Ohne jede Spur
du in sie verliebt?», wollte Jason wissen und registrierte, wie D. D., die neben ihm stand, unruhig wurde.
«Also wirklich –», protestierte der Rektor.
«Sie verdienen sie nicht», platzte es aus Ethan heraus. «Sie haben nur Ihre Arbeit im Kopf und kümmern sich kaum um sie. Ich würde sie besser behandeln und jede Sekunde mit ihr verbringen, wenn ich könnte. Ich helfe ihr bei der Unterrichtsvorbereitung und gehe mit zu den Basketballspielen, nur ihretwegen. Dabei wäre das Ihre Aufgabe, wenn Sie sie wirklich lieben würden. Sie sollten für Ihre Frau und Ihr Kind da sein, mit ihnen reden, bei ihnen sein.»
«Wie oft bist du in letzter Zeit mit Mrs Sandra zusammen gewesen?», fragte D. D.
«Jeden Tag. Jede Freistunde. Ich habe ihr beigebracht, im Internet zu surfen und ihr gezeigt, wie sie das den Schülern in der sechsten Klasse vermitteln kann. Ich kann mit Computern gut umgehen, wissen Sie?»
Blödsinn
, dachte Jason.
«Ethan, bist du mit Mrs Sandra jemals ausgegangen?», fragte Warren.
«Wir haben uns jeden Donnerstag beim Basketball gesehen. Die Donnerstagabende sind mir die liebsten in der ganzen Woche.»
«Warst du schon einmal bei ihr zu Hause? Oder habt ihr euch an einem anderen Ort getroffen?»
Rektor Stewart wurde sichtlich nervös.
Doch Ethan schüttelte den Kopf. «Nein», antwortete er klagend und richtete seinen Blick zurück auf Jason. «Sie sagte, ich könne nicht zu ihr kommen. Es sei zu
gefährlich
.»
«Was hat sie sonst noch über ihren Mann gesagt?», wollte Warren wissen.
Der Junge zuckte mit den Schultern. «Nicht viel, aber das brauchte sie auch nicht. Ich habe gesehen, dass sie einsam ist. Traurig. Einmal hat sie sogar geweint. Sie wollte weg von ihm, das war deutlich zu sehen. Aber sie hatte auch Angst. Ist doch klar. Sehen Sie sich den Kerl doch bloß an.»
Alle schauten brav auf Jason, der, übernächtigt und unrasiert, wie er war, in der Tat keinen guten Eindruck machte. Er blickte zu Boden.
Trauernder Ehemann, trauernder Ehemann.
«Ethan, es scheint, dass ihr, du und Mrs Sandra, häufigmiteinander gesprochen habt. Habt ihr euch auch E-Mails geschrieben, telefoniert oder auf andere Weise Kontakt gepflegt?», fragte Warren.
«Ja. Klar. Aber sie wollte nicht, dass ich öfter anrufe oder schreibe. Sie wollte nicht, dass ihr Mann Verdacht schöpft.» Und wieder warf er dem Besagten einen wütenden Blick zu.
«Es kam also zu Treffen außerhalb der Schule?», fragte der Rektor Stewart ernstlich besorgt.
Ethan schüttelte den Kopf. «Wie gesagt, nur während ihrer Freistunden. Und donnerstags abends beim Basketball.»
«Habt ihr bei diesen Spielen mehr als nur zugeschaut?», fragte Warren.
«Wie meinen Sie das?»
D. D. zuckte mit den Achseln. «Seid ihr zum Beispiel spazieren gegangen, rund um die Schule etwa? Habt ihr euch in ein Klassenzimmer zurückgezogen, um miteinander zu reden?»
Der Junge legte die Stirn in Falten. «Natürlich nicht. Es war schließlich immer ihre Tochter dabei. Die konnte sie doch nicht einfach allein zurücklassen. Mrs Sandra ist eine gute Mom.»
Warren wandte sich Jason zu. Der bestätigte: «Ich arbeite donnerstags nachts. Ja, sie nimmt Ree immer mit zu den Spielen.»
D. D. nickte und sah, dass ihn die aufgeworfene Frage nicht weniger beschäftigte als sie. Ethan Hastings bildete sich tatsächlich ein, mit Sandy eine Art Beziehung zu unterhalten. Wie weit mochte diese Beziehung gegangensein? Waren sich Lehrerin und Schüler körperlich nähergekommen? Oder hatte sich der versponnene Schüler nur eine Wunschvorstellung zurechtgelegt?
Sandy wäre nicht die erste junge hübsche Lehrerin gewesen, die sich auf ein Verhältnis mit einem Schüler eingelassen hätte. Und Ethan hatte ihre Schwachstelle sehr genau erkannt. Sandra kam sich zweifellos einsam vor, vernachlässigt und überfordert als Mutter und Berufstätige. Ethan bewunderte und überschüttete sie mit Aufmerksamkeit und Anerkennung.
Aber er war eben nur ein Junge. Jason konnte sich nicht vorstellen, dass seine Frau ihn mit einem Dreizehnjährigen betrog. Doch das konnten andere Ehemänner in vergleichbarer Situation wohl auch nicht.
Es klopfte leise an der Tür. Sie ging ein Stück auf und gab den Blick auf Adele frei. «Ethans Eltern sind da», sagte sie.
Rektor Stewart nickte, worauf ein verstörtes Elternpaar den Raum betrat.
«Ethan!», rief die Mutter und eilte auf ihren Sohn zu. Der warf ihr seine Arme um die Taille und verwandelte sich
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