte. Er trug einen teuren Regenmantel und hatte merkwürdige, dunkle Augen, die sie zu durchbohren schienen.

    7

    ›Charles Edward Lazer, 45, Musiker, Baron's Court 15. Amerikanischer Staatsbürger. Eintritt R.A.F. Oktober 1939, entlassen Juni 1946. Oberleutnant/Navigator. Hervorragende Beurteilung. Mai 1944 Flieger-Kriegsverdienstkreuz.
    Vier Vorstrafen: Versuchter Diebstahl, Betrug, Besitz von
    Rauschgift. Wegen Auszeichnung im Krieg und Zusammenhangs aller Straftaten mit Rauschgiftsucht nicht ausgewiesen.‹
      Nick ließ sich diese Tatsachen noch einmal durch den Kopf gehen, als er in dem halbdunklen Korridor vor der Tür wartete. Auf sein Klopfen hin rührte sich nichts. Er drückte die Klinke nieder. Die Tür war unversperrt.
      Das Fenster stand offen, die Vorhänge blähten sich im Wind, und Regen sprühte herein. Nick sah sich in dem verdreckten, unaufgeräumten Raum kurz um und rümpfte die Nase wegen des Gestanks, dann ging er hinaus und lief die Treppe hinunter.
      Der Lärm in der Wohnung im Erdgeschoß war ohrenbetäubend, ein gleichmäßig pulsierender Rhythmus, der die Luft erzittern ließ. Nick klopfte ein paarmal an die Tür, ohne Antwort zu bekommen, öffnete sie und schaute hinein.
      Mindestens dreißig oder gar vierzig Personen hatten sich in den Raum gezwängt, dem Aussehen nach meist Studenten. Sie aßen, tranken und tanzten zur Musik der dreiköpfigen Band in der Ecke. Sogar auf dem Boden

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