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Ohne Gnade

Ohne Gnade

Titel: Ohne Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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lächelte schwach.
    »Irischer, ganz alt. Ich weiß immer noch, was du magst.«
    »Trinkst du nicht mit?«
      »Reines Gift. Solange ich lebe, trinke ich keinen Tropfen mehr.« Sie schmunzelte. »Außerdem wird man dumm davon.«
      Er schaute sich neugierig im Zimmer um und schüttelte den Kopf.
    »Irgendwie paßt das nicht zu dir.«
    »Das ist mein Büro«, erwiderte sie gelassen und setzte sich an
    den Schreibtisch. »Geschäft ist Geschäft. Bist du nicht deshalb hierhergekommen?«
    »Ich bin wohl ein offenes Buch für dich.«
      »Kein Wunder, ich kenne dich ja lange genug.« Sie lachte leise. »Erinnerst du dich noch an unsere erste Begegnung? Du warst ein junger Polizeirekrut, und ich ging einem anderen Beruf nach.«
    »Um zwei Uhr früh, und es goß in Strömen.«
      »Wir hatten beide genug. Ich nahm dich mit zu mir.« Sie lachte. »Du hast mich für den Prototyp aller Kurtisanen gehalten.«
    Er schüttelte den Kopf.
      »Das nicht, Molly, das ganz bestimmt nicht«, sagte er anzüglich.
    Sie zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich zurück.
    »Was willst du, Nick?«
      »Ben Garvald, zunächst einmal. Hast du ihn heute abend gesehen?«
    Sie sah ihn entgeistert an.
      »Ob ich Ben gesehen habe? Soviel ich weiß, ist er doch noch immer hinter Gittern.«
      »Nicht mehr. Gestern früh wurde er entlassen. Es heißt, daß er hier ist und Bella sucht.«
    Molly lachte rauh.
    »Dann hoffe ich nur, daß er sie findet.«
    »Du magst sie nicht?«
      »Sie ist nicht wert, ihm die Schuhe zu putzen. Auf meiner Liste steht er an erster Stelle. O gewiß, er ist hart – hart wie Stahl, aber bei Frauen –«
    Sie seufzte, und ihr Gesicht wurde weich.
    »Du stehst also auf seiner Seite?« fragte Nick.
      »Na klar. Als ich aus Irland herüberkam, war ich achtzehn Jahre alt und hatte von nichts eine Ahnung. Bis ich mich umsah, war ich in die falschen Hände geraten und wurde ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Ben Garvald holte mich heraus, ohne jede Gegenleistung. Das ist seine einzige Schwäche – wenn eine Frau in Schwierigkeiten ist, muß er ihr heraushelfen.«
      »Schön«, sagte Nick. »Du hast ihn heute abend also nicht gesehen?«
    »Zufällig nein. Hat sich Bella beklagt?«
    »So kann man es nennen.«

  »Diese Ziege. Wo ich die sehen möchte, könnte ich dir schon sagen.«
    Nick beschloß, das Thema zu wechseln.
    »Ist Sammy Rosco zufällig hier?«
    Sie nickte.
    »Oben. Suchst du ihn etwa auch?«
      »Ich habe nur ein paar Fragen an ihn, nichts Wichtiges. Können wir hinaufgehen?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Warum nicht?«
      Sie verließen das Büro, gingen durch den Korridor und blieben vor einer Tür stehen. Dort stand: ›Kurabteilung – Nur für Mitglieder‹.
      »Ganz neuer Name«, sagte Nick, aber sie ignorierte die Bemerkung, öffnete die Tür und führte ihn die Treppe hinauf.
    Sie gingen durch einen langen Korridor, ließen eine Schwingtür hinter sich und betraten einen langen, gekachelten Raum, in dem es dampfte. Ein dicker, häßlicher Mann, nur mit einem großen Handtuch bekleidet, kam auf sie zu. Ein junges Mädchen, das einen weißen Kittel trug, begleitete ihn. Sie betraten eine Kabine und zogen den Vorhang hinter sich zu.
      Zu beiden Seiten gab es lange Reihen dieser Kabinen. Ein Vorhang war nicht richtig zugezogen. Als Nick daran vorbeikam, schaute er hinein. Auch hier lag ein dicker, älterer Mann auf einer Liege, betreut von einer jungen Masseuse, die sich ihres Kittels bereits entledigt hatte.
      Als Molly die Tür am Ende des Raumes aufhielt, lächelte sie ihn an.
      »Alles ganz legal, Nick. Sie haben alle ein Diplom. Von einem Institut für Massage und Körperpflege in London.«
    »Das Institut kann ich mir vorstellen«, meinte Nick.
      Der Raum, den sie betraten, war weiß gefliest. In der Ecke hatte man eine Duschkabine eingerichtet. Mitten im Raum stand eine gepolsterte Liege. Sammy Rosco saß auf einem Stuhl in der Ecke und las in einer Illustrierten. Er trug eine lange Hose und ein Unterhemd.
    »Reizend«, sagte Nick. »Was soll er denn darstellen?«
      Rosco hob stirnrunzelnd den Kopf, warf die Illustrierte auf den Boden und stand auf.
    »Wer ist der Komiker, Molly?«
    Nick drehte sich um.
    »Du kannst jetzt gehen.«
    »Moment mal«, sagte sie überrascht.
      »Ich sagte, du kannst gehen«, wiederholte er scharf. Sie drehte sich um und verließ mit rotem Kopf den Raum. Nick zeigte seinen Ausweis. »Ich habe nicht viel Zeit, also

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