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Ohne Gnade

Ohne Gnade

Titel: Ohne Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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richtig, Bella«, sagte Lazer. »Sie will dich nicht hierhaben.«
      »Die hat Nerven«, meinte Garvald. »Was hast du dem Kerl erzählt?«
    Lazer konnte sich nicht mehr erinnern. Die Ekstase war abgeklungen. Garvald begriff und nickte kurz.
      »Laß nur, Chuck. Spielt keine Rolle. Ich habe nichts auf dem Kerbholz, und das wissen die Burschen im Rathaus ganz genau. Ich muß an Wichtigeres denken. Wo finde ich Fred Manton um diese Zeit?«
    »Ganz sicher im ›Flamingo‹.«
      »Kannst du mich durch den Hintereingang hineinschleusen? Ich möchte ihn überraschen.«
      »Nichts ist leichter als das«, sagte Lazer. »Er hat einen privaten Nebeneingang. Dort wartest du. Ich gehe vorn hinein und mache dir auf.«
    »Dann los. Meine Zeit wird knapp«, sagte Garvald. Irgendwo in der Ferne ertönte der erste Glockenschlag für Mitternacht, gedämpft durch Nebel und Regen.

    10

    Mit seinen fünfundvierzig Jahren war Jack Brady seit fast einem Vierteljahrhundert Polizeibeamter. Fünfundzwanzig Jahre lang Arbeit im Drei-Schichten-System, angefeindet von den Nachbarn, nur ein freies Wochenende von sieben zu Hause bei der Familie mit den entsprechenden Auswirkungen auf sein Verhältnis zu Frau und Kindern.
      Er war kein überaus intelligenter Mann, aber geduldig, und er besaß jene Art von Klugheit, die langsam, aber sicher zum Kern der Dinge vorstößt. Diese Eigenschaft, verbunden mit erschöpfendem Wissen über die menschliche Natur, wie er sie aus tausend harten Samstagnächten gewonnen hatte, machten einen guten Polizeibeamten aus ihm.
      Er hatte keinen bewußten Antrieb oder Wunsch, der Gesellschaft zu helfen. Die Gesellschaft bestand aus den Zivilisten, die manchmal in den ständigen Guerillakrieg zwischen Polizei und Verbrechern gerieten. Da war ihm der richtige Verbrecher als Kontrahent schon lieber. Bei ihm wußte man wenigstens, woran man war.
      Aber er kannte keine Gefühlsduselei. Ein Gauner war ein Gauner, und so etwas wie einen ›guten‹ Dieb gab es einfach nicht. Korruption blieb Korruption. Das hatte er irgendwo gelesen. Während er durch die Straßen marschierte, den Kopf vor dem Regen gesenkt, erinnerte er sich daran und dachte an Ben Garvald.
    Nach der Art zu schließen, wie er den Fall mit Grant besprochen hatte, schien Miller für Garvald Sympathie zu empfinden. Wenn er mit dieser Einstellung die Sache anging, konnte es nur gut sein, daß er möglichst bald auf die Nase fiel. Ein Polizist hatte Verbrecher zu fassen, und das konnte man einem auch nicht mit noch soviel Bildung beibringen – da half nur Erfahrung.
      Brady seufzte verdrossen und blieb stehen, um sich eine Zigarette anzuzünden. Das Seltsame an der Sache war, daß er, nachdem sein Ärger verraucht war, überrascht feststellen mußte, von Miller mehr beeindruckt worden zu sein, als er für möglich gehalten hatte. Andererseits war das kein Grund, warum man ihm nicht eine Lehre erteilen sollte. Die konnte er fürs nächste Mal vielleicht gut gebrauchen.

    Der Gascoigne Square war ein stiller, abgelegener Platz, nicht allzu weit vom Rathaus entfernt. Die schönen Häuser aus der Zeit Georg VI. befanden sich noch in ausgezeichnetem Zustand und enthielten hauptsächlich Büro- und Praxisräume für Anwälte und Ärzte, aber ein, zwei der größeren Gebäude hatten sich als ideale Objekte für den Umbau zu Nachtklubs und Spielsalons angeboten, die seit der letzten Gesetzesänderung im ganzen Land aus dem Boden geschossen waren.
    Manche davon erfüllten auch elementarere Bedürfnisse.
      Brady lächelte spöttisch, als er am ›Club Eleven‹ vorbeikam, wo eben ein Taxi hielt und fünf oder sechs ältere Geschäftsleute ausstiegen, um einander aufgeregt anzustoßen, als sie die Stufen zu dem schmalen Eingang hinaufstiegen.
      Dort würden sie alles bekommen, was sie sich wünschten. Molly Ryan würde dafür sorgen. Der eine oder andere mochte sogar ein wenig mehr erwischen, als er sich vorgenommen hatte. Aber so ging es im Leben zu, und man mußte eben an jedem neuen Tag ein neues Risiko eingehen.
    Das ›Flamingo‹ war schon vornehmer, wirkte aber auf dem alten Platz mit seinem gestreiften Vordach und den grellen Neonlichtern etwas deplaciert. Wenige Meter vom Eingang entfernt saß ein alter Mann mit Schirmmütze und Militärmantel auf einer Obstkiste, einen Stapel Sonntagszeitungen neben sich.
      Der alte Mann kannte Brady, und Brady kannte den alten Mann, aber sie ließen sich beide nichts anmerken. Der Polizeibeamte

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