Ohne jede Spur
liebe ich meine Tochter.»
«So sehr, dass Sie es in den vergangenen fünf Jahren nie ernstlich versucht haben, sie zu finden.»
«O doch, ich habe es versucht.»
«Wie?»
«Ich habe einen Privatdetektiv engagiert, einen der besten im Land. Und jetzt kommt’s: Der Mann, den Sandra mir als ihren zukünftigen Ehemann vorgestellt hat, war Jason Johnson und nicht Jason
Jones
.»
D. D. entschuldigte sich und ging nach draußen, um ein Glas Wasser zu holen. Unterwegs machte sie halt vor Detective Coopers Schreibtisch und forderte ihn auf, Informationen über Jason Johnson alias Jason Jones auszugraben.
Cooper runzelte die Stirn. Er verstand sich wie kein anderer in der Abteilung auf solche Recherchen und versuchte ihr klarzumachen, dass er ohne zumindest den Anfangsbuchstaben eines Mittelnamens oder irgendeinen anderen zusätzlichen Hinweis würde lange suchen können, weil die Liste der Jason Johnsons dieser Welt wohl ebenso lang wäre wie die der Jason Jones.
«Das weiß ich», versicherte sie ihm. «Aber du liebst ja deine Arbeit, und jeder neue Tag befriedigt dich mehr als der vorausgegangene. Viel Spaß.»
D. D. kehrte zum Vernehmungsraum zurück, doch statt einzutreten, beschloss sie spontan, vor der Spiegelglasscheibe eine Weile von draußen zuzuschauen. Richter Black schien sich von Frauen nicht im Geringsten irritierenzu lassen. Er spielte mit seinem Südstaatencharme und drosch gefällige Phrasen ohne Ende. Darum erschien es ihr sinnvoll, zur Abwechslung auch einmal Miller zum Zuge kommen zu lassen.
Miller hockte nach wie vor vornübergebeugt am Kopfende des Tisches und spielte gelangweilt mit seinem Kugelschreiber, was Maxwell zunehmend zu verunsichern schien. Der Richter rückte die Krawatte zurecht, zupfte an seinem Einstecktuch und nahm zwischendurch einen Schluck Kaffee zu sich. Seine Hand zitterte, wenn er die Tasse zum Mund führte. D. D. bemerkte die Altersflecken auf seinem Handrücken. Sein Gesicht aber war fast faltenfrei und recht attraktiv.
Ein gutaussehender Mann, dachte sie. Vermögend, charmant, einflussreich. Sie fragte sich, warum es nicht längst eine zweite Mrs Black gab.
«Wussten Sie, dass Sandra in anderen Umständen ist?», fragte Miller plötzlich.
Der Richter schien in Gedanken woanders zu sein und zwinkerte mit den Augen. «Wie bitte?»
«Hat Sandy Ihnen gesagt, dass sie schwanger ist von Jason Johnson oder Jones oder von wem auch immer?»
«Ich … ich weiß, ja.»
«Mich hätte das zur Weißglut getrieben», meinte Miller im Plauderton. «Wenn meine achtzehnjährige Tochter von einem über zehn Jahre älteren Kerl geschwängert worden wäre.»
«Ich, ähm … nun, wie gesagt, ich kenne mein Kind. Sandra war auf Abwegen. Dass sie schwanger werden würde, war nur eine Frage der Zeit. Es hätte auch Schlimmerespassieren können. Davon abgesehen, glaube ich nicht, dass Jason der leibliche Vater meiner Enkelin ist.»
Miller hielt seinen Kugelschreiber fest. «Nicht?»
«Nein, Sir. Ich erinnere mich an die Anfänge der Schwangerschaft meiner Frau. Während der ersten drei Monate konnte Missy kaum das Bett verlassen. Sie war immer müde und hatte Bauchschmerzen. Sandra erging es ganz ähnlich. Sie fühlte sich so elend, dass sie zu Hause blieb und die ganze Zeit schlief. Ich dachte zuerst, sie hätte sich einen Virus eingefangen, aber ihr schlechter Zustand dauerte an, und so schöpfte ich Verdacht. Kaum ging es ihr besser, trieb sie sich wieder herum. Und es war zu diesem Zeitpunkt, als sie diesen neuen Mann kennenlernte, diesen Jason Johnson.»
«Augenblick mal. Sie behaupten, Sandy war schon schwanger, als sie sich diesen älteren Typen geangelt und unter den Nagel gerissen hat?»
«Wenn Sie es so formulieren möchten, ja.»
«He, aber wäre das nicht ein Grund zum Feiern? Ihre Tochter mutiert in kürzester Zeit von einem ledigen Teen in anderen Umständen zur Braut eines vermögenden Mannes. Den müsste man doch als Schwiegervater in Ehren halten.»
«Jason Johnson hat mir meine Tochter weggenommen.»
«Sie waren also gegen eine Heirat. Aber Sie kennen doch Ihre Tochter. Sie hätten wissen müssen, dass sie durchbrennt, wenn Sie sich ihr in den Weg stellen.»
«Sie war noch zu jung, um zu heiraten.»
«Sagen Sie das dem Kerl, der sie geschwängert hat. Ichfinde, Ihre Tochter kann von Glück reden, dass Jason sie unter seine Fittiche genommen hat.»
«Johnson hat ihre Nöte schändlich ausgenutzt. Unter anderen Umständen hätte sie mich
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