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Ohne Gnade

Ohne Gnade

Titel: Ohne Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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berücksichtigt, daß die Normaldosis zur Schmerzausschaltung ein halbes Milligramm Heroin beträgt, zeigt sich das Ausmaß des Problems.«
    »Kann man denn da nichts machen?«
      »Bei den meisten Patienten leider nicht. Ich habe Patienten, die schon sechzehnmal oder noch öfter ›ausgetrocknet‹ wurden, wie sie das nennen. Sie werden erstaunlich schnell rückfällig. Das Problem liegt darin, daß die meisten von ihnen an schweren Persönlichkeitsdefekten leiden, die überhaupt erst zum Rauschgiftgenuß geführt haben.«
      »Was Lazer angeht, ist das aber kaum zu glauben«, wandte Nick ein. »Ich kenne seine Vergangenheit. Während des Krieges hat er sich bei der Luftwaffe ganz besonders ausgezeichnet.«
      »Charles Lazer ist ein außergewöhnlich tragischer Fall. Er nahm Heroin und Kokain zum erstenmal bei einer Party vor etwa drei Jahren. Offenbar ist er damals ziemlich betrunken gewesen und wußte überhaupt nicht, was er tat.«
    »Und anschließend kam er nicht mehr davon weg?«
      »Leider. Er hat zwei Entziehungskuren mitgemacht. Einmal wurde er erst nach fünf Monaten rückfällig, und das ist wirklich erstaunlich.«
    »Es besteht also noch Hoffnung bei ihm?«
    Dr. Das lächelte schwach.
    »Sie scheinen sich persönlich dafür zu interessieren.«
    Nick hob die Schultern.
      »Ich habe seine Unterlagen gesehen, ich finde ihn sympathisch – ganz einfach. Im Krieg hat er seinen Mann gestanden, Doktor Das. Ich bin so altmodisch, zu meinen, daß das zählt. Können Sie nichts für ihn tun – was Konkretes, meine ich?«
    Der Inder nickte.
    »Es gibt eine neue Methode, mit der ein Londoner Kollege im vergangenen Jahr beträchtlichen Erfolg gehabt hat. Es handelt sich dabei um die Verwendung von Apomorphin und den stufenweisen Entzug von Rauschgift über mehrere Monate hinweg.«
    »Und das hat wirklich Erfolg?«
      »Wenn der Patient mitarbeitet. Apomorphin ist Morphium, dem zwei Wassermoleküle fehlen. Die Injektionen zügeln die Sucht nach dem Rauschgift und verhindern das Auftreten der sonst üblichen Entziehungssymptome, die ausgesprochen qualvoll sein können.«
    »Haben Sie mit Lazer schon darüber gesprochen?«
      »Das wollte ich heute abend tun, aber er kam nicht in die Sprechstunde.«
      »Ist es denn nicht möglich, daß er außerhalb der Sprechstunde kommt, wenn er unbedingt eine Injektion braucht?«
      »Das wäre reine Zeitverschwendung bei ihm. Ich habe mir zur Regel gemacht, außerhalb der Sprechstunde keine Rezepte für Rauschgifte auszustellen. Das mag Ihnen hart erscheinen, aber ich kann Ihnen versichern, daß man mit diesen Patienten überhaupt nur zurechtkommen kann, wenn man streng und gründlich vorgeht und auf einem Mindestmaß an Disziplin besteht.«
      »Lazer müßte also bis morgen vormittag warten und sehen, wie er die Nacht übersteht?«
      »Sehr unwahrscheinlich. Wenn ich mich nicht sehr irre, wird er sofort zu der Tag und Nacht geöffneten Apotheke am City Square fahren. Ein paar Süchtige lassen sich da immer nachts sehen, um ihre Rezepte abzugeben, und in einer Stadt dieser Größe kennt jeder seine Genossen. Lazer wird sich ein paar Tabletten borgen oder kaufen, um die Nacht hinter sich bringen zu können.«
    »Glauben Sie, daß ich ihn dort finde?«
    »Ganz bestimmt.«
      »Dann muß ich mich beeilen. Ich möchte ihn nicht verfehlen.«
    »Vor einem möchte ich Sie warnen«, sagte der Inder, während er Nick zur Tür begleitete. »Nach der ersten Injektion werden Sie bei Lazer eine Veränderung bemerken. Manchmal nehmen solche Leute paranoische Züge an, mit einer ganz besonderen Angst vor der Polizei. Häufig plappern sie auch alles mögliche daher oder leiden unter vorübergehenden akustischen oder optischen Halluzinationen. Das ist alles recht harmlos, aber verwirrend, wenn man nicht daran gewöhnt ist.«
      »Ich werde daran denken«, sagte Nick und streckte die Hand aus.
      »Ich stehe immer gerne zur Verfügung, Sergeant.« Der Händedruck des Inders war unerwartet kräftig. »Sie können sich jederzeit an mich wenden.«
    Die Tür fiel hinter Nick ins Schloß. Er ging die Stufen hinunter, setzte sich in den Wagen und brauste durch den heftigen Regen davon.

    8

    Chuck Lazer biß die Zähne zusammen, als die Insekten mit unerträglicher Langsamkeit über seine Haut zu kriechen begannen und eine Muskelreaktion hervorriefen, die er nicht zu beherrschen vermochte. Er trat aus dem Eingang zur Apotheke und hob das Gesicht zum Nachthimmel. Der

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