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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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«Was machtSie so sicher? Wir wissen doch, wie es in der Welt zugeht. Dass eine Lehrerin bei Gelegenheit auch mal einen ihrer Schüler vernascht, soll durchaus vorkommen.»
    «Mag sein.» D.   D. rümpfte die Nase. «Aber in diesem Fall finde ich es wenig plausibel. Eine so gut aussehende Frau wie Sandra Jones wird sich über mangelndes Interesse auf Seiten der Männer nicht beklagen können.»
    «Vielleicht geht’s um Dominanz», gab Miller zu bedenken. «Manche Frauen wollen keine Beziehung auf Augenhöhe. Sie wollen, dass der Mann tut, was sie sagen. Und weil jemand, der sein Testosteron im Griff hat, auf so was nicht eingeht, suchen sie sich ihre Opfer in der jüngeren Riege.»
    «Es liegt also am Testosteron.» D.   D. kniff die Brauen zusammen. «Tja, dann sollte ich mich wohl auch einmal häufiger in der Mittelschule umtun», sagte sie lachend. «Sei’s drum, Sandy hat mit Sicherheit keine Affäre mit Ethan Hastings. Wäre ja auch kaum möglich. Sie hat ja immer ihre Tochter bei sich.»
    Miller dachte darüber nach. «Vielleicht ist es das, was man eine ‹emotionale Affäre› nennt. Sandy hat den Jungen per Handy, E-Mail und so weiter regelrecht verführt. Ihr Mann ist dahintergekommen und hat sie in einem Anfall von Eifersucht getötet.»
    «Könnte auch sein, dass sie Aidan Brewster ins Vertrauen gezogen hat, worauf dieser in Rage geraten ist. Zugegeben, wir haben weder gegen den einen noch den anderen genug in der Hand. Aber betrachten wir’s optimistisch.»
    «Optimistisch?»
    «Sandra Jones’ angebliches Verhältnis zu einem Schüler verschafft uns die Möglichkeit, Zugriff auf ihren Computer zu nehmen.»
    Miller nickte langsam. «Sie scheinen wirklich einen Ihrer guten Tage zu haben.»

20.   Kapitel
    Die Menschen stehen den Alltag durch, indem sie sich die außergewöhnlichen Momente vor Augen halten. Wir planen Riesenpartys zu besonderen Anlässen – den fünfundzwanzigsten Geburtstag, die Verlobung, Hochzeit oder Kindstaufe. Wir feiern, jubeln und versuchen, dem großen Ereignis gerecht zu werden, weil es, nun ja, eben etwas Großes ist.
    So wappnen wir uns auch gegen größere Niederlagen und Verluste. Die Nachbarschaft stellt sich hinter die Überlebenden einer Brandkatastrophe. Die Familie kommt zusammen, um den viel zu früh verstorbenen Vater zu Grabe zu tragen. Die beste Freundin widmet das erste Wochenende der gerade geschiedenen Mutter von drei Kindern. Wir sehen Großes und Bedeutsames auf uns zukommen und bereiten uns auf eine der Hauptrollen in unseren persönlichen Dramen vor. Wir fühlen uns dann besser. Stärker.
Schaut her, ich meistere mein Schicksal.
    Darüber vergessen wir das, was dazwischenliegt. Das alltägliche Leben, das Leben, wie es ist. Darin gibt es nichts zu feiern, nichts zu betrauern, sondern nur Aufgaben zu bewältigen.
    Ich glaube, es sind genau diese Momente, an denen wir uns letztlich aufrichten oder zerbrechen. Sie sind wie die Wellen, die Tag für Tag vor denselben Felsen schlagen und ihn formen beziehungsweise aushöhlen. Sie, die gewöhnlichen Kleinigkeiten, kosten letztlich die größte Kraft und bergen die größten Gefahren. Ich spreche von den alltäglichen Dingen, die wir tun oder unterlassen, ohne ihre langfristige Wirkung zu bedenken.
    Beispiel: Für mich endete die Welt, wie ich sie kannte, am 30.   August, einem Samstag, als ich Jason einen iPod zum Geburtstag kaufte.
    Ree und ich waren gemeinsam unterwegs. Sie brauchte neue Sachen für den Kindergarten, und ich wollte noch ein paar Dinge für meine Klasse besorgen. Wir gingen zu
Target,
wo ich auf die Idee kam, Jason einen dieser iPods zu schenken. Er hörte schrecklich gern Musik und hatte vor kurzem zu joggen angefangen. Mit einem iPod würde er beides kombinieren können.
    Wir schmuggelten das kleine technische Meisterwerk, versteckt zwischen meinen Schulsachen, nach Hause. Als Jason und Ree später im Wohnzimmer miteinander balgten, verstaute ich es unter einem Stapel Topflappen in einer der Küchenschubladen.
    Ree und ich hatten uns schon auf der Rückfahrt einen Plan zurechtgelegt. Wir wollten den iPod heimlich für ihn bestücken und jede Menge Rock downloaden, ohne Rücksicht auf Jasons Vorliebe für klassische Musik. Aus dem Film
Flutsch und weg
war Ree vertraut mit den Werken von Billy Idol und Fatboy Slim. Sonntagmorgens, wenn Jason, von der Woche ausgepowert, bis nach neun schlief,
hatte sie Gefallen daran gefunden, ihren Vater zu wecken, indem sie
Dancing with Myself
durchs

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