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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
Vom Netzwerk:
Times, USA Today
und
Drudge Report.
    In diesem Moment verachtete ich meinen Mann. Ich hasste ihn dafür, dass er mich nach Boston geführt, aber nicht wirklich gerettet hatte. Ich hasste ihn dafür, dass er mich respektierte, mir aber nie das Gefühl gab, gewollt zu sein. Ich hasste ihn für sein Schweigen, für seine Geheimnisse und das Schwarzweißfoto eines verängstigten kleinen Jungen, das mich, seit ich es gesehen hatte, verfolgte.
    «Was für ein Monster bist du?», fragte ich laut, doch der Computer hatte keine Antwort für mich.
    Ich loggte mich in meinen AO L-Account ein und schrieb eine E-Mail :
Lieber Wayne, danke, dass Sie Zeit für mich hatten. Ich arbeite jetzt an unserem Projekt und hoffe, Sie bald wiederzusehen, vielleicht nächsten Donnerstag zum Basketball   …

30.   Kapitel
    «Was soll das heißen, du kannst das Geld nicht finden? Es sind vier Millionen Dollar, Mann. Nach Sparschweinen musst du nicht suchen», brüllte D.   D. in ihr Handy. Sie und Miller hatten gerade Jones verlassen und wurden von einem halben Dutzend Fotografen belagert. Das hatte man ihnen in der Polizeischule nicht beigebracht: wie man vor Paparazzi posiert.
    «Nein, ich will nicht, dass sich die Feds reinhängen. Als ob wir der Kohle nicht selbst auf die Spur kommen könnten   … Okay, okay, ich hab verstanden. So was geht nicht von jetzt auf gleich. Ich geb dir noch genau zwei Stunden   … Ich weiß, also streng dich an.»
    D.   D. klappte das Handy zusammen und verzog das Gesicht.
    «Schlechte Nachrichten?», fragte Miller und strich sich verlegen über den Schnauzbart. Er konnte die Scheinwerfer der Medien offenbar ebenso wenig leiden wie sie. Die beiden blieben am Fuß der Eingangsstufen stehen, um für die Pressefritzen, die sie bereits mit ihren Fragen bombardierten, außer Hörweite zu bleiben.
    «Cooper kommt mit seinen Ermittlungen, was Jones’Vermögen angeht, nicht weiter», erklärte D.   D. «Unser Familienvater hat offenbar ein Konto in irgendeiner Steueroase, und die halten dicht. Erst wenn Anklage gegen ihn erhoben wird, können wir mit Informationen rechnen. Wir aber müssen wissen, woher das Geld kommt, um Jones’ wahre Identität aufdecken und gegebenenfalls Anklage erheben zu können. Das heißt, wenn sich nicht bald was tut, geht er uns durch die Lappen.»
    «Dieser verdammte Penner!», knurrte Miller.
    Sie verdrehte die Augen und kaute auf der Unterlippe. «Ich komme mir vor, als steckten wir in einer schlechten Folge von
Law & Order
fest.»
    «Wieso?»
    «Wer sind unsere Verdächtigen? Wir haben einen mysteriösen Ehemann, der wahrscheinlich in Online-Schweinkram verwickelt ist, einen als Sexualstraftäter registrierten Nachbarn, einen dreizehnjährigen Schüler, der in seine vermisste Lehrerin verliebt ist, einen Computerspezialisten der Landespolizei, der ein starkes persönliches Interesse an den Ermittlungen hat, und, last but not least, den Vater der Vermissten, der womöglich wusste, dass sie als Kind misshandelt wurde, und ein starkes Interesse daran hat, dieses schmutzige Detail aus seiner Vergangenheit nicht ans Licht kommen zu lassen. Für mich sieht das Ganze aus wie eine miese Docutainment-Episode nach dem Strickmuster von ‹Fälle, die Schlagzeilen machten›. Nur, auf die Schlagzeilen dürfen wir noch gespannt sein.»
    «Vielleicht ist es wie bei
Mord im Orientexpress
. Am Ende stecken alle mit drin. Das wäre was.»
    Sie warf ihm einen schiefen Blick zu. «Sie haben einen seltsamen Sinn für Humor, Miller.»
    «Das bleibt nicht aus in unserem Job.»
     
    In Zweifelsfällen sollte man alle Beteiligten reden lassen. D.   D. wollte Ree noch einmal befragen, doch damit war Marianne Jackson nicht einverstanden. Drei Vernehmungen innerhalb dreier Tage wären zu viel für das Kind und könnten von einem guten Strafverteidiger als Nötigung ausgelegt werden, sodass, selbst wenn sie brauchbare Hinweise lieferten, diese vor Gericht nicht zu verwerten wären. Sie mussten dem Kind Zeit lassen oder besser noch: gute Gründe anführen, die eine weitere Vernehmung zwingend erforderlich machten.
    Also blieb ihnen, D.   D. und Miller, nichts anderes übrig, als ihre Verdächtigenliste abzuarbeiten. In den vergangenen achtundvierzig Stunden hatten sie Jason Jones, Ethan Hastings, Aidan Brewster und Wayne Reynolds auf den Zahn gefühlt. Jetzt galt es, den ehrenwerten Maxwell Black zum Gespräch zu bitten. Der stand in diesem Moment auf der anderen Straßenseite und beschäftigte sich mit

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