Ohne Gnade
1951 zu seiner Entlassung. Wegen der dauernden Gehbehinderung hatte er eine Kriegsbeschädigtenrente von 33 1 / Prozent erhalten.
Zwischen diesem Zeitpunkt und seiner letzten Verurteilung war er nicht weniger als siebenundzwanzigmal im Zusammenhang mit Straftaten von der Polizei vernommen worden.
Grant trat aus seinem Büro, eine Zigarette zwischen den Lippen.
»Feuer?«
Nick zündete ein Streichholz an. Der Chefinspektor setzte sich auf den Schreibtischrand.
»Wie kommen Sie voran?«
»Ein toller Bursche«, meinte Nick. »Offenbar hat man versucht, ihm so ungefähr alles anzuhängen, was es überhaupt gibt.«
»Abgesehen von Zuhälterei und dergleichen haben Sie vermutlich recht«, sagte Grant. »Seltsamer Mensch, dieser Ben Garvald. Jeder Verbrecher in der Stadt hatte Todesangst vor ihm, aber wenn es um Frauen ging, benahm er sich wie ein Romanheld. Bella behandelte er wie eine Prinzessin.«
»Das würde erklären, warum er außer sich geriet, als sie sich scheiden ließ. Ich wollte mich gerade näher mit seinem letzten Coup befassen, für den er verknackt worden ist.«
»Da kann ich Ihnen behilflich sein«, erklärte Grant. »Ich habe den Fall damals selbst bearbeitet. Garvald und drei Komplizen erleichterten das Stahlwerk in Birmingham um fünfzehntausend Pfund. Lohngelder, die am nächsten Tag, ausgezahlt werden sollten. Die Leute sind ja nicht zu belehren, und damit meine ich nicht Garvald und Konsorten. Jedenfalls schlugen sie beim Nachtwächter nicht hart genug zu. Er schlug Alarm, und die Polizei in Birmingham sperrte alle Ausfallstraßen.«
»Zu spät?«
»Nicht ganz. Es waren zwei Autos. Das eine knallte gegen irgendein Hindernis, explodierte und ging in Flammen auf. Die Opfer waren ein wohlbekannter Einbrecher namens Jack Charlton und sein Fahrer.«
»Und Garvald?«
»Er und sein Begleiter walzten eine Straßensperre nieder und entkamen. Am nächsten Tag nahmen wir Garvald fest. Der Nachtwächter pickte ihn prompt bei einer Gaunerparade heraus.«
»Und das Geld?«
»Garvald behauptete, es sei im anderen Wagen gewesen.«
»Sehr glaubhaft.«
»Es klingt vielleicht seltsam, aber ich neigte dazu, ihm zu glauben. Jedenfalls fanden wir Spuren davon in den Überresten des verglühten Fahrzeugs. Mehr bekamen wir nicht heraus. Auch den zweiten Mann, Garvalds Begleiter, konnten wir nicht fassen.«
»Garvald hielt also den Mund?«
»Eisern. Er zuckte mit keiner Wimper.«
»Was den Kerl angeht, der damals bei ihm im Wagen saß, hatten Sie damals eine bestimmte Vermutung?«
»Mehr als eine, und in jedem Fall lief sie auf Fred Manton hinaus.«
»Manton?« Nick runzelte die Stirn. »Betreibt er nicht dieses Nachtlokal am Gascoigne Square – den ›Flamingo-Club‹?«
Grant nickte.
»Er und Garvald hatten zur Zeit des Raubüberfalls gemeinsam eine kleine Kneipe auf der anderen Seite vom Fluß. Das Dumme war nur, daß zu viele Gäste beschworen, Fred Manton sei die ganze Nacht im Lokal gewesen. Ein paar davon waren leider Gottes achtbare Bürger.«
»Ist Manton vorbestraft?«
Brady trat an den Schreibtisch und legte ein Blatt Papier vor ihn hin.
»Das ist ein Auszug aus seiner Akte.«
Nick überflog schnell den Text. ›Frederick Manton, 44, Spielklubbesitzer, Gascoigne Square, Manningham. Vier Vorstrafen wegen versuchten Raubes, Betrugs und unbefugten Waffenbesitzes. Die Polizei hatte bei achtzehn verschiedenen Gelegenheiten angenommen, er könne zur Aufklärung von Straftaten beitragen, aber es war Manton stets gelungen, ungeschoren davonzukommen.‹
»Nehmen wir an, daß Sie Manton zu Recht verdächtigten«, sagte er zu Grant. »Und daß das Geld aus dem Stahlwerk nicht in Rauch aufgegangen ist. Es muß allerhand Geld gekostet haben, ein Lokal wie den ›Flamingo-Club‹ rentabel zu machen. Man könnte verstehen, wenn Garvald hier auftaucht und seinen Anteil verlangt.«
»Raffiniert, aber die Sache hat einen Haken.« Grant stand auf und ging auf seine Bürotür zu. »Der ›Flamingo-Club‹ gehört Harry Faulkner. Fred Manton ist nur ein Angestellter. Versuchen Sie bloß nicht, Faulkner in diese Geschichte mithineinzuziehen. Seine Autos sind allein Fünfzehntausend wert.«
Die Tür fiel hinter ihm zu. Nick sah Brady an.
»Und der Rest?«
»Neun Personen, alles Leute, mit denen er ziemlich speziell war«, sagte Brady. »Fünf davon sitzen irgendwo. Vier sind noch hier, meist an der Spitze.«
Er legte die Auszüge
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